Aus dem Moselstadion berichten
Martin Köbler und Anna Lena Bauer (Fotos)
Da hat es sie doch noch einmal erwischt, die Eintracht aus Trier. Nach der Maximalausbeute von neun Punkten aus den letzten drei Begegnungen kam die Mannschaft von der Mosel vor heimischem Publikum nicht über ein 2:2-Unentschieden heraus – trotz zweimaliger Führung. Bis zum heutigen Abend konnte die Eintracht in dieser Saison gegen jede zweite Mannschaft als Sieger den Platz verlassen – doch der FSV Mainz 05 II erwies sich als die vermutete „harte Nuss“. Der Auftritt der Blau-Schwarz-Weißen war indes nicht so überzeugend, um einen erneuten dreifachen Punktgewinn zu rechtfertigen – was Cheftrainer Roland Seitz ebenso sah: „Mit dem Spiel meiner Mannschaft bin ich nur bedingt zufrieden. Vor dem Hintergrund der englischen Woche und dem kräftezehrenden Programm kann man mit dem Punkt aber leben.“
Foto: Auch heute wieder unermütlich die rechte Seite beackernd: Olivier Mvondo, hier im Duell mit Malik Fathi.
Der Übungsleiter ließ seinen Worten, er würde bei der Zusammenstellung der Startelf im Vergleich zum Spiel gegen Borussia Dortmund II „durchrotieren“, zumindest teilweise Taten folgen, was die rund 2.400 anwesenden Zuschauer im weiten Rund beim Verlesen der Mannschaftsaufstellung registrierten. Denn für den Torschützen vom Sonntag, Tolgay Asma, war ob einer Verletzung im Abschlusstraining heute Abend nur ein Bankplatz vorgesehen – für ihn rückte Piero Saccone zurück in die Startelf. Ansonsten präsentierte sich dem geschulten Auge die gleiche Formation wie bereits im Stadion „Rote Erde“ – business as usual sowohl in der Viererkette als auch auf den Außenbahnen wie im Sturm. Doch die Elf, die vor vier Tagen die kleinen Borussen auswärts dominierte, hatte in der ersten halben Stunde der Begegnung sichtlich Probleme mit dem gut organisierten Mainzer Stellungsspiel und dem frühen Pressing der Landeshauptstädter. Fehlpässe, in der Anfangsphase speziell von Alban Meha und Piero Saccone, waren die logische Konsequenz – was bereits nach noch nicht einmal fünf gespielten Minuten Roland Seitz dazu veranlasste, lautstark ins Geschehen einzugreifen. Da aber auch die Rot-Weißen vom Rhein keine wirklich treibenden Ideen für ihr Offensivspiel entwickelten, sahen die Anhänger zunächst eine langweilige Partie, die zwischen den Strafräumen hin- und herpendelte. Nennenswerte Aktionen waren Mangelware – und wenn, dann entstanden sie mehr durch Zufall denn durch Eingebung (wie in der 12. Minute, als nach einer Offensivaktion von Thomas Kraus und Olivier Mvondo der Ball vom Rücken des Mainzer Kapitäns Steven Kröner Richtung Torhüter Tapalovic hoppelt, wo er beinahe vom rackernden Mvondo hätte aufgenommen werden können). Bezeichnend für die Partie, dass der bis dato größte Aufschrei nach einem Foul von Viktor Riske an Thomas Drescher durch das Moselstadion hallte, als sich der Mittelfeldmann der Gäste mehr als griechisch-römischer Zehnkämpfer denn als Fußballer entpuppte (23.) – Gelb war die logische Folge, die Riske in den folgenden Minuten fast in eine Gelb-Rote verwandelt hätte, sich aber nach deutlich ermahnenden Worten des Gästetrainers Martin Schmidt wieder einigermaßen besann. Es war ein typisches Spiel, welches eine Einzelaktion benötigte, um die Beteiligten wachzurütteln und für nennenswerte Aktionen zu sorgen – wie in der 33. Minute, als Standard-Spezialist Alban Meha einen Freistoß aus knapp 30 Metern halblinker Position nur denkbar knapp neben den Torpfosten setzte. Was sein Teamkollege verpasste, machte der ins Team gerückte Piero Saccone nur drei Minuten später deutlich besser – durch eine Einzelaktion, versteht sich. Dabei war die Situation in der Mainzer Defensive schon fast geklärt, als sich Thomas Kraus und Olivier Mvondo am Bundesliga-Profi Malik Fathi festdribbelten und den Ball schon fast verloren hatten. Über Umwege fällt das Spielgerät in dreißig Meter Torentfernung plötzlich dem waschechten Italiener vor die Füße – und der weiß was damit anzufangen, denn sein satter Schuss in die von Tapalovic aus gesehene rechte untere Ecke zappelt nur Augenblicke später im Netz – das 1:0 (36.), gleichbedeutend mit dem Halbzeitstand.
