Von Stephen Weber
Die seit vier Partien unbesiegten Trierer treffen am Sonntag vor heimischer Kulisse auf die Spatzen aus Ulm. Trainer Roland Seitz erwartet einen defensiv agierenden Gegner, der allerdings zuletzt unsicher wirkte. Anpfiff ist im Moselstadion um 14 Uhr.
Zurzeit läuft es rund im Trierer Fußballgeschäft. Der goldene Oktober bescherte dem Regionalligisten zehn Punkte aus vier Pflichtspielen, sieben davon auswärts. Dementsprechend gut gelaunt trat Roland Seitz am Freitagmittag vor die Presse: „Unser klares Ziel ist es, den Erfolgstrend auszubauen und unsere Heimbilanz zu verbessern. Wir möchten an den erfolgreichen Oktober anknüpfen, der ja bekanntlich eine wichtige Phase im Laufe der Saison darstellt. Da gibt es meist die ersten Sperren und Verletzungen, die wir jetzt gut überstanden haben.“
Schwächelnde Ulmer
Konträr dazu verläuft derweil die Formkurve des Liga-Neulings aus dem Schwabenland, der erstmals seit 18 Jahren wieder nach Trier reist. In Ulm wartet man bereits seit vier Begegnungen auf einen Dreier und ist infolge dieser Negativserie nach einem hervorragenden Saisonstart mit 20 Punkten auf den neunten Tabellenplatz durchgereicht worden. Aber bekanntermaßen sind solche Gegner meist die unangenehmsten: „Uns erwartet ein starker Aufsteiger, der allerdings aktuell ein kleines Tief durchläuft. Aber ich denke, dass sie trotz der Unsicherheit sehr aggressiv und motiviert zu Werke gehen werden und deshalb auf uns ein Geduldsspiel wartet“, analysierte der SVE-Coach den Kontrahenten.
Vor allem für die Sturmreihen prognostizierte der Oberpfälzer eine harte Nuss: „Ulm macht kaum Tore, kassiert aber auch kaum welche. Wir haben sie in der Saison schon ein paar Mal gesehen und festgestellt, dass sie sehr tief stehen und kampfstark agieren.“ Hierbei kommt es in erster Linie wieder einmal auf den Torriecher von Topstürmer Chhunly Pagenburg an. Der 25-Jährige, der sich seit einiger Zeit mit diversen Blessuren auseinandersetzen muss, kehrte zur Freude der Verantwortlichen im Laufe der Woche wieder in das Mannschaftstraining zurück und wird aller Voraussicht nach am Wochenende einsatzbereit sein.
Fragezeichen hinter Lewerenz
Ungewiss hingegen ist der Einsatz von Flügelarbeiter Steven Lewerenz, der aufgrund einer Verletzung bereits am Donnerstag im Pokal gegen Konz nicht mitwirken konnte. Auch bei Christoph Anton sieht es derzeit nicht danach aus, als ob er im Jahr 2012 der Eintracht auf dem Platz noch behilflich sein könnte. Sein Trainer meinte dazu: „Bei Anton hat es einen kleinen Rückschlag gegeben und erst ein weiteres MRT kann Klarheit schaffen, um was es sich genau bei ihm handelt. Es ist momentan bei uns eh so, dass wir unter der Woche nur einen zehn bis zwölf Mann großen Kader haben, um taktische Züge und dergleichen zu trainieren. Ich hoffe, dass sich die personelle Situation sobald als möglich wieder entspannt.“
Positiv äußerte sich Seitz über die Trainingsleistung des zuletzt aus dem Kader verbannten Narciso Lubasa. Dem Neuzugang von Alemannia Aachen gelang es im Pokalspiel gegen Konz mit einer schönen Einzelaktion die 1:0-Führung zu markieren (5vier berichtete) – und auch im wöchentlichen Trainingsbetrieb scheint der Deutsche-Angolaner inzwischen seinen Rhythmus gefunden zu haben: „Narciso hat in den letzten zwei Wochen echt Gas gegeben und wirkt frischer und knackiger als zuvor. Er konnte jetzt auch endlich mal ohne Verletzung längere Zeit am Stück trainieren. Man merkt, dass ihm das gut tut“, ließ der Teamchef der Eintracht wissen.
Am Sonntag im Moselstadion wird sich zeigen, ob es die Eintracht auch im November vermag, an das respektable Abschneiden des vergangenen Monats anzuknüpfen. Der Anpfiff erfolgt um 14 Uhr.
+++Eintracht-Spieler besuchten „Tatort Stadion 2″+++
Seit Montag sind Schautafeln im Vereinsheim „Null Fünf“ ausgestellt, auf denen im Rahmen der Ausstellung „Tatort Stadion 2“ Formen von Diskriminierung und Rassismus im Fußball thematisiert werden. Auch die Regionalliga-Mannschaft von Eintracht Trier schaute sich am Freitag die Bilder an. Thomas Endres und Markus Ankerstein vom Fanprojekt erklärten den Spielern Hintergründe. Stephan Loboué verließ erst Minuten nach seinen Mannschaftskollegen die Räumlichkeiten. „Es war interessant, weil man sich als Sportler über viele Dinge keine Gedanken macht, die außerhalb passieren.“
Entsetzt war Loboué über die Tafeln mit ausländerfeindlichen Parolen, die es genauso von Seiten der Sportler gab. So äußerte der ehemalige Bundesligatrainer Werner Lorant mal in Richtung des dunkelhäutigen Angreifers Taifour Diane: „Wenn der bis Mittwoch nicht kommt, kann er im Busch bleiben.“ Der Keeper schüttelte da verständnislos den Kopf. Mit Formen von Rassismus wurde der Deutsch-Ivorer zu Beginn seiner Karriere auch konfrontiert. „Da gab es nach Abschlägen leider oft Affenlaute. Es war am Anfang schwierig, damit umzugehen.“ Mittlerweile, so findet der Torhüter, habe sich das Verhalten in den Stadien geändert. „Auch wenn noch lange nicht alles perfekt ist.“ Fouad Brighache sah es ebenfalls als sinnvoll an, sich mit dem Thema zu befassen. „Als Sportler sind wir Vorbilder für die Jugend.“ Geschockt war der Kapitän mit marokkanischen Wurzeln darüber, wie stark die rechte Szene doch in Stadien vertreten sei. „Und das offenbar noch auf legale Weise, indem mit Codes gearbeitet wird. Das alles passiert zum Leidwesen des Fußballs, der nur als Plattform genutzt wird.“ Die Ausstellung kann Samstag noch von 12 bis 16 Uhr im „Null Fünf“ besucht werden. Am Sonntag wird sie zum Heimspiel gegen den SSV Ulm im Stadion aufgebaut. fs
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