„Die eiserne Lady“, gespielt von der berühmten Meryl Streep, zeigt die ehemalige Premierministerin Großbritanniens Margaret Thatcher von einer anderen Seite. Klar ist, dass die politischen Machtkämpfe und Entscheidungen ein eisernes Herz fordern. Doch inwieweit ist ein Mensch in der Lage, sein lebensspendendes Organ zu einem metallisch glänzenden und gräulich schimmernden Element zu verwandeln?
Margaret Thatcher – liebevoll von ihrem Mann Denis (Jim Broadbent) „MT“ und von den Russen „Eiserne Lady“ genannt – war die erste weibliche Regierungschefin Europas. Eine Frau aus einfachem Hause, mit einem dominanten Vater (er war Kolonialwarenhändler und Bürgermeister eines kleinen Dorfes) und einer unterwürfigen Mutter. Ihre Kindheit wurde durch das Familienunternehmen und ihre strebsame Art in der Schule geprägt. Früh wurde ihr bewusst, dass sie sich vieles erkämpfen muss und nicht wie die anderen Jugendlichen das Leben genießen kann. Doch es hat sich ausgezahlt – Margaret erhält eine Zusage zum Studium in Oxford und kämpft sich durch die Männer dominierende Welt bis hin zur Premierministerin.
Zielstrebig, Intelligent und Schlagfertig
Die damals 24-jährige Dame weiß ihre Intelligenz und schlagfertige Art richtig einzusetzen. Somit gelingt ihr der Weg in die Partei der Konservativen (engl. conservative). Während ihres politischen Werdegangs lernt sie auch ihren zukünftigen Ehemann Denis Thatcher kennen. Er erkennt ihr Durchsetzungsvermögen und ihre Ziele, die er unterstützt. „Denis, ich werde nicht während dem Spülen einer Tasse sterben!“, antwortet die blonde Persönlichkeit auf den Heiratsantrag ihres Parteikollegen und macht somit deutlich, dass sie keine gewöhnliche Frau ist. Die Heirat mit einem starken, erfolgreichen Handelsmann stärkt ihr Ansehen, und es öffnen sich weitere Pforten. Die Pforten, die sie gleichzeitig von ihrer neu gegründeten Familie, ihrem Mann und ihren Zwillingen, trennen. Pforten, durch die sie geht und die mehr von ihr verlangen als einer sterblichen Person lieb ist. Pforten, die sie zwingen, Entscheidungen über das Leben anderer Menschen zu fällen. Aber auch Pforten, die ihren eisernen Willen möglich machen.
Doch letzten Endes entfernt sie ihre forsche und sture Art von der Partei, die sie einst unterstützte. Margaret Thatcher ist bewusst, dass sie sich im Rudel voller Männer beweisen muss, um akzeptiert und vollwertig anerkannt zu werden. Doch in einer Partei muss man zusammenhalten, was im Umkehrschluss bedeutet, die politischen Entscheidungen nicht alleine zu treffen. Doch es wird deutlich, dass sie in dieser Hinsicht ihrer „reizende“ Namensgebung als Eiserne Lady alle Ehre macht. Im Meinungsdisput mit ihrem Parteikollegen beendet sie gerne schnell das Gespräch und setzt ihre Ansichten, ohne Rückhalt, knallhart durch.
Doch anders als erwartet?!
Wer sich eine chronologische Reihenfolge der britischen, politischen Ereignisse erhofft, wird in diesem Film nicht auf seine Kosten kommen. Der Anfang des Films zeigt eine verletzliche, alte und gewöhnliche Dame. Margaret Thatcher, die Frau, die Emanzipationsgeschichte prägte und die Grenzunterschiede zwischen Klassen und Geschlechter durchbrach, würde man keinesfalls mit dieser zerbrechlich wirkenden Person in Verbindung bringen.
„Die Eiserne Lady“ zeigt die Frau nach ihren politischen Höhepunkten, wie sie mit ihrem Mann am Frühstückstisch sitzt und mit ihm plaudert. Bis dem Zuschauer bewusst wird, dass Denis nur eine Halluzination ist. Eine Folge ihrer Krankheit, die langsam Oberhand über sie nimmt. Bei einem Dinner mit alten Freunden und ihrer Tochter verliert sie sich plötzlich in die Vergangenheit. Und somit lässt die Vermischung von Gegenwart und Jugend sie in vielen Situationen als verrückt dastehen, woraufhin ihre Tochter sie zum Arzt schickt.
Doch die kluge Frau weiß, was sie zu tun hat: sie verheimlicht dem Doktor ihre Halluzinationen. Ihr Vorhaben, den Schritt zurück ins Leben zu wagen, zeigt die Szene, in der sie schweren Herzens die alten Sachen ihres geliebten Ehegattens zusammenräumt. Die Aussagekraft dieses Filmausschnittes wird im Verlaufe des Films aufgebaut, da ihre Tochter sich schon seit mehreren Jahren anbietet, diese Dinge zusammen zu räumen.
Ein traumhaftes Duo
Dass die Theaterregisseurin Phyllida Lloyd und Meryl Streep ein gutes Team sind, bewiesen sie bereits im Jahre 2008, in dem das Duo gemeinsam Filmgeschichte schrieb. Lloyds Filmdebüt „Mamma Mia!“ wurde mit Meryl Streep in der Hauptrolle zum bislang erfolgreichsten britischen Kino-Exportschlager aller Zeiten. Maryl Streep stellt in diesem Film die „Eiserne Lady“ über eine Zeitspanne von nicht weniger als vierzig Jahren dar. Und von Anfang an verschwimmen Margaret und Meryl zu einer Einheit. Streep spielt diese Rolle nicht – sie wird Margaret Thatcher. Eine Leistung, die gerade mit ihrem dritten Oscar belohnt wurde. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der Film, obwohl er über eine einzige Person erzählt, keinesfalls langweilig oder einseitig wirkt. Die Abwechslung der Szenen und die Einsicht der Beziehung dieser herausragenden Frau zu anderen Personen halten den Spannungsfaktor auf einem hohen Level.
Ein überaus spannender Film, der den Blick hinter die Kulissen nicht unterhaltsamer hätte darstellen können.
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