Von Andreas Gniffke
Am Dienstagabend fand im Trierer Penta Hotel die Jahreshauptversammlung von Eintracht Trier statt. Es stand die Neuwahl des Vorstands auf dem Programm und auch der Aufsichtsrat wurde neu zusammengesetzt. Zahlreiche Trierer Ultras hatten sich entschlossen, Mitglied des Vereins zu werden und nahmen engagiert Teil an der Veranstaltung, an deren Ende der Vorstand wiedergewählt und Eintracht beschworen wurde.
Die Saison 2011/12 hat Spuren hinterlassen. Der Kader wird in der kommenden Saison ein komplett neues Gesicht tragen, der Etat muss erneut deutlich reduziert werden und das Tischtuch zwischen Vorstand und Teilen der Fans scheint zerschnitten zu sein. Außerdem klafft ein Defizit von 250.000 Euro in der Bilanz. Dennoch wehrte sich Vorstandsmitglied Ernst Wilhelmi vehement dagegen, nun alles schlecht zu reden. „Die Pokalniederlage gegen Mayen hat geschmerzt“, gab er zwar zu, doch er brach eine Lanze für das, was Mannschaft und Trainerteam geleistet hatten. „Wir haben in den vergangenen beiden Jahren insgesamt 126 Punkte geholt, sind einmal Zweiter und einmal Vierter geworden. Und das alles trotz starker Etatkürzungen“, bilanzierte Wilhelmi und betonte, dass man damit andere Traditionsvereine wie den Wuppertaler SV, Rot-Weiss Essen oder Fortuna Köln deutlich hinter sich gelassen hätte. „Bei uns herrscht zum Teil ein Anspruchsdenken, das seinesgleichen sucht, wo dann auch Platz vier als Enttäuschung verbucht wird.“ Schwer ist es, den Ansprüchen in Trier gerecht zu werden, vor allem wenn man jeden Euro mindestens zweimal herumdrehen muss. Wilhelmi sprach Trainer Roland Seitz das volle Vertrauen aus, auch mit dem zur Verfügung stehenden Etat eine schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen.
Roman Gottschalk, im Vorstand für die Nachwuchsarbeit zuständig, zog trotz des Abstiegs der zweiten Mannschaft ein positives Fazit. Vor allem der Rheinlandpokalsieg der A-Jugend wurde hervorgehoben. Nun kommt es im DFB-Pokal zum reizvollen Duell gegen die Jugend des Hamburger SV. Als Zeichen für die gute Jugendarbeit wertete Gottschalk, dass mit Christoph Anton, Burak Sözen, Christopher Spang, Pit Hess und Philipp Basquit gleich mehrere Spieler aus dem eigenen Nachwuchs die Regionalligamannschaft verstärken sollen. Dabei appellierte er aber an das Umfeld, den jungen Spielern Zeit zur Entwicklung zu geben. Doch Nachwuchsförderung hat ihren Preis. Ließ sich die Eintracht bis zur vorletzten Saison die Förderung pro Jahr 270.000 Euro kosten, wurde der Etat im Vorjahr auf 180.000 Euro reduziert, hat aber im Gesamtetat weiterhin einen stabilen Anteil von 15%.
Auch Finanzvorstand Harry Thiele beschrieb die Situation der Eintracht als Tanz auf der Rasierklinge, vor allem da in der neuen Regionalliga die knapp 100.000 Euro an Fernsehgeldern wegfallen. Dazu kommen noch die fehlenden Einnahmen aus dem DFB-Pokal, doch Thiele betonte, dass der Spielbetrieb gesichert sei und trotz des Defizits aus der Vorsaison kein Liquiditätsproblem besteht. Als vorrangige Aufgabe für die nahe Zukunft sieht der Vorstand die Gewinnung neuer Sponsoren, darauf wies später auch der Aufsichtsratsvorsitzende Frank Natus hin. Dafür wurde die Geschäftsstelle umstrukturiert und Dirk Jacobs soll sich von nun an ausschließlich um die Sponsorengewinnung und -pflege kümmern. Gerade die Personalie Jacobs sorgte für die kontroverseste Diskussion. Vor allem, aber nicht nur aus dem Lager der Ultras, wurden Fragen nach der Qualifikation und dem Gehalt von Jacobs laut, wobei letzteres mit Hinweis auf den Datenschutz nicht genannt wurde. „Ich bin zuversichtlich, dass wir eine gute Saison spielen“, verbreitete Thiele Hoffnung und gab sich angesichts von zwei Relegationsplätzen sogar Träumen hin: „Wir können und wollen an das Utopische glauben!“
Die schwierige Finanzlage thematisierten auch die Kassenprüfer Ernst Ambré und Willi Fettes. Die Zuschauereinnahmen sanken in den letzten drei Jahren von 357.000 Euro auf weniger als 300.000, die Sponsorengelder gar von 990.000 auf 600.000 Euro. Dazu kommen wie erwähnt die fehlenden Einnahmen aus den Fernsehgeldern und dem Pokal. Bei den Ausgaben konnten nahezu in allen Bereichen Einsparungen vorgenommen werden. So sanken die Gehälter von 685.000 Euro 2009/10 auf etwa 500.000 in der abgelaufenen Saison. Außerdem wurden keine Transferausgaben getätigt. „Wir haben gespart, wo wir konnten, doch das Defizit konnten wir nicht verhindern“, stellte Fettes fest. Begründet wurde dies mit unerwarteten Ausgaben wie einer Mehrwertsteuer-Nachzahlung in Höhe von 55.000 Euro, Zahlungen an die Berufsgenossenschaft und zugesagte Sponsorengelder, die schließlich nicht geflossen waren. Am Ende der Versammlung wurde auch noch einmal die Frage nach Altlasten bei der Stadt Trier laut. Dabei handelt es sich um etwa 300.000 Euro, die allerdings erst fällig werden, wenn die Eintracht wieder in die zweite Liga aufsteigen sollte.
