Studenten der Fachhochschule Trier stellen vom 28. April bis zum 8. Mai 2011 in der Europäischen Kunstakademie aus. Titel der Sonderausstellung ist „Im Vorbeigehen“.
Unser Bild von Armut ist ein Bild, das im Vorbeigehen entsteht: bewegungsunscharf, flüchtig und aus möglichst sicherer Entfernung. Eine Ausstellung in der Europäischen Kunstakademie will nun eingefahrene Blickpunkte verschieben, ungewohnte Perspektiven einnehmen und zumindest einen zweiten Blick im Vorübergehen riskieren. Die Sonderschau zeigt Arbeiten von Studenten des Fachbereichs Gestaltung der Fachhochschule Trier. Ein Themenparcours aus Gemälden, Videos und raumgreifenden Medieninstallationen setzt sich ganz bewusst subjektiv, medial und vor allem gestalterisch mit dem Thema Armut auseinander und bricht es als Wahrnehmungsbild facettenreich auf.
Auf einem der Exponate überlagert ein Streifenraster das eigentlich Bild. Seine unregelmäßige Struktur verdeckt die einzelnen Motive, verändert sich je nach Standpunkt und gibt mit der Zeit neue Elemente frei. Das Raster basiert auf einem Barcode, der symbolisch auf Konsum, globale Ausbeutung und die Arbeitskraft als Ware verweist. Eine andere Arbeit thematisiert die verzerrten Wahrnehmung auf Armut. Erst ein spiegelnder Zylinder im Mittelpunkt der Installation verrät auf seiner Oberfläche als klares Bild, was in der Realität nur undeutlich und überdehnt erscheint.
Die Audioinstallation POORSCAPE flüstert den Besuchern stereotype Denkmuster und Vorurteile gegenüber Armut und Armen ein. Videos porträtieren das Leben einer modernen Eremitin oder von engagierten Straßenmusikern. Von besonderem Interesse war bei letzterem der Umgang mit Kontrasten: auf der einen Seite der Mensch, der allem Anschein nach auf Gaben und Anerkennung seiner Mitmenschen angewiesen ist, zugleich aber über das nötige Selbstbewusstsein verfügt, sich öffentlich zu präsentieren.
Ein anderes Video beschäftigt sich mit einem Pappkarton, der verschiedene Phasen durchläuft. Am Anfang dient er dem Schutz eines Konsumartikels, dann wird er entsorgt und als Bettelschild, als Schlafunterlage oder Dach von Obdachlosen wiederverwertet. Die Pappe wird jedoch durch Witterungsumstände zerstört, so dass am Ende nichts mehr bleibt. Zwei Stopmotionfilme von einer Person, die einen Traum durchlebt, runden das Ausstellungsprogramm ab. In der einen Version lebt sie in Armut und erwacht als wohlhabender, gesunder Mensch. In der anderen Handlung geht es um eine wohlhabende Person, die ein regelmäßiges Einkommen hat, eine Wohnung und ein Auto, sich aber nach Freiheit sehnt. Sie erwacht in Armut.
Das Spektrum der Arbeiten ist weit gespannt. Ergänzend zu den großen Ausstellungen im Stadtmuseum Simeonstift und dem Rheinischen Landesmuseum zeigt die Europäische Kunstakademie ganz bewusst aktuelle, heutige Positionen junger Studenten.
Die Medienprojekte wurden von Dipl.Des. Rob Negelen betreut, der z.Zt eine Professorenvertretung im Studiengang Intermedia Design an der FH Trier wahrnimmt.
ERÖFFNUNG: Donnerstag, 28. April, 18 Uhr in der Europäischen Kunstakademie in Trier
ADRESSE: Europäische Kunstakademie Trier, Achener Str. 63, 54294 Trier
ÖFFNUNGSZEITEN: Dienstag – Sonntag 11 – 17 Uhr Eintritt frei
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