Man glaubt es kaum, aber Freunde des kernigen Actionkinos mussten bis zum Jahr 2013 warten, bis die Genre-Ikonen Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger in einem gemeinsamen Film die Fäuste sprechen lassen. Die mehr oder weniger in Ehren gealterten Muskelprotze kämpfen sich durch einen Gefängnisthriller, dem trotz der beiden charismatischen Stars und einer ganzen Reihe hochrangiger Nebendarsteller doch etwas oft die Puste ausgeht. Andreas Gniffke hat sich den Film im Trierer CinemaxX angesehen.
Ray Breslin (Sylvester Stallone) hat einen Job, den man durchaus als außergewöhnlich bezeichnen darf. Breslin lässt sich in Hochsicherheitsgefängnisse einsperren, um gegen gutes Geld deren Sicherheitslücken aufzudecken und auszubrechen. Das Angebot einer attraktiven CIA-Agentin, seine Fähigkeiten in den Dienst des Landes zu stellen und streng geheime Geheimgefängnisse zu testen, reizt das Ausbrechergenie, der allerdings noch nicht weiß, dass dieses Gefängnis nach seinen Vorgaben errichtet wurde und darüber hinaus von einem sadistischen Gefängnisleiter (Jim Caviezel, Die Passion Christi) geführt wird. Breslin tappt in die Falle und erkennt bald, dass es hier nicht um Sicherheit, sondern um ihn geht.
Inmitten des High-Tech-Knasts gilt es selbstverständlich, sich schnell einflussreiche Bündnispartner zu sichern. In Emil Rottmeyer (Arnold Schwarzenegger, wahrscheinlich nicht verwandt oder verschwägert mit Fräulein Rottenmeier aus ‚Heidi‘) findet Breslin rasch ein gleich gesinntes Alphatier und beide planen die Flucht. Doch so einfach wird es den beiden nicht gemacht.
Escape Plan ist ein Actionfilm der ganz alten Schule. Und die Zutaten versprechen ganz großes Actionkino. Arnie und Sly, mit Mikael Håfström (Zimmer 1408) ein Regisseur, der sein Talent durchaus schon gezeigt hat und eine Nebendarstellerriege ersten Ranges. Neben dem durchaus überzeugenden Fiesling Caviezel stehen mit Vinnie ‚Die Axt‘ Jones (Mean Machine), Sam Neill (Die Tudors), Vincent D’Onofrio (Criminal Intent) oder 50 Cent hochrangige Darsteller bereit, die allerdings aus dem Schatten der beiden Stars nicht wirklich heraustreten können. Dennoch bleibt bei Escape Plan ein fader Beigeschmack, der vor allem durch die durchgehend fehlende Selbstironie entsteht. Das Zusammenspiel von Stallone und Schwarzenegger ist holprig, es fehlt der Spaß, mit völlig überholten Actionklischees zu spielen, wie es beispielsweise die beiden Expendables-Filme vorgeführt haben, wo Sly und Arnie bereits gemeinsame Kurzauftritte hatten. Escape Plan nimmt sich viel zu ernst, um wirklich ernst genommen zu werden. Die Action ist Durchschnitt, die Handlung vorhersehbar und der Humor bleibt weitestgehend auf der Strecke und ist wenn überhaupt eher unfreiwillig, wie der alberne österreichische Dialekt Schwarzeneggers. Selbst die genretypischen One-Liner wollen nicht so recht zünden, „Du schlägst wie ein Vegetarier“ gehört noch zu den besseren Beispielen.
Aber was will Mikael Håfström uns sagen? Er wird Escape Plan doch nicht ernsthaft als Gesellschaftskritik verstanden wissen? Nun gut, lässt man sich darauf ein, so ergeben sich zumindest einige ernstzunehmende Elemente. Geheimgefängnisse, in der die US-Regierung mit Hilfe privater Sicherheitsfirmen (die Wärter sind ehemalige Mitarbeiter der Blackwater-Söldnertruppe) vermeintliche Gefahren ohne jeglichen Gerichtsbeschluss wegsperren und nach Belieben foltern und waterboarden können, sind nicht erst seit Guantanamo Realität. Dass im Gefängnis der Zukunft auch eine große Gruppe islamischer Gefangener festgehaltenen und in der Ausübung ihrer Religion behindert wird, rundet das Bild hier ab. Aber in einem Stallone/Schwarzenegger-Actionklopper wirkt dieser ernste Ansatz dann doch etwas deplatziert.
Fazit: Nostalgische Actionfreunde dürften an Escape Plan Gefallen finden, vereint er doch zwei der großen Genrehelden der Vergangenheit auf einer Leinwand. Doch beide sind alt geworden. Stallones Gesicht gleicht immer mehr einem Cartoon seiner selbst und Arnold wirkt dann doch etwas schwerfällig. Ob sich jüngere Fans, die an das Tempo von Jason Statham oder Vin Diesel gewöhnt sind, für die beiden Oldtimer begeistern können, wird sich an den Kinokassen zeigen. Nach einem anstrengenden Tag bietet Escape Plan aber solide Unterhaltung, bei der man den Gehirnzellen auch einmal die wohlverdiente Ruhe gönnen kann. Und den besten One-Liner gab es schon vor dem Film: „Machete twittert nicht!“
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