Beide Trainer vertrauten nach dem Seitenwechsel zunächst ihrer Startformation, was sich speziell auf Mainzer Seite rasch bezahlt machen sollte: Die Gäste fanden sichtbar besser in die Begegnung und erarbeiteten sich mehr Spielanteile – und daraus resultierend auch einige Möglichkeiten. Nachdem Jared Jeffrey in der 48. Minute mit einem satten Freistoß-Knaller den Torwinkel nur um Zentimeter verfehlte, nutzte sein Teamkollege Petar Sliskovic eine kollektive Tiefschlafphase der Trierer Viererkette mit einem sehenswerten Schlenzer ins Toreck zum 1:1-Ausgleich (50.), Andreas Lengsfeld im Kasten der Eintracht ohne Abwehrchance – aber nicht ganz ohne Schuld, war der Auslöser für den Treffer doch ein missglückter Abstoß. Spätestens jetzt war die Begegnung jedoch eines kleinen Rheinland-Pfalz-Derbys würdig, nichts erinnerte an die vergangene schwache erste Halbzeit. Denn nur vier Minuten später tauchte Nico Patschinski urplötzlich nach wunderschönem Zuspiel von Thomas Kraus mutterseelenallein vor Toni Tapalovic auf. Der Altmeister hat den Ball schon an ihm vorbeigelegt – doch wird vom Schlussmann unsanft von den Beinen geholt. Schiedsrichter Andreas Steffens aus Mechernich hat gar keine andere Wahl – ein Pfiff schneidet durch die Dunkelheit, sein Zeigefinger deutet Richtung Punkt: Elfmeter und obendrein Gelb für Tapalovic. Alban Meha lässt sich nicht zweimal bitten und versenkt ohne Probleme (54.). Während Stadionsprecher Peter Pries noch freudetrunken den neuen Spielstand verkündete, hätte Nico Patschinski zum Helden werden können, als er unmittelbar im Anschluss an den Mainzer Anstoss einen Fehlpass der Innenverteidigung ausnutzt und zusammen mit Thomas Kraus und Olivier Mvondo nur noch einen Abwehrmann vor sich hat – was normalerweise die sichere Entscheidung zum 3:1 ist, blieb den Anhängern der Eintracht jedoch verwehrt – denn das Abspiel fand keinen Teamkollegen, sondern lediglich Routinier Marco Rose.
Foto: Bei seinem ersten Einsatz im Moselstadion zeigte er vollen Einsatz – nach Spielende machte Lukas Mössner einen zufriedenen Eindruck.
Dass es nicht beim 2:1 blieb, hatte vor allem zwei Gründe. Erstens: die ein oder andere Abstimmung im Defensivverbund der Eintracht haperte am heutigen Abend etwas – und zweitens: eine ebensolche nutzte Thomas Meißner mit einem satten Schuss in den rechten Winkel zum 2:2-Endstand aus (68.). Danach passierte nicht mehr viel – die Eintracht zwar bemüht, den Siegtreffer zu erzielen – doch es fehlte die Durchschlagskraft und vielleicht auch ein wenig der letzte Wille. Die größte Gelegenheit vergab in der 74. Minute Nico Patschinski, als er den weit heraus geeilten Tapalovic überlupfen wollte, dieser jedoch irgendwie noch den Kopf dazwischen bekommen konnte. „Es war sicherlich insgesamt kein gutes Spiel – aber manchmal muss man auch mit einem Punkt zufrieden sein. Wie heute!“, wußte nach dem Ende der Partie auch Aufsichtsratsmitglied Michael Berger die Begegnung richtig einzuschätzen. So blieb es beim letztlich leistungsgerechten 2:2-Unentschieden, durch welches die Eintracht mit nun dreizehn Punkten aus sieben Spielen den beachtlichen dritten Tabellenrang belegt.
Eintracht Trier: Andreas Lengsfeld – Thomas Drescher, Torge Hollmann, Josef Cinar, Cataldo Cozza – Stefan Kohler, Alban Meha, Piero Saccone (ab 90.+1 Thomas Kempny), Olivier Mvondo (ab 64. Lukas Mössner) – Nico Patschinski (ab 84. Max Bachl-Staudinger), Thomas Kraus.
FSV Mainz 05 II: Toni Tapalovic – Malik Fathi, Marco Rose, Jan Kirchhoff, Steven Kröner (ab 85. Johnathan Zinnram) – Thomas Meißner, Fabian Götze, Viktor Riske, Jared Jeffrey – Robin Mertinitz (ab 70. Jainell David Hoilett), Petar Sliskovic.
Weitere Bilder (klicken für groß):
Fotos: Anna Lena Bauer
Stimmen zum Spiel
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dreschi 2010 meint
finde ich auch ….sehr informativ und gut gemacht das neue 5vier portal….
John Doe meint
Ich kann mich da jawohl nur anschließen. Das ist aber Geschmacksache. Mir persönlich gefällt der Stil hier viel besser. Die Artikel über die Eintracht bei moselkicker waren mir meist zu langatmig und schnulzig. Die habe ich selten komplett durchgelesen. Aber wie gesagt jeder hat da andere Vorlieben. Mir gefällt es so besser.
