Aus Trier berichten Florian Schlecht (Text) und Anna Lena Grasmück (Fotos)
Eintracht Trier befreit sich mit großen Schritten aus der Krise in der Regionalliga. Nach dem 1:0-Erfolg gegen Fortuna Köln legte die Mannschaft von Roland Seitz nach. Benjamin Pintol, Chhunly Pagenburg und Ahmet Kulabas trafen zum 3:0 gegen Borussia Mönchengladbach II.
Freche Sprüche sind in einer Fußball-Mannschaft keine Seltenheit. Das mussten auch Benjamin Pintol, Chhunly Pagenburg und Ahmet Kulabas erfahren. Die WG aus Schweich erlebte vor zwei Wochen die Schattenseiten des Kochens, als sie Putenfleisch zubereitete – und danach wegen einer Lebensmittelvergiftung flachlag. „Wenn wir jetzt mit den Jungs ins Restaurant gehen, wird schon gelästert, dass das Fleisch immer gut durch sein muss“, sagt Kulabas. „Kochprofis wurden wir auch genannt. Und heute“, grinste der Stürmer über beide Ohren, „haben die Kochprofis getroffen“. Mit 3:0 (2:0) besiegte Eintracht Trier in der Fußball-Regionalliga Borussia Mönchengladbach II in einer furiosen Art und Weise – und das Trio aus Schweich erzielte alle Tore zu dem Überraschungserfolg, der nach dem 1:0-Sieg gegen Fortuna Köln am Mittwoch ein weiterer großer Schritt aus der Krise war. Benjamin Pintol (40.), Chhunly Pagenburg (45.), Ahmet Kulabas (78.) sagte Stadionsprecher Martin Köbler den 1326 Zuschauern als Torschützen durch – und machte das WG-Glück perfekt.
„Es kommt wohl nicht allzu häufig vor, dass drei Jungs aus einer Wohngemeinschaft alle Tore schießen“, lachte Pagenburg. „Der Sieg war aber der Verdienst der ganzen Mannschaft“, beschwichtigte Pintol. „Wir haben direkt vorne attackiert und Mönchengladbach unter Druck gesetzt, das liegt uns einfach besser“, freute sich Kulabas. Und damit traf der Angreifer den Nagel auf den Kopf. Das 2:4-Debakel gegen Dortmund II hing noch in den Köpfen fest – ein ähnliches Desaster gab es gegen den Titelkandidaten vom Niederrhein aber nicht, weil die Eintracht mit Gier und Aggressivität auftrat. Energisch wurden die Räume zugestellt, die jungen Fohlen suchten verzweifelt nach Wegen zum Tor, fanden aber keine. Alleine Daniel Bauer hechtete den Bällen permanent hinterher, scheute keinen Zweikampf.
Pintol und Pagenburg legen vor der Pause vor
Und vorne teilte sich die Wohngemeinschaft aus Schweich die Tore ganz brüderlich auf. Nach 40 Minuten taute Trier auch bei den Offensivbemühungen auf, bei denen es zuvor an der Präzision haperte. Eine feine Flanke von Bauer wuchtete Pintol in die Maschen. „Ein Freudenbad“, durchlebte der Mittelfeldspieler nach seinem Treffer zum 1:0. Am 23. April 2011 traf der 21-Jährige zuletzt, damals noch für den FSV Frankfurt II, ehe seine Verletzungsmisere mit Knieproblemen begann. An der Mosel kämpft er nun um den Durchbruch – und leistete gegen Mönchengladbach einen großen Schritt dazu. Nach seinem Tor sprintete er zu Olivier Mvondo, bedankte sich bei Rudi Thömmes, der ihn immer aufgebaut hatte. „Ich fühle mich immer besser, nachdem ich fast ein Jahr nicht spielen konnte.“
Wenig später bejubelte Pintol seinen WG-Kollegen Pagenburg. Der war hellwach, als ein Kopfball von Ahmet Kulabas an den Pfosten trudelte und kein Spieler entscheidend nachsetzte. Pagenburg hielt den Fuß hin, 2:0, der Halbzeitpfiff (45.). Den Vorsprung sollte sich Trier nicht mehr nehmen lassen, weil die Mannschaft im zweiten Durchgang wie befreit aufspielte und nur das frühzeitige dritte Tor verpasste. Ein Schuss von Bauer aus 20 Metern zischte am Gehäuse der Borussia vorbei (52.), Benjamin Pintol scheiterte freistehend vor Torhüter Janis Blaswich (56.), ebenso Ahmet Kulabas (68.). Dazwischen musste aber auch Torge Hollmann für die Eintracht retten, als Yuki Otsu den Ball über Torhüter André Poggenborg lupfte, der Kapitän aber vor der Linie klärte (54.). „Das war der einzige Moment, in dem wir zittern mussten“, meinte Pagenburg.
„Es ist einiges an Last und Druck abgefallen“
Als Kulabas dann auf 3:0 erhöhte (78.), natürlich nach einem weiten Ball von Pintol, war das Spiel entschieden. Und der Gladbacher Traum von der Tabellenführung geplatzt. „Wir haben momentan keine gute Phase“, bedauerte Trainer Sven Demandt, während Roland Seitz jubilierte. „Wir haben zuletzt gut auf die Mütze bekommen, daher freue ich mich für die Jungs. Am Ende ist einiges an Last und Druck abgefallen, wodurch wir einige schöne Kombinationen gesehen haben.“
Auch die WG aus Schweich war glücklich. „Wir werden jetzt daheim noch über das Spiel sprechen – und vielleicht eine Runde Playstation einlegen zur Erholung“, lachte Pintol. Nur eins, das wird die WG auf einige Zeit vermeiden, wie Kulabas flachste: „Nudeln und Putenfleisch bereiten wir so schnell nicht wieder zu.“
Statistik
Trier: Poggenborg – Cozza, Hollmann, Zittlau, Drescher – Karikari (72. Herzig) – Pintol, Bauer, Kuduzovic (83.) – Pagenburg (58. Kraus), Kulabas.
Mönchengladbach II: Blaswich – Schumacher (46. Bieler), Janeczek, Dams, Odenthal – Bastürk – Tobor, Dowidat, Bäcker (46. Podszus), Otsu (69. Mandiangu) – Platzek.
Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)
Tore: 1:0 Pintol (40.), 2:0 Pagenburg (45.), 3:0 Kulabas (78.).
Zuschauer: 1326.
Die Stimmen zum Spiel im Video!
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Trierjung meint
Quant dir Jungen! Sou sieht en jeden, wen Bock hat un wen nit! Weider sou!!! Eich maahnen, den Seitz is goar nit sou en schlechten Trainer?