Vor der Länderspielpause analysiert 5vier die aktuelle Lage bei Eintracht Trier. Kapitän Torge Hollmann fällt länger aus als gedacht. „Ich peile an, Mitte bis Ende November wieder auf dem Platz zu stehen.“
Das Leben eines Fußballlehrers besteht nicht nur aus fleißiger Trainingsvorbereitung, schweißtreibenden Einheiten und nervenzehrenden Spielen. Auch das Reisen gehört an manchen Tagen dazu. Roland Seitz kann als Trainer von Eintracht Trier ein Lied davon singen.
Von Trier ging es für ihn an seinem Geburtstag mit dem Bus nach Koblenz und zurück, dann weiter nach Hause, wo er mit seiner Frau „noch ein Gläschen Wein trinken“ wollte. Am Sonntag zog es ihn dann vom Süden bis in den hohen Norden, wo er sich das Bundesligaspiel des Hamburger SV gegen Schalke 04 anguckte. „Ich will ja meine Hausaufgaben machen“, sagte er, denn im Oktober kommt der HSV ja schon im DFB-Pokal an die Mosel. Dorthin fuhr dann auch Seitz wieder zurück, mit zwei Toren von Klaas-Jan Huntelaar vor Augen, über 1500 Kilometern in den Knochen und einigen Erkenntnissen aus dem 0:0 in Koblenz im Kopf. „Wir haben schönen Fußball gespielt, aber unsere Hochkaräter nicht genutzt“, sagte er unmittelbar nach dem Derby. So zeigten die 90 Minuten einige Fortschritte, aber auch noch Luft nach oben. 5vier analysiert die Lage nach dem Wochenende.
Mehr Kontrolle
45 Minuten lang bestand das 4-1-4-1-System seine Bewährungsprobe und bot sich trotz der Ausrichtung mit nur einer Angriffsspitze als zukunftsfähig an. Im Gegensatz zum 1:0-Erfolg gegen Elversberg wurde die Taktik spielfreudiger interpretiert. Ein Grund dafür lag in der Ballkontrolle, auf die Trainer Seitz vor dem Derby besonderen Wert im Training gelegt hatte. „Flache, präzise Pässe standen im Vordergrund, lange Bälle waren verboten“, erklärte der Oberpfälzer. Die Theorie setzte das Team vor 3600 Zuschauern in die Praxis um.
Überraschende Momente
In der ersten Halbzeit wurde die Dominanz auch in Chancen umgesetzt. Das lag vor allem an Alon Abelski. Der Neuzugang von Arminia Bielefeld war das unberechenbare Element, das dem Angriffsspiel zuvor fehlte. Überraschende Dribblings, eröffnende Pässe – die Formkurve des 21-Jährigen zeigt steil nach oben.
Daneben sucht Fahrudin Kuduzovic noch weiter nach der Verfassung, die alle Regionalligisten in Angst und Schrecken versetzen kann. Die Wucht des Bosniers kam in Koblenz kaum zur Geltung. Was eine Halbzeit lang ebenfalls funktionierte, war das Nachrücken der offensiven Flügelspieler und der Außenverteidiger, die in freie Räume rannten und aus der Mitte mit feinen Pässen bedient wurden. „Objektiv gesehen war das eins unserer besten Spiele“, fand Thomas Drescher.
Ein energischer Defensivblock
In sechs von zehn Spielen kassierte die Eintracht in der Regionalliga kein Gegentor, in den meisten Begegnungen ließ das Team zudem kaum Chancen zu. Einzige Ausnahme war das 0:3 gegen Mainz II. „Das war ein rabenschwarzer Tag von allen Spielern, aber ansonsten ist die starke Defensive durchweg unser Erfolgsgeheimnis“, so Drescher.
Der Mainz-Schock zeigte zudem heilsame Wirkung. Seit der Pleite kassierte Trier keinen Treffer mehr – 287 Minuten lang. Denny Herzig und Oliver Stang leisten einen zuverlässigen Job in der Innenverteidigung, Jeremy Karikari wird im Mittelfeld-Zentrum von Abelski und Kuduzovic unterstützt. „Alle Mannschaftsteile arbeiten gegen den Ball“, lobt Drescher, „das zeichnet uns aus“.
Fehlende Effizienz
Was gegen Köln II (2:0) und Elversberg (1:0) noch funktionierte, war in Koblenz das größte Problem – die Chancenverwertung. „Wenn wir das Tor machen, fahren wir als Sieger nach Hause und sind alle glücklich“, sagte Oliver Stang. Doch im Derby fehlte der letzte Punch, ob Kulabas vor dem Tor stand, Denny Herzig, Wojciech Pollok oder Thomas Kraus. „Die letzte Entscheidung war oft falsch“, gestand der Ex-Kölner. Im zweiten Durchgang fehlte plötzlich das energische Anrennen der ersten Halbzeit, das zwingende Element, die letzten Prozentpunkte bei den Laufwegen. Viele Fans kritisierten den fehlenden Biss, Drescher begründete den Leerlauf mit den Bedingungen: „Es waren 28 Grad. Da ist es für Spieler nicht leicht, durchgehend Höchstleistungen zu bringen.“ Stang sah noch Luft nach oben: „Wir müssen aus dem Ballbesitz noch mehr Möglichkeiten erspielen.“ Seitz bemängelte hingegen einen Gegner, „der nur noch mit Mann und Maus hinten drin stand.“
++++Eintracht in Kürze++++++
Hollmann fällt länger aus – Kapitän Torge Hollmann droht eine längere Pause. Ein Abriss von Muskelsehnen am so genannten „Gänsefuß“ zwingt ihn weiter zur absoluten Ruhe. „So eine Verletzung hat mein Orthopäde in 25 Jahren noch nicht erlebt“, stöhnt Hollmann. Eine weitere Untersuchung gibt es am Donnerstag, danach soll es aufwärts gehen. Hollmann hofft, dass die Sehnen dann wieder an den Knochen angewachsen sind, um in die Reha einsteigen zu können. „Ich peile an, Mitte bis Ende November wieder auf dem Platz zu stehen.“
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