Aus dem Moselstadion berichten
Martin Köbler und Daniel Prediger (Fotos)
Roland Seitz, Cheftrainer des West-Regionalligisten Eintracht Trier, forderte nach dem Abschlusstraining am Freitag von seiner Mannschaft vor allem eines: „Wir müssen eine Reaktion zeigen und die 0:2-Niederlage am vergangenen Samstag in Elversberg vergessen machen“, waren des Trainers klare und deutliche Worte – mit der 1:2 (1:0)-Niederlage gegen die seit nunmehr dreizehn Spielen ungeschlagene Borussia Mönchengladbach II und dem zweiten „Null-Punkte-Spiel“ in Folge blieben die blau-schwarz-weißen Kicker dies jedoch speziell in der zweiten Halbzeit der Begegnung schuldig. Durch den ersten dreifachen Punktverlust nach zuvor drei Heimsiegen in Serie rutscht die Eintracht zudem auf den zweiten Tabellenplatz ab – neuer Spitzenreiter mit einem Spiel weniger ist nun Preußen Münster nach deren freitäglichen 3:0-Sieg gegen den 1. FC Köln II.
Foto: Eine Halbzeit ist zu wenig – denkt sich wohl auch Max Bachl-Staudinger, der mit seiner Mannschaft eine bittere 1:2-Niederlage einstecken musste.
Nachdem beim lockeren 7:0-Pokalerfolg gegen das Tälchen aus Krettnach am Dienstagabend einige Akteure aus der potentiellen „zweiten Reihe“ um Andreas Lengsfeld, Fabian Zittlau und U23-Spieler Sebastian Ting Spielpraxis sammeln durften, schickte Roland Seitz am heutigen Samstagnachmittag fast die gleiche Elf wie bei der Auswärtsniederlage in Elversberg auf den Rasen des Moselstadions – mangels Alternativen besonders auf der rechten Seite, wo einmal mehr Thomas Kempny trotz Trainingsrückstandes aufgeboten wurde, nicht wirklich überraschend. Auch Thomas Riedl wurde erneut auf der Position des defensiven Mittelfeldspielers aufgeboten. Er versuchte über neunzig Minuten nach Kräften, die Rolle Stefan Kohlers zu übernehmen, was ihm in der ersten Halbzeit auch stellenweise gelang. Dennoch offenbarten die neunzig absolvierten Minuten vor allem eines: der ruhige Schweizer mit den zurückgekämmten Haaren fehlt der Eintracht mehr, als dem Trainer Recht sein kann. So sehr sich Riedl auch bemühte, ein voller Ersatz für die verletzte Nummer Acht der Eintracht kann er bislang auf Dauer nicht sein. Stefan Kohler wird sich indes Mitte der nächsten Woche einer weiteren Untersuchung unterziehen müssen – erst dann kann abgeschätzt werden, ob er womöglich schon beim kommenden Auswärtsspiel gegen den 1. FC Köln II wird auflaufen können. Nach eigenen Angaben des Schweizers wird er jedoch „beim nächsten Spiel wieder mit von der Partie sein.“ Im Sturm setzte der Oberpfälzer auf der Trierer Trainerbank wieder auf das Duo Thomas Kraus und Lukas Mössner – für Nico Patschinski war somit trotz seiner beiden Pokaltreffer unter der Woche einmal mehr nur ein Platz auf der Bank übrig.
