Am Samstag, 3. Dezember, feierte das Kleine Volkstheater Trier die Premiere seines neuen Stückes, das im lange vergangenen Mittelalter spielt. Noch bis zum Frühjahr wird „Der Lord von Trier-Nord“ im Römersprudel zu sehen sein.
Es spielt in längst vergessenen Zeiten, als die einzelnen Trierer Grafschaften noch spinnefeind miteinander waren. Da sprach der Zewener nur mit dem Trier-Norder, wenn er ihn sowieso gerade belagerte. Gut, dass der Lord von Trier-Nord ein cleveres Schlitzohr war, der es verstand den Belagerern die Lebensmittel zu stibitzen und seine eigenen Leute gut im Futter zu halten. Ebenso gut verstand er es seine beiden, nicht gerade damenhaften Töchter, Ambrosia und Thyrsia (Gabi Hahn und Elke Schönberger), durch einen Zaubertrunk an den Mann zu bringen. Der neue hofeigene Zauberer, genannt Kräutchie (Frank Hoffmann), der sich selbst als die luxemburgische Variante des Zauberers Merlin bezeichnete, stand ihm bei diesem und anderen schwierigen Unterfangen, wie beispielsweise auch der Planung einer „Tour de Muffland“, die des Lords Weinkeller und Vorratsraum gut befüllen sollte, mit Rat und Tat zur Seite. In der Folge wird dann ein Spion ausgesandt, Prinz Hennerich von Ollewich, doch dieser kommt mit wenig erfreulichen Nachrichten nach Hause: Wikinger wollen „uns schöner Trier“ angreifen! Jetzt muss schleunigst der sagenumwobene König von Trier gefunden werden, denn nur er kann die zerstrittenen Grafschaften miteinander versöhnen und Trier in Eintracht zum Sieg zu führen. „Eintracht Trier“ soll der Schlachtruf lauten.
„Eintracht Trier“ soll der Schlachtruf lauten
In dem dreiaktigen Stück steht jedoch nicht nur der sagenhafte König oder die mehr neckischen, denn bösärtigen Streitereien der einzelnen Lordschaften im Mittelpunkt, sondern vor allem die Trierer Lebensart, die sich immernoch am besten in ihrem breiten moselfränkischen Dialekt darbietet. Die heimische Mundart wird jedoch nicht nur die Herzen der Trierer höher schlagen lassen. Auch Nicht-Trierer können auf ihre Kosten kommen, ist das Stück doch gespickt mit humoristischen Raffinessen.
Zudem wird darauf geachtet, dass es möglichst gut zu verstehen ist – auch für Dialektunkundige. Berliner oder Münchner sollten aber vielleicht doch sicherheitshalber ein Trierisch-Deutsches Wörterbuch in der Handtasche mit sich führen. Generell ist es für all jene geeignet, die die Kleinkunstszene schätzen und einen Hang zur eigentümlichen, aber auch durchweg liebenswerten Art der Trierer haben.
Zehn Jahre inszeniert das Kleine Volkstheater bereits in Eigenregie
Seit zehn Jahren ist es im Kleinen Volkstheater nun schon so, dass Bühnenstücke komplett in Eigenregie entstehen. Erneut schrieben Helmut Leiendecker und seine Frau Birgit den Text. Leiendecker inszenierte zudem das Stück und Susanne Weibler gestaltete als professionelle Trierer Bühnenbildnerin die passende Kulisse, die im ersten und zweiten Akt den Thronsaal des Lords von Trier-Nord darstellt und im dritten Akt einen kleinen Ausschnitt der Porta Nigra zeigt. Doch soweit waren wir schon in unserem Vorbericht.
Wie kam das neue Stück nun beim Publikum an? Mit Fug und Recht kann behauptet werden, dass Mundart zu sprechen auch im Publikum Pflicht war. Selten hörte man so viel des typischen Trierer Singsangs. Bei gutbürgerlichem Speis und Trank wurde gebatschelt wie einem die Schnüss gewachsen war. Eine perfekte Einstimmung für das folgende Abendprogramm.
Mit viel Herz und Leidenschaft für die Bühne spielten und schwätzten sich alle Beteiligten schnell in die Herzen der Zuschauer. Die Figuren, allen voran natürlich der Lord von Trier-Nord (Helmut Leiendecker), sein persönlicher Zauberer und sein Hofhenker, waren liebevoll inszeniert und trafen den humoristischen Nerv der Zuschauer. Man merkte einfach, dass man einer Gruppe von Menschen zusah, die sich lange kennen und die dementsprechend die Rollen so verteilten, dass sie auf den jeweils einzelnen passen.
Eine perfekte Rolle für den Bühnenerfahrenen Leiendecker
So war die Rolle des gewieften Lords perfekt für den bühnenerfahrenen Leiendecker, er füllte die Figur nicht nur mit beträchtlichem Bauchumfang, sondern auch mit Herz und Seele. Ein zweites Highlight war die Leistung von Martin Franzen, der die Rolle des wenig begabten Henkers und Dieners „Boggelchie“ spielte. Er zog von der ersten bis zur letzten Minute die Sympathien der Anwesenden auf seine Seite.
„Dää Lord von Trier Nord“ war ein voller Erfolg für die Laienschauspieler des Kleinen Volkstheaters, obwohl sie mit ihrem Repertoire an Stücken und Erfahrungen eigentlich kaum noch als Laien durchgehen können. Dies sahen wohl auch die Zuschauer so, denn schnell kam eine Stimmung auf, als würde man alte Bekannte nach längerer Zeit endlich mal wiedersehen. Standing Ovations waren garantiert und blieben natürlich nicht aus.
Ein Muss für alle Fans, nicht nur der Trierer Mundart, sondern generell aller Laientheater und Mundartkünstler, die die Lebendigkeit und den Charme einer (semi)professionellen Inszenierung zu schätzen wissen. Improvisationen und Lacher auf beiden Seiten stehen da an der Tagesordnung. Wer sich die Show noch ansehen möchte, muss allerdings flink sein, was die Kartenreservierung angeht, denn aus Erfahrung sind die Vorstellungen schnell ausgebucht. Zu Recht!
Fotos: (Stefanie Braun) Die Fotos sind während der Probearbeiten entstanden.
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