Die Vorstandswahlen vor 80 stimmberechtigten Mitgliedern bestätigten den aktuellen Vorstand um Wilhelmi, Thiele und Gottschalk, Gegenkandidaten gab es nicht. Doch vor allem die Neumitglieder sorgten für eine rege Diskussion. Ernst Wilhelmi sah sich mit zwei Enthaltungen und beachtlichen 22 Gegenstimmen konfrontiert, was ihn sichtlich mitnahm und zu einer emotionalen Rede führte. „Ich bin sehr enttäuscht, 22 Gegenstimmen tun mir sehr weh“, gab er zu Protokoll, zu diesem Zeitpunkt hatten einige der anwesenden Ultras mit einem Protestplakat bereits den Saal verlassen. Das Tischtuch zwischen Vorstand und der umstrittenen Fangruppe scheint zerschnitten zu sein, was Wilhelmi zumindest versuchte zu kitten: „Wir haben immer den Dialog gesucht, doch dieser wurde uns immer wieder und zuletzt in der letzten Woche verweigert. Wir sind alle nur Menschen und Menschen machen Fehler, auch ein Vorstand. Man muss aber dafür geradestehen und versuchen, seine Sache besser zu machen.“ Wilhelmi erinnerte an die Szenen beim Spiel gegen Lotte, als Spieler wüst beschimpft wurden, und gab zu bedenken, dass sich der Verein immer wieder, auch gegenüber der Polizei, für die Fans eingesetzt habe. Am Ende der Veranstaltung bekamen dann auch Vertreter der Ultras die Gelegenheit, auf Wilhelmis Darstellung zu reagieren. Tatsächlich habe es Dialoge vor allem im Zusammenhang des umstrittenen Trainingslagers bei Red Bull Leipzig und dem brisanten Thema Stadionverbote gegeben, jedoch jeweils mit unbefriedigendem Ausgang. Auch ein Gespräch mit Spielern der letztjährigen Mannschaft sei nicht zustande gekommen, ebenso ein Fanrat . Aus diesen Gründen wurde die Zusammenarbeit mit dem alten und neuen Vorstand vorerst aufgekündigt.
Es ist allerdings positiv zu bewerten, dass sich auch Anhänger dieser Gruppe dazu entschlossen haben, als Mitglieder des Vereins aktiv an der Mitgliederversammlung mitzuwirken. Es wird zwar noch einiges an Wasser die Mosel herunterfließen, bis die Gräben zwischen dem alten Mitgliederbestand und den Ultras zugeschüttet werden, zu groß sind die Vorurteile, mit denen sich auch die Ultras während der Versammlung durch Zwischenrufe etc. konfrontiert sahen. Aber Wilhelmis Appell, „Wir alle sind Eintracht! Nur gemeinsam sind wir stark!“ kann nur umgesetzt werden, wenn man auch wirklich aufeinander zugeht und die zum Teil sehr unterschiedlichen Positionen zumindest bespricht. Ein erster, wenn auch sehr kleiner Schritt, wurde gemacht.
Angesichts des bemerkenswerten Wahlergebnisses Ernst Wilhelmis traten die Abstimmungen über die beiden anderen Vorstandsmitglieder fast in den Hintergrund. Harry Thiele wurde mit drei Gegenstimmen bei 22 Enthaltungen gewählt, Roman Gottschalk mit sieben Enthaltungen und einer Gegenstimme. Auch über den neu zusammengesetzten Aufsichtsrat wurde ohne Überraschungen abgestimmt. Neu an Bord sind Alexander Jelen, Michael Grasmück und Dieter Friedrich. Sie ersetzen Günter Schlag, Matthias Schneider und Rüdiger Premm.
