Tim Bendzko hat keine gewöhnliche Musiker-Biographie. Er war Fußballer bei Union Berlin, Religionsstudent, Auto-Auktionator – und schaffte 2011 den Durchbruch mit seinen einfühlsamen Pop-Songs. Donnerstag tritt der Berliner in Trier auf (20 Uhr).
2011 war ein anstrengendes Jahr für Tim Bendzko. Das ist unbestritten. Er wollte in seinen Liedern 148 Mails checken, die Welt retten, er suchte nach Worten, ohne sie zu finden. Was er fand, war dann aber in der Realität genügend Zeit, um den Durchbruch in der Pop-Szene zu schaffen. Wenn der 26-jährige Berliner, der aussieht wie Matthias Schweighöfer und gesanglich an die nachdenklichen Hymnen von Xavier Naidoo erinnert, am Donnerstag in der Trierer Europahalle auftritt (20 Uhr), wird er auf ein ihm langsam bekanntes Phänomen stoßen. Eins, von dem Musiker träumen und das ihn durch die nächsten Konzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz begleiten wird. Ein ausverkauftes Haus mit Fans, die seine Texte in- und auswendig beherrschen! Wo Bendzko zum Mikrofon greift und seine hintergründigen, wortgewaltigen Lieder singt, da ist die Nachfrage nach Tickets derzeit riesig. Spätestens seit seinem Sieg beim Bundesvision Song Contest von Stefan Raab ist der junge Mann mit den blonden Locken in aller Munde. Dort begeisterte Bendzko Ende September ein Millionenpublikum, indem er seinen Hit „Wenn Worte meine Sprache wären“ ganz locker und cool auf der Bühne performte, als würde er für seine besten Freunde im kleinen Kreis bei einer Geburtstagsparty singen. Er trat so beim Contest der deutschen Nachwuchsbands in die Fußstapfen prominenter Berliner Sieger. Auch „Seeed“ und Peter Fox nochmal als Solokünstler holten den Titel in die Hauptstadt.
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Wenige Monate vor dem TV-Auftritt, der ihn bundesweit bekannt machte, hatte Bendzko schon für einen echten Ohrwurm gesorgt. Seine Single-Auskopplung „Nur noch kurz die Welt retten“ trällerte durch die Radios, gewann Gold. Und plötzlich wollten die Leute mehr wissen von dem Mann mit dem Weltretter-Wunsch und den 148 Mails.
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Für den Berliner war der Durchbruch ein großer Kindheitstraum, der nach Jahren des geduldigen Wartens in Erfüllung ging. Dabei weist Bendzko keine gewöhnliche Musiker-Biographie auf. Er gehört nicht zu den Frühstartern, die als Kind schon Gitarre oder Schlagzeug gespielt haben. Seine Mutter hörte Heintje und Peter Maffay, erzählte er mal der „Berliner Morgenpost“. Dennoch spielte die Musik immer eine große Rolle für ihn, vor allem in der Frage, was er irgendwann machen möchte. Seine Antwort: „Auf jeden Fall etwas, was mir Spaß macht. Etwas das mich erfüllt und etwas, was ich richtig gut kann.“ Dieses Gedankenspiel mündete irgendwann in Klarheit. „Da bleibt nur eins: Singen und Songs schreiben. Aber nicht so nebenher. Das kann nur groß werden, weil es groß werden muss. Und weil ich es weiß.“
Bendzko ließ sich aber Zeit. Für Union Berlin spielte er in der Jugend Fußball, dort, wo Nina Hagen die Vereinshymne schmettert. Der Blondschopf bezeichnete sich als „Talent der Herzen“. Das runde Leder sollte aber nicht seine Zukunft sein. „Mir wurde immer klarer, dass das Fußballspielen nichts für mich ist und dass ich dringend Musik machen muss. Und ich war mir immer noch sicher, dass das dann alle ganz toll finden werden.“ Bendzko, der Ehrgeizige. Er lernte Gitarre, ordnete seine Gedankenwelt in ersten Songs. „Die Lieder waren richtig gut, doch so ausdrucksstark, dass sie nicht wirklich zu einem Sechzehnjährigen passen. Man hätte sie mir einfach nicht abgenommen.“ Seine Zeit, sie war noch nicht gekommen. Er ging Umwege, studierte nach dem Abi zunächst Theologie, arbeitete als Auto-Auktionator und nahm dann an einem Musik-Wettbewerb teil. Er gewann und durfte 2009 auf der Berliner Waldbühne vor 20.000 Zuschauern auftreten – als Vorband für die „Söhne Mannheims“. Es war der Augenblick, der ihm und seiner Musik die Tür öffnete. „Ich habe in dem Moment, als ich von der Bühne gegangen bin gewusst, dass es jetzt soweit ist“, erinnert sich Tim Bendzko. In der Tat. Vor den Deutschland-Tourneen von Elton John und Joe Cocker sang der 26-Jährige im Vorprogramm. Die Zeit war reif für seine Stücke. Für Lieder vom Weltretten, davon, die Worte nicht zu finden, von Songs, die zum Nachdenken anregen. Mit Trier wird er seine Gedanken am Donnerstag in der Europahalle teilen.
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