5vier ist aber im Sportteil sehr gut geworden. Und auch die anderen Themen finde ich sehr interessant. Das ist endlich mal was anderes und neues. Macht weiter so!
jawohl meint
@ Lenz:
Sie reden von „wir“. Wenn ich die Kommentare vorher richtig interpretiere (und da muss man kein großer Könner der deutschen Sprache sein), müsste in Ihrem Kommentar anstelle von „wir“ „ich“ stehen. Irgendjemand hat gesagt, es wäre „fachlich und sachlich“ richtig, „hervorragend“, „prima“. Wenn Sie meinen, dass dies hier nicht die Qualität wie beim Moselkicker habe, dann ist das eben Ihre Meinung. Aber als Rückschluss dessen von sich auf andere zu schließen, halte ich für sehr gewagt.
Klar, der Aufbau der bisherigen Artikel ist anders als beim Moselkicker. Na und? Mir gefällt das hier auch – und da stehe ich, wie man sieht, nicht alleine mit meiner Meinung.
Abgesehen davon finde ich die Geschichtchen nach wie vor hervorragend. Ein Lob an „Köbi“ an dieser Stelle.
Lenz meint
@jawohl
Auf die Qualität kommt es an und das hier ist keine Qualität wie wir sie gewöhnt waren…..
Micha meint
aber viel wichtiger wäre mir: Szenen DES Spiels…
Anm. d. Red.: das ist leider aus Lizenzgründen nicht möglich. Der DFB ist da relativ humorlos, wenn man Spielszenen als Video veröffentlicht. Bei den geringen Fernsehgeldern, die die Regionalligisten erhalten, ist das eine schwer zu verstehende Haltung, aber der DFB hat sich sicher etwas dabei gedacht…
dreschi 2010 meint
ok danke…
dreschi 2010 meint
ja dat hab ich gelesen …lol
aber was er hat ????
Anm. d. Red.: Er hat sich was am Wadenbein gestaucht.
dreschi 2010 meint
kann mir jemand mal verraten was mit tolgay asma gestern war ????
Anm. d. Red. War leicht angeschlagen, hat sich im Abschlusstraining verletzt. Steht aber auch im Bericht drin 😉
dreschi 2010 meint
so also2:2 gegen starke mainzer…vielleicht der richtige hallo wach effeckt vor den beiden schweren spielen gegen lotte und schalke 2 …jetzt hat die mannschaft gesehen das nicht alle punkte von alleine kommen…nur leider muss man wieder die chancenverwertung ansprechen ..so wie es selbst roland seitz sagt man musste einfach früher den sack zu machen ….wir werden schon am samstag sehen wie es weiter geht beim aufstiegsfavoriten lotte…
Freund meint
Wirklich ein prima Artikel. Super geschrieben und auch das mit den Live-Stimmen zum Spiel finde ich super. Das gefällt mir in dieser Form sogar noch besser als das alte moselkicker-Format! Liebe 5vier-ler…macht weiter so!!! 🙂
Sievo meint
Ich finde den Bericht zum gestrigen Spiel gegen Mainz hervorragend. Hier wurde sachlich und fachlich eine detaillierte Beschriebung des Spielgeschehens wiedergegeben und auch die Schwächen treffend benannt: Mängel im Defensivverbund, leichtsinniges Torwartverhalten beim Gegentor, fehlende Ideen des Mittelfelds im Offensivspiel. Die Stürmer mussten weite Wege gehen, um die defensiven Defizite zu kompensieren und sich auch noch selbst die Bälle für Angriffsaktionen holen.
Das war glaube ich ein Wachrüttler zur rechten Zeit, denn die Elf ist besser, als sie gestern gespielt hat. Dafür muss sie aber, wie sie in den letzten Begegnungen ja beeindruckend bewiesen hat, wieder an ihre Leistungsgrenze gehen und diszipliniert und konzentriert auftreten. Dann werden wir auch gegen die nächsten beiden schweren Gegner wie Lotte und Schalke II punkten.
jawohl meint
So, ich hoffe dann mal, dass die Kritiker dieser Seite endlich Ruhe geben. Wer am Wochenende sich noch darüber aufgeregt hat, dass kein Oberliga-Spielbericht drin ist und über die unteren Ligen nicht berichtet wird, der dürfte sich heute früh eines besseren belehrt sehen. Guter Regionalliga-Bericht, Oberliga hat seine Erwähnung in einem Live-Bericht und auch die Kreisliga kommt nicht zu kurz.
Ich persönlich habe die bisherige Berichterstattung hier über Eintracht Trier bei Weitem nicht so schlecht gesehen, wie sie von einigen Kommentaren gemacht worden ist. Von daher kann ich den Verantwortlichen nur zusprechen, dass sie einfach so weitermachen sollen. Gut Ding will einfach Weile haben.
Und ein paar Unbeirrbare gibt es immer. Ich bin mir sicher, wenn die letzten Sportberichte der letzten Woche nicht unter 5vier erschienen wären sondern unter dem alten moselkicker, hätte sich NIEMAND beschwert.
Weiter so, 5vier – ihr seid beim Sport auf dem richtigen Weg!