Schwitzen im Bus bei 42 Grad, schwitzen im Büro bei 38 Grad, schwitzen im Park bei 32 Grad, schwitzen im Saunagarten an den Kaiserthermen bei 95 Grad – 5vier.de zu Gast in Triers Saunagarten.
Kaum etwas ist uns so unangenehm wie unkontrolliertes Schwitzen, die Werbung preist immer bessere und immer stärkere Deodorants und namhafte Firmen entwickeln schon Schwitzeschutz für 72 Stunden. Selbst der kleinste Schweißfleck unterm Arm hat schon den selbstbewusstesten Manager ins Stottern gebracht. Doch es gibt einen Ort in Trier an dem es erlaubt ja sogar erwünscht ist zu Schwitzen: der Saunagarten im Schwimmbad Trier.
2009 wurde nicht nur der neue Saunagarten an das Schwimmbad- Gelände angebaut, sondern in einem Rutsch gleich die eigentliche Sauna renoviert und ein Massagebereich eingerichtet. Sechs Monate dauerte die Umbauphase und kostete 1,7 Millionen Euro.
Eine Investition, die sich lohnte
Dafür erfreuen sich seit Oktober 2009 jährlich 40.000 Saunagäste an dem neuen Ambiente. „Ein voller Erfolg“, so Werner Bonertz, Betriebsleiter des Bades an den Kaiserthermen. Der Aufsichtsrat der Stadt Trier stand dem Umbau zunächst skeptisch gegenüber. Sollte ein fast 2 Millionen Euro teurer Umbau wirklich so viel mehr Gewinn bringen?
Bonertz war überzeugt davon und schaffte es schließlich auch den Aufsichtsrat zu überzeugen. Allerdings sollten Minimum 60.000 Menschen mehr ins neu gestaltete Bad kommen, nach einem Jahr würde man die Zahlen gerne sehen. Die Investition hat sich bereits nach dem ersten Jahr mit 80.000 zusätzlichen Gästen gelohnt.
Der Umbauphase an sich gingen viele Überlegungen voran: Wie sollte der neue Saunagarten denn genau aussehen? Als Fläche war bereits ein Teil des Parkplatzes auserkoren, der mit einem hohen Holzzaun vor Blicken geschützt werden sollte, doch von dem innen liegenden Saunabereich wäre der neue Außenbereich durch einen 50 Meter langen Weg über etwas Wiese getrennt gewesen. Wie sollte man diesen Weg gestalten?
„Einfach einen 50 Meter langen weißen Verbindungsgang anzubauen wäre nicht besonders schön gewesen und hätte nicht zu der neuen Anlage gepasst“, so Bonertz, der besonders stolz auf die gelungene Lösung für die Verbindung der bestehenden Innensauna zum neuen Saunagarten ist. Man geht nun durch einen Gang der mit stilechten Sitzgelegenheiten und Ausstellungsstücken, wie man sie im Landesmuseum finden könnte, ausgestattet ist.
Ein Saunaplaner aus der Nähe von Münster half hier tatkräftig, damit aus dem Gang, der eine Verbindung werden sollte kein Stilbruch wurde. Erreicht man die Außenanlage, bekommt man schnell das Gefühl in einer anderen Welt zu sein, nur das nahegelegene Polizeipräsidium erinnert daran, dass man im Zentrum einer Stadt liegt. Es ist Montagmorgen kurz nach acht; keine Zeit zum Schwitzen, sondern zum Reinigen, Herrichten und notfalls zum Reparieren, so werden auch die begehbaren Grünanlagen von den Angestellten des Hauses versorgt.
„Wie der Garten zu Hause“
„Unsere Außenanlage ist wie der Garten zu Hause, der will ja schließlich auch gepflegt werden“, sagt Werner Bonertz, während zwei Hausangestellte fleißig Unkraut rupfen. Ein weiteres Detail, was wohl in keinem heimischen Garten fehlen darf ist ein Grill und auch den gibt es, hier in Form einer hufeisenförmigen Steinplatte mit Feuerstelle.
„Wir bieten regelmäßig Sauna-Events an, bei denen auch meistens gegrillt wird und ein Buffet aufgebaut ist. Für einen Aufpreis kann man dann soviel essen wie man will.“ Stammgäste können auch Wünsche äußern, wenn sie etwas zu feiern haben und ein bestimmtes Gericht auf dem Speiseplan haben möchten.
Generell gibt es noch die Möglichkeit in der „KaminLounge“ Essen und Trinken zu können, für diesen Zweck wurde ein ehemaliger Lagerraum umgebaut und an einen Gastronom verpachtet, der mit einem Koch und Bedienung für das Magenwohl sorgt. Bezahlt wird später mit der Hauskarte, die man an der Kasse bekommt, das neue Kassensystem macht’s möglich.
Doch wer ein echter Saunagänger ist, kommt nicht wegen des guten Essens, zumindest nicht vorsätzlich, sondern wegen des Schwitzens. Oder etwa nicht?