Am Ende einer sachlichen Mitgliederversammlung im Trierer Penta Hotel wurden auch noch Nachfragen zu einigen Personalien gestellt, so zum Beispiel warum Daniel Bauer nie ein Angebot der Eintracht erhalten habe. „Die Gespräche wurden von Anfang an von seinem Berater abgebrochen“, stellte Wilhelmi klar. Auch der Fall Martin Hauswald wurde noch einmal kurz aufgegriffen, wo man vonseiten der Eintracht nach der Winterpause bis zuletzt die Hoffnung hatte, dass sich Hauswald doch noch einem anderen Verein anschließen würde. Was bleibt ist die Hoffnung, dass vor allem die Mannschaft die großen in sie gesetzten Erwartungen erfüllen mag.
Kasalla meint
Lieber Klaus Peter
Viele Leute hören nur die Hälfte, verstehen nur ein viertel und erzählen dann das doppelte.
klaus-peter meint
Lieber Trierer,
Du kennst mich nicht, ich kenne Dich nicht, also lass doch einfach diese nichtssagenden Kommentare und Einschätzungen sein. Äußere Dich doch mal zum Thema – 250tsd Euro Schulden aufgebaut, schwelender Prämienstreit etc. und nicht behaupten, was ich nicht kann. Du kennst mich nicht, also kannst Du es nicht wissen.
Zur Sache können wir gerne sprechen, aber nicht einfach durch Themenwechsel oder haltlose Vorwürfe gegen mich vom eigentlichen Thema ablenken. Das ist nämlich die Taktik aller Vorstandsbefürworter, um unliebsame Diskussionen abzubiegen.
Anm.d.Red.: Am besten Trierer und klaus-peter treffen sich mal bei einem Eintrachtspiel auf ein Bier im Stadion. Persönliche Beleidigungen werden wir hier nicht veröffentlichen.
Trierer meint
Jaja klauspeter im Internet haben klauspeters immer recht und würden auch natürlich in den Vorstand. Warum ist aber kein klauspeter im Vorstand? Weil ein klauspeter nur anonym angeben kann.
klaus-peter meint
Noch eins:
Meine feste Meinung ist, dass es entweder eine komplett neue Führungsriege geben muss, die wahrscheinlich auch ein Stück weit Vergangenheitsbewältigung betreiben muss, oder der bestehend Vorstand bleibt so erhalten, mit allen Konsequenzen – ich gebe zu, da habe ich meine eigene Meinung dazu.
Aber eine Ergänzung des bestehenden Vorstandes mit einem völlig neuen Gesicht werden wir mMn nicht erleben.
An einer völlig neuen Sache könnte ich mir auch vorstellen, mich einzubringen. Allerdings fehlt es in Trier an mutigen Leuten. Oder man hat sich einfach noch nicht gefunden.
klaus-peter meint
@schustermanni:
Würde ein ausgeglichener Etat vorliegen, dann müsste auch keiner der Herren bürgen oder privat den Geldbeutel öffnen.
Die Frage ist doch, warum in den vergangenen Jahren regelmäßig unter dem Strich eine rote Zahl stand, teilweise trotz sehr hoher Pokaleinnahmen? Diese Runde wurde mit einer Deckungslücke von 250tsd Euro abgeschlossen, das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.
Und dieses ewige Argument: „Dann mach es doch besser.“
Ich glaube nicht, dass der Vorstand Interesse daran hat, andere Leute, als die aus Ihrer Clique mitmachen zu lassen, Berger lässt grüßen!
Und noch eins, Herr Schlau: Bürgen heisst nicht unbedingt zahlen, sondern im klassischen Sinne, dass der Bürge dann in Anspruch genommen wird, wenn der eigentliche Schuldner nicht mehr zahlen kann. Und das ist bei uns dann der Fall, wenn die Banken irgendwann den Hahn zudrehen und Kreditvereinbarungen aufkündigen, beispielsweise.
Das ist übrigens der einzige Punkt, den Sie konkret angeführt haben und den ich Ihnen hiermit nochmals erklärt habe.
Die anderen „Argumente“ wie, wir haben doch sonst niemanden, der es macht, oder machs erst mal besser, oder bring dich beim Verein ein, oder der Vorstand will den Aufstieg mindestens genau so wie alle anderen haben mit der Qualität der Arbeit dieses Vorstandes Nullkommanull zu tun. Demnach dürfte man nicht mehr kritisieren, weil es keine Alternativen gibt? Einen Freibrief ausstellen?