Das Spiel, es begann mit einem Paukenschlag. Sieben Minuten waren auf der Uhr verstrichen, als sich einmal mehr Alban Meha am Mönchengladbacher Strafraumeck den Ball zum Freistoss zurechtlegte und ihn in gewohnter Präzision in die von ihm aus gesehen linke untere Ecke zirkelte – das 1:0 mit der ersten wirklich erwähnenswerten Aktion der Partie und zugleich bereits der elfte Saisontreffer des kleinen Kosovo-Albaners (7.). Gladbachs Schlussmann Blaswich reckte sich vergeblich und blieb nichts anderes übrig, als den Ball aus dem Netz zu holen. In der Folge dominierte die Eintracht die Partie, versäumte allerdings wie in den Wochen zuvor, die sich bietenden Chancen in Zählbares umzuwandeln. Wie in der 11. Minute, als Lukas Mössner schön auf Thomas Kraus spielte, dessen Schuss vom Gästekeeper nur mit Mühe und Not zur Mitte geklärt werden konnte, wo Eric Schaaf haarscharf vor dem ansonsten einschußbereiten Thomas Kempny retten konnte. Speziell durch Standardsituationen erarbeiteten sich die blau-schwarz-weißen Kicker teilweise hochkarätige Chancen, doch speziell Torge Hollmann scheiterte nach Eckballvorlagen von Meha sowohl per Kopf als auch im Anschluss mit seinem rechten Fuß (19., 20.) – doch das Tor, es war wie vernagelt. Auch Torgarant Alban Meha fand mit einem weiteren Freistoß aus exakt der gleichen Position wie zu Beginn in Torwart Blaswich seinen Meister (34.). Aus den Schilderungen wird deutlich, dass wie so oft in den letzten Wochen fast alle gefährlichen Torszenen auf das Konto von Alban Meha gehen – zu wenig. Mönchengladbachs Offensivspiel fand in der ersten Halbzeit fast gar nicht statt – einzig eine verunglückte Kopfball-Klärung von Josef Cinar in der 14. Minute sorgte kurzfristig für Verwirrung, als Fabian Bäcker beinahe vor André Poggenborg an den Ball kommen konnte.
Gladbachs Trainer Sven Demandt reagierte, brachte zur zweiten Halbzeit Jochen Schumacher für den Gelb-vorbelasteten Christian Schlösser und hatte anscheinend in der Kabine die richtigen Worte gefunden – und den 2.128 Zuschauern im Moselstadion bot sich das gewohnte Bild ihrer Eintracht: Nach einer dominanten ersten Hälfte fanden die Mannen von Roland Seitz auch heute nicht richtig den Anschluss in den zweiten 45 Minuten. Die kleinen Fohlen schnürten die Eintracht in der eigenen Hälfte ein, Entlastung gab es fast keine mehr – und wenn, dann wurde sie nicht genutzt. André Poggenborg war es, der in der 49. Minute einen langen Abschlag millimetergenau auf den linken Flügel auf Meha spielte, der sich dort nur noch dem eingewechselten Schumacher gegenübersah. In der Mitte stand Thomas Kempny glockenfrei, ruderte mit den Armen, wollte den Ball – und bekam ihn nicht. Das Zuspiel der Trierer Nummer 23 landete in den Füßen des Gladbacher Verteidigers, die Chance zum sicheren 2:0 war vertan. Kein Wunder, dass Cheftrainer Roland Seitz speziell dieser Gelegenheit nach der Partie nachtrauerte: „Das war eigentlich die Möglichkeit, auf die wir in der zweiten Hälfte gewartet haben. Wenn sich Alban etwas cleverer anstellt, lässt er sich fallen und es gibt Elfmeter – aber da waren wir nicht abgezockt genug. So war sein Pass dann einfach nicht konsequent genug in die Mitte gebracht.“
