Unsere Kolumnistin Beate Stoff kennt sich aus in der Natur. In der heutigen Ausgabe beschäftigt sie sich mit dem Fuchs.
Gestatten: Meister Reinecke!
Der Rotfuchs (Vulpes vulpes) gehört sicherlich zu unseren bekanntesten heimischen Wildtieren, viele Menschen dürften ihn schon einmal gesehen haben. Selbst in Berlin-Mitte, keinen Kilometer vom Potsdamer Platz entfernt, habe ich selbst schon einmal einen Fuchs beobachtet, wie er am frühen Abend von einem Hinterhof in den nächsten spazierte! Kein Wunder, denn der Fuchs ist ein „Kulturfolger“, d.h. er hat wenig Scheu vor dem Menschen und nutzt die Annehmlichkeiten der Zivilisation für sich, insbesondere leicht zugängliche Futterquellen (Komposthaufen, Katzenfutter, Mülleimer, weggeworfene Essensreste). In freier Wildbahn ernährt er sich insbesondere von Mäusen und anderen Kleintieren (Kaninchen, junge Hasen, Vögel, Schnecken, Regenwürmer, Kröten), aber auch Insekten, Obst und Beeren stehen auf seinem Speiseplan. Generell ist er weniger ein Feinschmecker denn ein „Opportunist“: Gefressen wird das, was mit dem geringsten Aufwand zu „erlegen“ ist – das können auch tierische Verkehrsopfer, ein belegtes Brötchen oder Pommesreste sein… Gerade Jungfüchse werden allerdings oft selbst Opfer, wenn sie am Straßenrand nach Aas suchen.
Der Fuchs gehört zu den Hundeartigen, gut erkennbar an seinem Körperbau, seinem Gebiss und auch an seinen Spuren: Hundeartige können im Gegensatz zu Katzenartigen ihre Krallen nicht einziehen, d.h. die Krallenabdrücke oberhalb der Ballenabdrücke sind i.d.R. immer gut erkennbar. Hunde- und Fuchsspuren lassen sich mit etwas Übung auch recht gut unterscheiden.
In unserer Region ist der Rotfuchs der einzige Vertreter der Fuchsfamilie, aus dem Norden Europas (oder regionalen Tierparks) kennen einige vielleicht auch noch den Polarfuchs.
Ähnlich wie bei der Nahrung, so stellt der Fuchs auch bei seinem Lebensumfeld keine besonderen Ansprüche. Neben ausreichendem Nahrungsangebot und deckungsreichen Rückzugsmöglichkeiten (Wald, Hecken, in der Stadt auch Friedhöfe oder Parks) ist ihm vor allem wichtig, einen geschützten und wenn möglich gut versteckten Bau anlegen zu können.
Dort bringt die Füchsin im März/ April mehrere Junge zur Welt. Die Füchsin kann ihre Jungen alleine aufziehen, häufiger wird sie jedoch vom Rüden oder auch von anderen Verwandten (Jungfüchsinnen aus dem Vorjahr) unterstützt. Nach rund vier Wochen kommen die Welpen erstmals aus dem Bau. Mit der Zeit vergrößern sie ihren Aktionsradius und sind dann mit ein bisschen Glück gut zu beobachten, wie sie spielerisch ihre Umgebung erkunden und immer selbständiger werden (Faustregel für die beste Beobachtungszeit: „Wenn der Ginster blüht“).
Hühnerdieb, Tollwut, Fuchsbandwurm – dem Fuchs eilt heutzutage leider ein denkbar schlechtes Image voraus. Deswegen möchte ich an dieser Stelle zum Abschluss noch eine Lanze für ihn brechen! Geflügelbesitzer tun in der Tat gut daran, ihre Tiere fuchssicher zu halten („Fuchs, du hast die Gans gestohlen“) – aber alle anderen Menschen müssen sich keine Sorgen machen. Als Überträger der Tollwut spielt der Fuchs keine Rolle mehr, da Rheinland-Pfalz auch dank groß angelegter Köderschluckimpfungen für Füchse seit 2008 offiziell als frei von Fuchstollwut eingestuft ist.
Der zweite „Klassiker“ des schlechten Images, der Fuchs als Träger des Fuchsbandwurms, hat zwar im Grundsatz einen wahren Kern, das Problem wird jedoch meistens zumindest in der Quantität stark überschätzt. Pro Jahr werden in Deutschland ca. 30 Neuinfektionen der so genannten alveolären Echinokokkose gemeldet, davon aber nur sehr wenige aus Rheinland-Pfalz (zwei in 2014). Eine Infektion durch den Genuss von Kräutern, Waldfrüchten oder Pilzen ist zwar nicht komplett auszuschließen, aber doch sehr unwahrscheinlich, und sie kann durch Sorgfalt beim Sammeln und Reinigen – egal ob aus dem Wald, aus dem eigenen Garten oder aus Freilandanbau – fast gänzlich ausgeschlossen werden.
Übersehen wird hingegen die wichtige Rolle, die dem Fuchs als einem der wenigen hiesigen großen Räuber im gesamten Ökosystem zukommt, sorgt er doch insbesondere abseits der menschlichen Siedlungsgebiete dafür, die Mäuse- und Kaninchenpopulation in Schach zu halten. Dem häufig gehörten Argument, der Fuchs sei maßgeblich für den starken Rückgang von Bodenbrütern verantwortlich, lässt sich entgegnen, dass dafür insbesondere die Verödung von Landschaften durch Monokulturen, Abholzung von Hecken/ Feldgehölzen und die Vernichtung von ihrer Nahrungsgrundlagen (Insekten etc.) durch großflächigen Einsatz von Spritz- und Düngemitteln verantwortlich ist!
Beate Stoff/ silva mirabilis – Natur bewegt erleben
Die nächsten Gelegenheiten, mit unserer Autorin auf Naturentdeckung zu gehen:
14. August: „Krautwisch“ – Kräuterwanderung in Trier-Zewen zu Mariä Himmelfahrt
15. August: Kräuterwanderung in Hoxel
Weitere Informationen im Netz.
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