Und dass die Herren aus der Liga schnellstmöglich rauswollen ist jedem klar. Zumal in der Spielklasse in Trier scheinbar nur mit Verlust oben mitgespielt werden kann. Da muss man mit aller Macht raus, koste es was es wolle.
schustermanni meint
hey siewo., hier geht es nichtdarum. einen punkt zusetzen, sondern einfach klarzustellen. was sache ist undnicht. und keinen schönheitswettbewerb zu gewinnen.
Sievo meint
schustermanni,
du hast das Zeug zum Lateinprofessor. Die Lateiner können auch 12 Seiten schreiben, ohne einen einzigen Punkt zu setzen.
schustermanni meint
hallo eintrachtfreunde und komentarschreiberjupp und klaus-peter, klaus-peter, sie stellen hier behauptungen auf, die so nicht haltbar sind, und einfach einmal klargestellt werden müßen, so z.b. 1. wer sorgt denn für die nötige liqiditätim verein , doch nur der jetzige vorstand, der für die kredite bei den banken bürgt, wenn sie dies doch alles besser wissen und können, frage ich mich, warum begleiten sie kein amt im vorstand und besorgen neue mitglieder und zahlungskräftige sponsoren, dann wäre uns mehr geholfen, wie das dauernde gemeckere , und die besserwisserrei, versuchwes doch einmal so, das hilft uns mehr, keiner auch ich möchteaus dieser scheißliga raus glauben sie mir auch der vorstand , denn alles andere läßt sich nicht mehr finanzieren und bezahlen, bei unseren ansprüschen und jupp, hier folgende anmerkungzu ihrem kommentar, haben sie ,denn die nötige quali um geschäftsführer zu machenund täglich 10-12 stunden verfügbar zu sein , sicher nicht , also solltest du es doch so halten , wie paul linz immer sagte , erstmal den ball flachhalten, und dann schießen , dies einmal an obige kommentarschreiber zum nachdenken und überlegen , denn wir sind ja eine demokratie, mit freier meinungsäußerung, wenndiese keinem schadet oder verletzt gruß manni
Jupp meint
Jakos als Geschäftsfürer, das ich nicht lache!
NULL betriebswirtschaftliche Kenntnisse, NULL Kontakte in der trierer Wirtschaft, aber hauptsache gutes Geld ausgegeben, mit dem man min. einen TOP-Stürmer verpflichten könnte!
Wilhelmi – RAUS!
Anm. d. Red.: Der Beitrag wurde gekürzt. Spekulationen bzgl. Gehältern gehören nicht ins Internet. Das gilt auch für die Vorwürfe in Richtung von Herrn Natus, die hier nicht veröffentlicht werden können.
klaus-peter meint
Noch eine Steigerung zur letzten MV: Das Defizit ist noch größer geworden, der Etat muss abermals verringert werden, Sponsorengelder gehen zurück und auch die Zuschauereinnahmen. Und trotzdem stellt sich da einer vorne hin und wagt vom Aufstieg zu träumen!?
Dazu eine Mehrwertsteuernachzahlung (Umsatzsteuer) in der Höhe und der noch ausstehende Prämienstreit mit ehemaligen Spielern und in der aktuellen Planung bereits eine Finanzierungslücke das klingt alles nicht sonderlich seriös.
Keine Liquiditätsprobleme wird da gesagt. Klar, so lange die Banken das vorstrecken entsteht auch kein Liquiditätsproblem. Aber irgendwann versiegt auch diese Quelle.
Und dann?
Daniel Reuter meint
In meinen Augen gibt es zum gestrigen Abend viel Zweifelhaftes zu hinterfragen. Angefangen von einer Erfolgsstory, die sportlich wie auch finanziell so nicht stattgefunden hat. Bis hin zur persönlichen Abrechnung mit Teilen der Fans, welche einfach nicht in den Rahmen einer solchen Versammlung passte. Auch zeigten die Berichte des Kassenprüfers überzogene Züge einer Pro-Vorstand halten und auch der Wahlleiter konnte sich nicht zurückhalten, noch Wahlempfehlungen auszusprechen. Das Ambiente hatte das Flair alter, erfolgreicher Tage und war fast wieder zweitligareif. Die Sitzung an sich, war geprägt von Augenwischereien, emotionalen, unprofessionellen Ausbrüchen und befand sich zeitweise auf Kreisklassen-Niveau. Die Seilschaften präsentierten kurz und bündig den neuen starken Mann und verschleierten diesen als Sponsoren-Lieferant ohne nötige Reputation zum Führen eines größeren mittelständigen Betriebs. Auch den Versuch von gescheiterten Steuer-Mauscheleien konnte nicht entkräftet werden. Aber das sind ja auch nur Altlasten…