Er hütete als Kind Kühe und Schafe auf der Weide, war Automechaniker und bildet nun den Nachwuchs bei Mainz 05 aus. Trainer Martin Schmidt hat einen spannenden Lebenslauf. Am Samstag trifft er mit seiner Mannschaft auf Eintracht Trier (14 Uhr).
Martin Schmidt hat keinen gewöhnlichen Werdegang hinter sich. Wenn der Trainer des FSV Mainz 05 II am Samstag in der Fußball-Regionalliga auf Eintracht Trier trifft (14 Uhr), weist er ein bewegtes Leben auf.
Als Kind wuchs er im Süden der Schweiz in den Bergen auf und verdiente sich sein Taschengeld als Hirte. “Ich habe von Juni bis September immer die Kühe und Schafe unserer Familie gehütet, als wir die auf der Alm versammelt haben”, erzählt Schmidt gerne von seiner Kindheit auf dem Land. “Das war ein guter Ausgleich zur Schule.”
Später arbeitete er als diplomierter Automechaniker bei Rennen der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaften im Einsatz. “Ich habe über zehn Jahre ein Tuning-Unternehmen geleitet und führe mit drei Schwestern eine Textilwerkstatt”, sagt das Multitalent weiter.
Doch für Kühe, Reparaturen und Klamotten hat Schmidt mittlerweile nur noch wenig Zeit. Bei Mainz 05 II ist er nun der Hirte der Talente im gewachsenen Stall an Nachwuchshoffnungen. “Den Fokus”, sagt der Trainer, der demnächst seine UEFA-Lizenz in der Schweiz absolvieren möchte, “richte ich nun voll auf den Fußball aus”.
Ein Jugendspiel als Sprungbrett
Dabei war der Weg zum Fußballlehrer nicht wirklich abgezeichnet in der idyllischen Jugendzeit. Doch ein Höhenflug mit seinem Dorfverein FC Naters weckte die Lust auf eine Karriere mit dem runden Leder. “Wir sind von 1991 bis 1994 von der fünften Liga bis in die zweithöchste Spielklasse der Schweiz aufgestiegen. Ab da wollte ich eine Laufbahn im Profifußball einschlagen.” Als Spieler blieb Schmidt der Schritt auf bittere Weise verwehrt – wegen sieben Kreuzbandrissen.
Doch die Trainer-Laufbahn, die er einschlug, wurde zu seinem großen Glück. Als er mit der U21 des FC Thun die Jugendmannschaft von Mainz 05 und den damaligen Coach Thomas Tuchel mit 6:4 im Elfmeterschießen besiegte, blieb die Defensivleistung der Schweizer im Gedächtnis haften. Im Sommer 2010 lotste der Bundesliga-Trainer Tuchel Schmidt dann zum Karnevalsverein.
Jonas Raltschitsch überzeugt in der Verteidigung
Dort bildet der frühere Hirte und Automechaniker nun den Nachwuchs aus. Mittelfeldmotor Shawn Parker und Angreifer Eric Durm zählen zu den größten Juwelen. Das erfuhr auch Eintracht Trier im Hinspiel, als Mainz aufdrehte und 3:0 gewann. “Das war ein Traumpaket, weil wir gut gespielt und uns nicht um die Früchte unserer Arbeit gebracht haben”, so Schmidt.
Yunus Malli hat den Sprung in die Bundesliga geschafft. Zuletzt waren es Standardsituationen, die eine Krise mit nur einem Punkt aus den vergangenen sechs Spielen entfachten. Fünf der letzten sechs Gegentreffer fielen nach Ecken oder Freistößen, so auch das jüngste 0:1 in Lotte in der 93. Minute. “Das war schwer zu verarbeiten”, weiß Schmidt. “Wir haben als Ausbildungsverein aber andere Aufgaben, als im Training 50 Ecken am Stück in den Strafraum zu schlagen. Die individuellen Fehler müssen wir im Spiel abstellen.”
Mit Jonas Raltschitsch ist der Schweizer zufrieden. Der Verteidiger, der von der Jugend von Eintracht Trier ins Internat von Mainz 05 gewechselt war, hat einige Einsätze in der Regionalliga verbucht. “Er hat seine schriftlichen Abi-Prüfungen gerade abgeschlossen, ist nun bei jedem Training dabei und soll sich weiter steigern.” Hirte Schmidt will dafür sorgen, das Talent nach vorne zu bringen. “Bei Zweikampf und Lufthoheit ist er richtig gut. Am Spielaufbau und dem fußballerischen Bereich arbeiten wir noch.”
+++++Eintracht in Kürze+++++
„Trier ist noch stärker“ – Martin Schmidt erwartet am Samstag im Bruchwegstadion ein hartes Spiel gegen Eintracht Trier. „Ein Top-Gegner, ein Aufstiegskandidat, der durch die Verpflichtung von Daniel Bauer noch stärker geworden ist“, meint FSV-Trainer Martin Schmidt. „Wir haben nichts zu verlieren und können frei von der Leber wegspielen.“
Profieinsätze nicht unmöglich – Offen bleibt, ob Mainz 05 II auf Einsätze von Bundesligaprofis baut. Mit Deniz Yilmaz, Zoltan Stieber und Mario Gavranovic kamen zuletzt einige Spieler von Thomas Tuchel in der Regionalliga zum Einsatz. Das Bundesliga-Team spielt am Samstag um 18.30 Uhr.
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