„Viele denken, dass man stundenlang nur schwitzen soll in einer Sauna, aber es geht ja gerade um das Schwitzen UND die Abkühlung. Gerade dieser Wechsel ist gesund“, erklärt Bonertz mir, die ich ebenfalls noch nie in der Sauna war. Gerade deshalb bin ich umso verblüffter als er mir eine der Saunen von innen zeigt. Es handelt sich um eine Aufguss- Sauna, in der es an die 90 Grad heiß werden kann, die um 8 Uhr morgens aber noch lange nicht auf vollen Touren läuft. Trotzdem bilden sich bei mir sofort Schweißperlen auf der Stirn. Hier wird zur jeden vollen Stunde ein Aufguss gemacht, ein Erlebnis für jeden Saunafreund.
Aufgüsse für die Gesundheit
„Wenn die Aufgüsse gemacht werden, strömen schon mal 70 Personen in die Aufgusssauna. Aber die Enge macht den Leuten nichts aus.“ Bei einem solchen Aufguss gießt der Saunameister Wasser über heiße Steine, welches sofort verdampft und verteilt diesen Dampf dann mit einem Tuch oder Fächer im Raum, das Ganze kann dann schon einmal 20 Minuten dauern. Nicht für jeden was, denn 20 Minuten in der Hitze stehen und wedeln kann ganz schön auf den Kreislauf gehen.
Das weiß auch Herr Mohr, der Saunameister ist und an diesem Tag gerade eine Schulung unter den Mitarbeitern macht. In einem Sauna- Wettkampf wurde er „Saunameister“ und arbeitet nun neben seinem Beruf in der städtischen Wasserversorgung als Aufgussmeister oder führt Schulungen in ganz Deutschland durch. So kam er dann auch nach Trier.
Saunameister, sagt er schmunzelnd, sei übrigens ein Titel den es nur in Deutschland und Österreich gibt. In Finnland oder Russland würde man dafür ausgelacht. Doch es gibt noch andere Sauna-Arten, die nichts mit einem Aufguss zu tun haben. Die beiden anderen Außensaunen, die Maa- und Tulisauna, werden mit Holz beheizt, die Temperatur kann bis auf 110 Grad ansteigen.
„Das ist eine Trockensauna, in der es durch das Feuer sehr behaglich werden kann.“ Auch hier gilt wieder die Devise, dass man sich nach dem Schwitzen abkühlen sollte, dafür gibt es sichtgeschütze Duschen mit Kneippschläuchen oder auch einen Eimer gefüllt mit eiskalten Wasser.
Nach dem Schwitzen kommt das Abkühlen
Wer sich draußen trotz Sichtschutz doch zu beobachtet fühlt, kann auch drinnen nach Herzenslust schwitzen. In zwei Bereichen können zum einen die Frauen unter sich sein oder sich sofern gewünscht in der Gemeinschaftssauna zu den Herren gesellen. Montags bleibt die Sauna für die Männerwelt sogar geschlossen, damit Frau ganz für sich sein kann. Diese eigentlich noble Einstellung hat schon Probleme bereitet. So gab es schon Beschwerden darüber, dass die Gemeinschaftssauna eben gleich der Herrensauna ist und Männer keine eigene Sauna für sich hätten. Trotzdem blieb man dabei.
Wer neugierig geworden ist auf einen Besuch der Saunalandschaft in Trier, sollte einige Regeln beachten:
- Vor dem Schwitzen duschen ist nicht nur wegen der besseren Wirkung angebracht, immerhin schwitzt trockene, saubere Haut schneller, sondern dient auch der Pflege der Sauna, schließlich möchte man selbst auch nicht neben jemandem sitzen, der nach altem Schweiß riecht. Von den Bakterien mal ganz abgesehen.
- Nach dem Schwitzen ist Trinken angesagt, dafür steht im Saunabereich eigens ein Trinkwasserbrunnen. Nüchtern sollte man auch nicht unbedingt sein, vollgefressen allerdings auch nicht, wen der kleine Hunger packt kann auf die KaminLounge im Außenbereich zurückgreifen, da Essen und Trinken mitbringen untersagt ist.
- Badebekleidung wird aus hygienischen Gründen nicht gern gesehen, wer sich bei den ersten Malen in der Sauna geniert, sollte sich zwei große Handtücher mitbringen. Das erste um sich darauf zu setzen, was aus hygienischen Gründen sein muss und eines um sich ein bisschen zu verhüllen.
- Wer etwas für seine Gesundheit tun möchte sollte ganzjährig in die Sauna gehen und nicht nur im Winter um die Wärme zu genießen. Immerhin trainiert man die Abwehrkräfte auch nur durch den Kalt-Warm-Wechsel.
- Zu guter Letzt sollte man sich für einen Saunabesuch Zeit nehmen, gute drei bis Stunden dauert ein Aufenthalt eben. Wer gestresst in der Mittagspause mal eben ein bisschen Schwitzen will, sollte mit Entspannung nicht unbedingt rechnen. Und darum geht es ja.
„Ein Tag im Saunagarten an den Kaiserthermen ist wie ein Tag Urlaub. Fernab von allem Stress und das mitten in Trier“, so Werner Bonertz. Nun bleibt abschließend nur noch zu sagen: Keine Angst vor Schweißflecken. Bei 95 Grad versagt das Deo schon einmal.
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