Von Florian Schlecht
Das Lazarett lichtet sich, der Konkurrenzkampf ist entfacht, die Spannung steigt: Am Freitag startet Eintracht Trier bei Schlusslicht Eintracht Frankfurt II endlich aus der Winterpause – und ins Aufstiegsrennen in der Regionalliga Südwest (19 Uhr).
Es ist ein Satz, in dem so viel Wahrheit steckt – und den jeder Spieler, Fan oder Betreuer dick unterstreichen würde. “Endlich geht es wieder los.” In einem grauen Sweatshirt saß Roland Seitz bei der Pressekonferenz und brachte die Worte genüsslich über die Lippen. Keine Frage, die quälenden Wochen der Absagen und improvisierten Testspiele auf den Kunstrasenplätzen haben auch bei Eintracht Trier die Nerven strapaziert. Sofern das Wetter mitspielt, startet der Fußball-Regionalligist am Freitag bei Schlusslicht Eintracht Frankfurt II (19 Uhr) wieder ins Aufstiegsrennen. “Ich freue mich. Und ich denke, in den Köpfen der Jungs sieht es genauso aus”, sagt der Oberpfälzer, der auf Anhieb an den Nimbus der besten Auswärtsmannschaft der Liga anknüpfen möchte. Und nicht nur das. “Wir wollen unsere gute Bilanz fortsetzen – und die Hinspielniederlage wettmachen”, erinnert er sich ungerne an das 1:2 im Moselstadion.
Die Wege beider Mannschaften führten anschließend in unterschiedliche Richtungen. Während Frankfurt II nach einem desolaten Herbst aus der Spitzengruppe auf den letzten Platz abstürzte, fing sich Trier nach einer Septemberkrise – und befindet sich im Kreis der Anwärter auf einen Relegationsrang zur 3. Liga. Die durchwachsene Vorbereitung mit vielen verletzten Spielern hat Seitz mittlerweile zu den Akten gelegt. Rechtzeitig vor der Fahrt zur Bundesliga-Reserve hat sich das Lazarett gelichtet. Zwar steht hinter den Einsätzen von Alon Abelski, Chhunly Pagenburg und Mario Klinger ein Fragezeichen. Doch das Trio hat zuletzt nach Trainingspausen wieder auf dem Platz gearbeitet.
Bei Regisseur Abelski bleibt nach langer Achillessehnenentzündung und Behandlung beim Physiotherapeuten in Düsseldorf abzuwarten, ob die Kräfte für 90 Minuten ausreichen. Wenn der Spielmacher von sich aus das Signal gibt, einsatzbereit zu sein, winkt ihm allerdings ein Platz in der Startelf. “Alon ist für uns ein wichtiger Mann. Die Tendenz würde dazu gehen, ihn spielen zu lassen – und dann abzuwarten, wie lange es geht.” Bei Pagenburg ist der Trainer verhalten optimistisch, zumal der Torjäger bereits in der Hinrunde trotz unterschiedlicher Beschwerden regelmäßig spielen konnte. “Er hat mit Handbremse trainiert, aber das ist vielleicht auch seine Schutzfunktion. Wenn wir in Punktspiele gegangen sind, haben wir es immer hingekriegt.”
Konrad ist gesetzt
Spannend ist weiter hinten die Frage, wer das Innenverteidiger-Duo bildet. Der erste Platz ist bereits an Thomas Konrad vergeben. “Es ist kein Geheimnis, dass er gesetzt ist. Ich bin sehr zufrieden mit ihm”, bekennt Seitz. Ob bei der zweiten Position eher Routinier Torge Hollmann, Youngster Steven Kröner oder der leicht angeschlagene Mario Klinger die Nase vorne hat, beantwortet er nicht. “Etwas Spannung muss ich ja aufrecht erhalten.”