Die Partie, sie verlagerte sich immer mehr in die Hälfte der Eintracht – und Triers Cheftrainer stellte sein System um und baute auf eine etwas defensivere Marschrichtung. Er brachte Max Bachl-Staudinger für Piero Saccone und bot ihn als Doppel-Sechs zusammen mit Thomas Riedl auf (68.). Kurz darauf kam Tim Eckstein für Thomas Kempny, der seine Flügelposition Namensvetter Thomas Kraus vererbte – was für Belebung des rechten Flügels sorgen sollte, kehrte sich genau ins Gegenteil: ab diesem Zeitpunkt lief über die rechte Seite der Eintracht nichts mehr (74.). Sven Demandt witterte Morgenluft und wechselte zehn Minuten vor dem Ende den Mann ein, der das Spiel entscheiden sollte: Kevin Breuer. Gerade vier Minuten auf dem Feld, zirkelte er einen Eckball von der linken Seite auf Kevin Bäcker, der keine Mühe hatte, aus kürzester Distanz den alles in allem verdienten Ausgleich zu erzielen (84.). Doch für die Moselaner sollte es noch schlimmer kommen. Die Kräfte, sie ließen von Minute zu Minute nach, Entlastung gab es keine mehr, Standardsituationen am Trierer Strafraum häuften sich. Wie in der 90. Minute, als Josef Cinar einen langen Ball unterschätzte, nur mit der Hand klären konnte und sich durch diese unnötige Aktion seine fünfte Gelbe Karte einhandelte. Kevin Breuer legte sich den Ball zurecht – sein strammer Schuss kann von Poggenborg nur zur Seite abgewehrt werden, wo Eric Schaaf laut „Danke“ sagt und präzise auf Tim Heubach passt – das 1:2, das Spiel war gedreht. Damit nicht genug – der Schlusspunkt der Partie war Alban Meha vorbehalten. Sein abgefälschter Freistoß von der Strafraumgrenze wurde abgefälscht, der Ball segelte durch den Strafraum – die Zuschauer hatten den Torschrei schon auf den Lippen – doch die Kugel klatschte nur gegen den Außenpfosten. Direkt danach pfiff Schiedsrichter Thomas Stein die Partie ab.
„In Bayern würde man dazu sagen, dass wir in der zweiten Halbzeit Milch gegeben haben“, tat Roland Seitz den daraufhin verdutzt reinblickenden Gästen der Pressekonferenz kund. „Wer das hier an der Mosel nicht versteht, dem sei gesagt, dass uns in der letzten halben Stunde einfach die Kräfte gefehlt haben, um nochmals ins Spiel zurückzukommen. Hierfür fehlen uns einfach im Moment die Alternativen.“
Die Eintracht hat nun am kommenden Samstag beim Auswärtsspiel in Köln die Gelegenheit, den Anschluss an die Spitzengruppe nicht zu verlieren und sich im oberen Tabellendrittel zu festigen.
STATISTIK
Eintracht Trier: Poggenborg – Drescher, Hollmann, Cinar, Cozza – Riedl, Meha, Saccone (ab 68. Bachl-Staudinger), Kempny (ab 74. Eckstein) – Mössner (ab 88. Patschinski), Kraus.
Borussia Mönchengladbach II: Blaswich – Dams, Korb, Heubach, Schlösser (ab 46. Schumacher) – Dowidat, Stuckmann, Podszus (ab 69. Kachunga), Schaaf – Malli (ab 80. Breuer), Bäcker.
Schiedsrichter: Thomas Stein (Homburg)
Gelbe Karten: Cinar – Schlösser.
Zuschauer: 2.128
Foto-Galerie:
Die Stimmen zum Spiel
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Siggi meint
Ich kann das echt nicht verstehen. Wie kann man so eine Chance verspielen!?!
Jetzt müssen drei oder wenigstens ein ein Punkt gegen Kölle her…schwer genug!!!
Sievo meint
Gestern hatten viele einen schwarzen Tag:
Cinar: ließ lange Bälle einfach springen, ohne konsequent dazwischen zu gehen; Fehlpässe nach Balleroberung
Meha: zeigte überhaupt keine Defensivarbeit, keine eizige Flanke aus dem Spielverlauf; kein einziges gewonnenes Kopfballduell
Mössner: ???
Gesamt Mannschaft: kein Zweikampfverhalten; war nämlich gar nicht möglich, weil man die Gegenspieler nicht deckte; die konnten jeden Ball selbst in unserer Hälfte ungestört annehmen
Seitz: Musste man den einzigen kreativen Offensivspieler nach einer 1:0 Führung vom Platz nehmen?
Aber Gott sei Dank kamen viele Fehler alle auf einmal in einem Spiel vor und verteilen sich hoffentlich nicht auf mehrere Spiele.
In den nächsten Spielen werden die Karten neu gemischt, die Fehler bestimmt aufgearbeitet und unsere Mannschaft lässt sich mit Sicherheit nicht entmutigen. Sie hat bisher oft genug gezeigt, dass sie Charakter hat.