Nachdem die eigentlich erste Talkrunde des Trierer Theaters im Astarix wegen Krankheit der beiden Moderatorinnen ausfallen musste, startet die Serie „One Night Stand“ nun mit Schauspieler Peter Singer und vier mehr oder weniger prominenten Gästen. Thema: Heimat.
Es ist die Idee zur neuen Spielzeit: eine Latenight-Talkrunde mit ständig wechselnden Moderatoren und Gästen im gemütlichen, rauchfreien Ambiente des Astarix. Bereits vor einem Monat sollte die Reihe mit den beiden Tänzerinnen Susanne Wessel und Julianne Hlawati starten, doch die erkälteten sich zeitgleich stark und so musste der Auftakt ausfallen.
Nun, am Donnerstag den 24. November, wird eben Schauspieler Peter Singer den Anfang machen. Sein Thema lautet „Heimat“ und eingeladen hat er sich vier Gäste, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Da wäre zum einen Angela Händel, ehemalige DDR-Bürgerin, die seit zwei Jahren in der Chordirektion des Theaters tätig ist, dann Christoph Riemenschneider, Buchautor über Vereinswesen, der im Orchester die Piccoloflöte spielt, der junge Palästinenser Haitham Habeeb, der seit einigen Jahren in Luxemburg lebt und Lokalberühmtheit Helmut Leiendecker.
5vier.de sprach im vorab mit Peter Singer und Angela Händel, sowie Helmut Leiendecker über ihre Definition von „Heimat“ und dem was sie sich von dem Abend versprechen.
Als Schauspieler ist man oft auf Reisen, wechselt mehrmals die Spielorte, hat mehrere feste Wohnsitze… dafür besitzt man aber eventuell keinen Kleiderschrank. Oft lebt man aus dem Koffer. Peter Singer kennt dieses Problem aus dem ff: Gebürtig ist er aus Baden, hat eine Frau in Neckarsulm und zwei mittlerweile erwachsene Kinder. Doch als Schauspieler kriegt man vom Familienleben meist nicht viel mit. Seit zehn Jahren ist er nun in Trier, davor waren es mal drei Jahre, 1975 einmal drei Monate. Zuhause ist er momentan in Trier, aber ein Gefühl von daheimsein hatte er bisher nur sporadisch in seinem Leben. Das Theater wurde immer wieder zu einer Art Ersatzheimat. Auch deshalb weiß er, dass Heimat eine sehr subjektive Sache ist, die jeder mit sich selbst abklären muss.
Angela Händel (Musikalische Leiterin Theater Trier) hat als Bürgerin der ehemaligen DDR eine gänzlich andere Meinung zum Thema – als 1989 die Mauer fiel veränderte sich mit einem Schlag die Sicht auf ihre „Heimat“. Zwar waren die Landschaft und die Städte noch immer dieselben, doch die Denkweise der Leute musste sich von einem auf den anderen Tag komplett umstellen. Für alle gab es die Erfahrung, dass sich eine Gesellschaft innerhalb kürzester Zeit extrem stark verändern kann. „Auch wenn wir es gewollt haben, war es krass mitzuerleben wie sich alles ändert und nicht mehr gilt. Alles musste neu bewertet werden“, so Händel. Eine Erfahrung, wie sie sagt, die die Ostdeutschen den Westdeutschen voraus haben. „Wir haben erlebt, dass sich alles ändern kann, aber das es trotzdem weitergeht und wir haben erlebt, wieviel psychische Energie dieser Prozeß erfordert.“ In Trier fühlt sie sich sehr wohl, schon allein weil sie viel mit den antiken Bauwerken der Römer verbinden kann; bereits in jungen Jahren beschäftigte sie sich mit der Antike und einer ihrer großen Wünsche war es einmal in die Nähe der Orte zu kommen, wo die alten Römer zugange waren. Da ist sie in Trier an der richtigen Adresse. „Für einen Trierer ist das sicher etwas alltägliches, aber für mich war es etwas tolles, als ich hierher kam und die Porta Nigra jeden Tag sehen durfte.“
Einer, der die Porta seit frühsten Kindertagen kennt ist Lokalberühmtheit Helmut Leiendecker, der sich in mehr als einer kleinen und großen Kunstform auskennt. Neben seiner Band ist er momentan stark eingebunden in die Endproben des Trierer Volkstheaters. Doch am Donnerstag will er sich Zeit nehmen für diese besondere Talkrunde. „Als Peter Singer mich gefragt hat, ob ich mitmachen möchte, war ich sofort bereit. Ich kenne ihn noch von der Rocky Horror Show und halte ihn für einen großartigen Schauspieler“, erklärt Leiendecker. Er sieht sich allerdings nicht wie man erwarten würde als Stellvertreter des typischen Trierers, ihm geht es mehr um eine anregende Diskussion. „Ich habe mir ganz bewusst noch keine Gedanken darüber gemacht, was ich an dem Abend erzählen möchte, ich will sehen wie sich der Abend ganz natürlich entwickelt.“ Für ihn ist Heimat ein Zusammenspiel von vielen Faktoren, am wichtigsten sind ihm dabei die Menschen. „Wenn ich meine Liebsten alle mitnehmen könnte, dann würde ich mich vielleicht auch in Frankfurt oder Berlin wohlfühlen können.“ Weggehen aus Trier kam ihm allerdings nie in den Sinn. „Wenn ich mit meiner Umgebung in irgendeiner Art und Weise nicht zufrieden war, dann habe ich etwas getan, dass ich wieder zufrieden wurde. Ich habe meine Umwelt aktiv gestaltet, da bleibt einem sowieso nicht viel Zeit zum Fernweh kriegen.“ An dem Abend freut er sich besonders auf die Vielfalt, die ihn erwarten wird und darauf Neues zu lernen. Besonders begrüßt er jedoch, dass das Theater sich aus seinem eigenen Haus herauswagt und unter die Leute geht. „Ich fände es toll, wenn noch mehr Menschen erfahren würden, was für tolle, intelligente Schauspieler wir hier in Trier haben.“ Vor einem Flop hat er keine Angst, den würde es in seinen Augen nur geben, wenn Sprachlosigkeit unter den Gästen aufkommt. „Aber damit wird wohl nicht zu rechnen sein“, meint er schmunzelnd.
5vier.de wünscht allen Beteiligten einen schönen Abend und einen guten Start in die neue Talkreihe.
Interessierte können am Donnerstag, den 24.11. um 22:30 Uhr ins Astarix kommen.
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