Seit Dienstag vollzieht sich eine gewaltige Bewegung im Facebook-Netzwerk. Uwe Becker hatte montags um ca. 22 Uhr abends die Idee seines Lebens und äußerte sie in der Gruppe „Free your Stuff Trier“, in der Facebook-Nutzer Möbel, Bücher und Gegenstände aller Art anbieten und an die Nutzer verschenken, die sie gerade brauchen können.
„sag mal wie wäre es denn , wenn wir alle gemeinsam , Sachen die wir verschenken möchten sammeln und den Flutopfern zur Verfügung stellen würden? Denn viele haben ja so gut wie garnichts mehr ? Initiative : Free Flood Stuff from Trier oder was meint ihr dazu?“, genau so postete er es am Montagabend in der Gruppe. Ein bescheiden klingender Vorschlag von Uwe Becker, der gar nicht nach hitzköpfigem Helfersyndrom klingt. Einfach eine gute Idee, wie man Menschen in schweren Zeiten brauchbar zur Seite stehen kann, ohne sich aufzudrängen. Sein Einfall stieß sofort auf reichlich Begeisterung, so viel Begeisterung, dass Becker innerhalb einer Stunde eine eigene Gruppe gründen musste, um den ganzen Anfragen gerecht zu werden:
„Free Flood Stuff from Trier“ heißt sie, in Anlehnung an die Gruppe „Free your Stuff“, die Geburtsort der Idee war. Innerhalb einer halben Stunde hatte die Gruppe 161 Mitglieder, als Becker am nächsten Tag vor der Arbeit noch einmal reingeschaut hatte, waren es bereits über 200. Mittlerweile sind es über 700. Nicht weniger Spenden-Angebote gibt es: von Geschirr über Kleidung bis hin zu Möbeln und sogar einem alten Opel suchen Menschen aus der Region alles zusammen, was sie geben können.
„Gebraucht wird alles, auch alte Sachen, solange es nicht kaputt ist. Hauptsache ist erst einmal, dass es nicht durch Heizungsöl und Flutwasser oder Schlamm verunreinigt ist.“ Doch nicht nur Gegenstände werden angeboten, auch handfeste Unterstützung: Mitorganisatoren, Helfer zum Verpacken der Spenden, Fahrer, die Möbel einsammeln bei denen, die keine Möglichkeit haben sie zu einem Sammelort zu transportieren. Sogar Firmen bieten ihre Unterstützung in Form von Verpackungsmaterial und Europaletten an. Auch die Firma für die Becker arbeitet, Megasol Kosmetik GmbH, hat sich zur Mithilfe bereit erklärt.
„Ich ziehe das jetzt durch.“
Doch mit jeder angebotenen Gabe entstehen auch neue Fragen. Wo soll man die Teller, Spielzeuge, Kleidungsstücke, Möbel und sogar ein Auto sammeln und lagern, bis man sie in die überfluteten Gebiete bringt? Und wie bringt man sie dorthin? Und wann? Und wohin überhaupt? Immerhin ist mehr als eine Stadt von der immensen Flut betroffen.
Becker hat sich mit mehreren Stellen in Verbindung gesetzt, auch mit der Stadt und dem Lieferanten DHL. Hundert prozentige Zusagen hatte er bis heute noch nicht, aber in einem war er sich sicher: „Ich ziehe das jetzt durch.“ Aber natürlich nicht alleine. „Ich bekomme jeden Tag neue Anfragen, ob ich noch Helfer brauche und natürlich brauchen wir die.“ Leute, die verpacken und die eventuellen LKW beladen, Leute, die die Möbel und Gebrauchsgegenstände einsammeln fahren von Spendern, die selbst über kein Auto verfügen. Unbedingt Leute, die bei der Recherchearbeit helfen, wo die Spenden am sinnvollsten eingesetzt werden können.
Ende des Monats, wenn die Flut hoffentlich abgeklungen sein wird und die ersten Aufräumarbeiten das ganze Ausmaß der Katastrophe offenbaren werden, soll alles bereit sein. „Einen Vorlauf von ein bis zwei Wochen brauchen wir auf jeden Fall, bis alles gesammelt, verpackt und beschriftet ist. Zudem muss der organisatorische Aspekt noch geklärt werden“, so hieß es zumindest Mittwoch noch im Telefoninterview. Als Becker am Freitagabend noch einmal anrief, um den aktuellen Zwischenstand zu nennen, zeichnete sich bereits ein neues Bild:
„Wir haben inzwischen eine Lagerhalle in Schweich und eine in Trier-Zewen, die DHL hat ein gewisses Budget für die Flutopfer und stellt einen LKW und einen Fahrer kostenlos zur Verfügung. Einen zweiten LKW und einen zweiten Fahrer bekommen wir gesponsort. Die Halle in Schweich wird ab Dienstag befüllt, die in Zewen kann auch am Wochenende angefahren werden, es gibt Fahrer und Verpacker. Das ist für vier Tage schon eine stramme Leistung“, muss Becker zugeben. Als Spendenort, den der DHL-LKW beliefern soll, ist Deggendorf angedacht, ein Vorschlag der Besitzerin der Lagerhalle in Schweich, da dies ihr Heimatort ist.
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Wer nun seinen Teil zu dieser engagierten Hilfsaktion beitragen möchte, kann sich entweder über die Facebook-Gruppe an Uwe Becker und seine fleißigen Mithelfer wenden oder eine Email schreiben: [email protected]
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