Bitterer Rückschlag für Eintracht Trier im Titelrennen: Nach der Niederlage bei Kaiserslautern II liegt die Mannschaft schon neun Punkte hinter Tabellenführer Sportfreunde Lotte. Grund dafür war auch eine desolate erste Halbzeit.
Ganz ohne Emotionen lief es dann doch nicht ab, einige Minuten nach der fassungslosen Stille im so leeren Stadion am Betzenberg. Fans und Spieler diskutierten hitzig, Trainer Roland Seitz sammelte sich innerlich brodelnd auf der Bank neben Rudi Thömmes, Thomas Drescher marschierte direkt wütend in die Kabine. „Das reicht nicht, wenn man oben mit dabei sein will“, war Denny Herzig der erste Spieler, der klare Worte fand. Mit 2:4 unterlag Eintracht Trier beim 1. FC Kaiserslautern II und erlebte einen bitteren Rückschlag im Titelrennen, der erst verdaut werden muss. Nachdem am Freitag noch das zarte Pflänzchen der Hoffnung keimte, den Abstand nach dem 0:0-Ausrutscher der Sportfreunde Lotte bei Bayer Leverkusen II zu verkürzen, war die Mannschaft vom Autobahnkreuz nach dieser Vorstellung der Trierer sogar der heimliche Gewinner des Spieltags. Neun Punkte liegt Lotte nun vor der Eintracht, deren Blicke in den kommenden Wochen eher vor der eigenen Haustür verweilen. „Wir müssen endlich mal eine Serie starten, bei der wir sechs Spiele am Stück gewinnen“, meinte Thomas Kraus. „Vorher brauchen wir gar nicht nach Lotte schauen.“
Rätseln nach der „Berg- und Talfahrt“
Für Frust sorgte auf Trierer Seite vor allem ein Problem, das schon lange behoben schien – die Leistungsschwankungen innerhalb von 90 Minuten. Wie eine Achterbahn fuhr die Eintracht zu Saisonbeginn in einem schwindelerregenden Tempo durch die Spiele der Regionalliga, mal ging es ab, mal auf. Die fehlende Beständigkeit ist ein Grund für den Rückstand auf Lotte – und auch für die Niederlage in Kaiserslautern. Dort fehlte in der ersten Hälfte die Leidenschaft, um die kompakten, disziplinierten Pfälzer in Bedrängnis zu bringen. Die energische zweite Halbzeit reichte nicht mehr aus. Trier verpasste die Ernte, weil nicht von Anfang an die Saat gesetzt wurde. „Wir erleben zu häufig eine Berg- und Talfahrt“, schimpfte Seitz. „Das war eine ärgerliche, unnötige Niederlage.“ Die fehlende Präsenz in der ersten Hälfte am Betzenberg, sie hatte auch den Trainer tief getroffen.
Da spielte es auch nur eine untergeordnete Rolle, dass das 1:0 kurz vor der Pause durch eine Fehlentscheidung fiel. Schiedsrichter Thomas Metzen (Metternich) überstimmte bei einem Einwurf seinen Assistenten, der den Ball richtigerweise der Eintracht zusprach, wie die Videobilder anschließend bewiesen. Während die Trierer haderten, schaltete Kaiserslautern schnell um, Benjamin Hummel bediente Hendrick Zuck, der den Ball an Andre Poggenborg vorbeischob (40.). „Das war nicht mehr zu verteidigen, das hat Kaiserslautern einfach gut gemacht“, betonte Seitz. „Dass der Einwurf unserer war, hat jeder im Stadion gesehen.“
Späte Entschlossenheit wird nicht belohnt
Darauf rumreiten wollte der Oberpfälzer aber nicht. Der Auftritt seiner Mannschaft hatte ihm gereicht – ohne Biss, Schwung, Ideen. Die Versuche, das Spiel aus der eigenen Abwehr aufzubauen, mündeten meistens in Fehlpässen, weil Präzision und Bewegung fehlten. Im kreativen Mittelfeld erwischten Jeremy Karikari und Fahrudin Kuduzovic einen schwachen Tag. Kaiserslautern entfachte aus einer defensiven Ordnung mehr Gefahr, Andrew Wooten hob den Ball nach fünf Minuten über das Eintracht-Tor. „Da mussten wir mehr Entschlossenheit und Aggressivität an den Tag legen“, fasste Seitz den ersten Durchgang zusammen.
Mit den Eigenschaften startete Trier dann aus der Kabine, wie schon im Heimspiel gegen Wuppertal. Auch diesmal schien die Eintracht das Spiel drehen zu können. Als Alon Abelski im Strafraum von Denis Linsmayer gelegt wurde, verwandelte Kuduzovic den fälligen Elfmeter zum 1:1 (52.). Doch der Schwung verpuffte nach dem Ausgleich wieder für einige Minuten, in der die Bundesliga-Verstärkungen der Pfälzer ihre große Stunde erlebten. Abräumer Jiri Bilek sprang bei seinem Kopfball zum 2:1 (60.) einige Stockwerke höher als die Trierer rund um ihn herum nach der Ecke. Torhüter Marco Knaller wuchs über sich hinaus, als er erst einen Kopfball von Chhunly Pagenburg am langen Pfosten abwehrte (65.) und auch einen Schuss des Ex-Nürnbergers gegen die Laufrichtung per Reflex bundesligareif entschärfte (75.). Im Gegenzug folgte ein Geniestreich von Andrew Wooten, der aus spitzem Winkel wuchtig unter die Latte traf (78.).
„Wir müssen schnell die Kurve bekommen“
Obwohl Pagenburg nach einer Ecke von Drescher mit Kopfball-Verlängerung von Oliver Stang noch verkürzen konnte (80.) und Wojciech Pollok per Distanzschuss Knaller prüfte (84.), war das Mini-Derby gelaufen. Kaiserslautern spielte die Zeit klug runter und erhöhte in der Nachspielzeit durch einen Strafstoß. Herzig hatte Wooten gefoult, der sich den Ball gleich schnappte und zum 4:2 traf (90.), das für Eintracht Trier ein kleines Endspiel am Freitag gegen Bayer Leverkusen II bedeutet.
„Wir müssen schnell die Kurve bekommen, sonst haben wir bald nur noch Freundschaftsspiele“, fand Seitz deutliche Worte. Vertrauen hat er nach wie vor in seine Mannschaft, die er nach den starken Schwankungen aber in die Pflicht nahm, als die erste Enttäuschung dem Kampfgeist wich. „Rund um Trier ist das Ding jetzt wohl für viele erledigt. Da liegt es an den Jungs zu zeigen, dass dem nicht so ist.“
Stimmen zum Spiel:
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Statistik
Kaiserslautern: Knaller – Becker, Modica, Linsmayer, Stulin – Himmel, Bilek – Zuck (90. Grammel), Saiti (90. Rizzuto) – Wooten, Freyer (82. Amri).
Trier: Poggenborg – Cozza (71. Pollok), Stang, Herzig, Drescher – Karikari – Kraus, Abelski, Kuduzovic, Pagenburg – Kulabas.
Schiedsrichter: Thomas Metzen (Metternich).
Tore: 1:0 Zuck (40.), 1:1 Kuduzovic (52., Foulelfmeter), 2:1 Bilek (60.), 3:1 Wooten (78.), 3:2 Pagenburg (80.), 4:2 Wooten (90., Foulelfmeter).
Zuschauer: 430.
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