Über Konkurrenzkampf freut sich der Fußballlehrer auch in der Offensive. Dort bot sich Christoph Anton nach langer Verletzungspause erneut als hungriger Allrounder für alle Positionen an. “In der Hinrunde hat er es über die Jokerrolle zum Stammspieler geschafft. Ein Einsatz von Anfang an würde noch zu früh kommen, aber wir haben so immer jemanden draußen, der sofort für Unruhe sorgen kann, wenn er ins Spiel kommt.” Das gilt auch für die Neuzugänge Marco Quotschalla und Erdogan Yesilyurt, die Seitz lobt. “Beide sind körperlich topfit.”
Die Qual der Wahl kommt ihm so gerade recht, um nach Abstimmungsproblemen in den jüngsten Testspielen gegen Mainz (1:4) und Grevenmacher (3:2) die Konzentration in den eigenen Reihen einzufordern. “Jeder muss an seine Grenzen gehen und 90 Minuten seinen Job machen. Aber wir haben genügend Profis in den Reihen, die ein paar Prozent drauflegen werden, wenn es um Punkte und den Tabellenplatz geht.”
Frankfurt II greift mit drei Neuzugängen an
Zumal Frankfurt II trotz der roten Laterne im Abstiegskampf nicht zu unterschätzen ist. Drei neue Spieler verpflichtete die Bundesliga-Reserve im Winter, um den Klassenerhalt zu schaffen. Ugur Albayrak (24) kehrt nach einem halbjährigen Gastspiel bei Darmstadt 98 in die alte Heimat zurück. Auch Angreifer Dominik Rummel (21) von der SpVgg. Greuther Fürth hat schon bei den Hessen unter Trainer Alexander Schur gespielt. Paolo di Piccolo trat zuletzt für University of Louisville gegen den Ball und verbucht Einsätze in amerikanischen Juniorennationalmannschaften. “Wir werden auf einen aggressiven Gegner treffen”, weiß Seitz.
Er aber hofft auf das Ende einer hartnäckigen Negativserie. Denn in den vergangenen drei Jahren misslang Eintracht Trier stets der Auftakt aus der Winterpause. Die Ausbeute: Ein 0:3 gegen Fortuna Düsseldorf II in der Ära von Mario Basler sowie die 0:1-Pleiten gegen den 1. FC Kaiserslautern II und den SC Idar-Oberstein, bei denen Seitz live dabei war. Kein Punkt, kein Tor. Immerhin: Alle Spiele wurden im Moselstadion ausgetragen. “Abergläubisch bin ich nicht. Aber vielleicht ist es mal ganz gut, auswärts zu starten”, lächelt der Trainer. Ein Erfolgserlebnis in Frankfurt wäre jedenfalls eine Möglichkeit, um ähnlichen bohrenden Nachfragen im Februar 2014 zu entgehen. Und auch für die Ambitionen in der Regionalliga Südwest wäre ein Sieg ein kleiner, nicht unwichtiger Wegweiser.
+++Eintracht in Kürze+++
Bruderduell vertagt – Noch nie sind Baldo di Gregorio von Eintracht Trier und Daniel di Gregorio von Eintracht Frankfurt sich auf dem Platz begegnet. Ein Bruderduell wird es auch am Freitag nicht geben. Daniel di Gregorio kämpft nach einem Kreuzbandriss noch um seine Rückkehr. Auf das Wiedersehen freuen sich die Deutsch-Italiener jedoch. Hier geht es zum Gespräch von 5vier mit den beiden Fußballern.
Ex-Trierer spielt nun für Frankfurt – Gut möglich ist allerdings, dass Baldo di Gregorio bei dem Spiel Benjamin Pintol begegnet. Der Flügelspieler stand in der Rückrunde der vergangenen Saison noch für Eintracht Trier unter Vertrag.
Erst Anschwitzen, dann Abfahrt – Der Tagesplan steht für Eintracht Trier bereits jetzt: Am Freitag gibt es in Trier um 10 Uhr noch eine kleine Trainingseinheit. Um 15 Uhr startet dann der Bus nach Frankfurt.
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