Unter Trainer Henrik Rödl spielt der TBB Trier bisher eine fantastische Saison: Der Verein liegt auf Playoff-Kurs und spielt nebenbei attraktiven Basketball. Ein Grund dafür sind junge Spieler, die unter Rödl ihre Chance bekommen haben – wie Maik Zirbes, der 21-jährige Local Hero im Verein. Der Erfolg ist das Ergebnis harter Arbeit. 5vier.de-Redakteur Matthias Spieth hat sich für einen Tag an die Fersen des Trierers geheftet und seinen Arbeitstag als BBL-Profi porträtiert.
Zweimal täglich Training, ein Spiel pro Woche, richtige Ernährung, Einstellung auf Spielzüge und Gegner, dazu Krafttraining: „Das ist ein Fulltime-Job“, meint Maik Zirbes. „Da rennen nicht nur fünf Leute dem Ball hinterher. Jeder muss ganz genau wissen, was er zu tun hat.“ Es ist Samstagmorgen, er hat noch das Trikot an, kommt direkt vom sogenannten Shootaround, der letzten Trainingseinheit vor einem Spiel. Er sieht wach aus, fast nervös. Ob man das überhaupt noch sei nach so vielen Einsätzen, möchte ich wissen. „Klar, immer wieder. Heute ganz besonders, weil wir unsere Playoff-Chancen gegen Ludwigsburg wahren müssen.“ Ludwigsburg ist der direkte Konkurrent in der Tabelle, heute abend wird es auch auf Maiks Leistung ankommen.
- Jahrgang 1990
- Team: TBB Trier
- geboren in Traben-Trarbach
- Position: Center
- Körpergröße: 208 cm
- Gewicht: 122 kg
- 7,2 Punkte pro Spiel (laufende Saison)
- Saisonbestleistung: 16 Punkte
- Seit dieser Saison in der Starting Five
Bislang enttäuscht er jedenfalls nicht. In seiner ersten Saison als Teil der Starting Five, dem Teil des Teams, der zu Spielbeginn aufläuft, liefert der Nachwuchsspieler die Leistungen, die man von ihm sehen will. Zusammen mit dem Urgestein der Liga, George Evans (40 Jahre), spielt er für Trier auf der Center-Position. Keiner seiner Gegenspieler rangiert unter zwei Metern Körpergröße, es ist immer ein Duell der Giganten. Da kann auch ein der 2,08 Meter große Zirbes den Kürzeren ziehen. Aber: „Wenn es bei mir mal nicht läuft, kommt eben George rein. Damit habe ich kein Problem.“
Never Change a Winning Haircut
Bis zum Spiel sind es jetzt noch über sechs Stunden. Aber bis dahin ist viel zu tun. Erstmal geht es nach Hause, Mittagessen. Nach einem regulären Training müssen alle Energiereserven wieder aufgetankt werden, das gilt auch für den eher lockeren Shootaround an Spieltagen. Isotonische Getränke helfen, Nudeln liefern die nötigen Kohlenhydrate für das Spiel am Abend, danach steht eine Stunde Mittagsschlaf auf dem Programm. An einem Wochentag ginge es danach zum zweiten Training, was in der Summe täglich gut vier Stunden Leistungssport bedeutet, Krafttraining exklusive.
Aber nicht heute, da das Spiel noch genug Kräfte abverlangen wird. Schließlich sind noch nicht alle Spieler fit, und das bedeutet: Längere Einsatzzeiten für alle, die gesund sind. Kollege Oskar Faßler beispielsweise, ehemals Alba Berlin, laboriert seit Wochen an einer Achillessehnenverletzung. Solange der starke Shooting Guard ausfällt, müssen die anderen den Verlust kompensieren. „Die Verletzungsgefahr ist prinzipiell hoch. Blaue Flecken oder aufgeschlagene Lippen sind normal, schwerwiegender – und leider häufig – sind Bänderverletzungen.“ Präventive Bandagen und Tapes gehören daher zur Arbeitskleidung der meisten Spieler.
„Ich bin eigentlich nicht abergläubisch, aber warum soll ich das Risiko eingehen und irgendetwas anders machen?“
Dann folgt der obligatoriche Haarschnitt – wie übrigens an jedem Spieltag. Man habe halt so seine Rituale, meint er. „Vor dem Spiel muss ich immer dasselbe trinken und dieselben Schuhe anziehen, mit denen ich das letzte mal gewonnen habe. Ich bin eigentlich nicht abergläubisch, aber warum soll ich das Risiko eingehen und irgendetwas anders machen?“ Dahingehend bewährt hat sich auch die musikalische Einstimmung, initiiert von Center George Evans. „Vor dem Heimspiel hören wir meistens ruhige Sachen, Whitney Houston oder sowas. Er meint, das sei wie die Ruhe vor dem Sturm.“
Der Sturm beginnt um 20 Uhr: Tip-Off zwischen TBB Trier und EnBW Ludwigsburg. Maiks Aufgabe ist es, die großen Jungs des Gegners in Schach zu halten, er muss rebounden, blocken, punkten, Wurfmöglichkeiten für Mitspieler schaffen, die Zone unter dem Korb zu seinem Herrschaftsgebiet machen. Aber schon nach dem ersten Viertel ist klar: Das ist nicht das Spiel des Maik Zirbes. Sein direkter Gegenspieler ist schnell, wendig und erfahren. Nach 50 Sekunden begeht er das erste Foul, Ballverlust. Ludwigsburg legt los wie die Feuerwehr, bald ist Trier mit 8 Punkten im Rückstand. Coach Rödl nimmt die erste Auszeit, danach übernimmt Goerge Evans für Zirbes.
Comeback nach Riesen-Rückstand
Evans wird bis zum Schluss die meiste Zeit auf dem Parkett stehen. So läuft der Job. Inzwischen übernehmen andere das Ruder. Die Kollegen Stewart, Bynum und Joyce bringen Trier nach der Pause wieder heran. In der Arena wird es ohrenbetäubend laut, denn nach einer grausigen ersten Halbzeit feiert die Mannschaft ein fantastisches Comeback. Ein 17-zu-4-Lauf nimmt der EnBw den Wind aus den Segeln. Endstand: 85:80, Trier gewinnt das Heimspiel in einem Herzschlagfinale.
Maik Zirbes kommt im dritten Viertel nochmal zum Zug. Schließlich stehen 4 Punkte und 2 Rebounds für ihn auf dem Papier. Keine Spitzenleistung wie oft in dieser Saison, aber das ist unwichtig: Der Sieg hält das Team auf Playoff-Kurs, auch wenn Trainer Rödl das Wort lieber nicht in den Mund nehmen will. Dazu hat auch er an diesem Abend einen Beitrag geleistet. „Ich schau‘ nicht mehr so auf persönliche Statistiken – Hauptsache, wir schaffen es in die Playoffs.“
Ein ganz normaler Job?
Inzwischen ist es 22 Uhr, das Team bedankt sich bei den Fans, macht den Siegestanz und klatscht die erste Reihe ab, ein bisschen Showtime gehört dazu. Dann machen sich die knapp 3300 Zuschauer feiernd auf den Heimweg. Während der Trainer in der Pressekonferenz den Kampfgeist der Mannschaft lobt, geht es für Maik erstmal unter die Dusche, danach zum Abendessen mit dem Rest des Teams. Den nächsten Tag wird es frei geben, wie nach jedem Spiel. Um 23 Uhr ist Feierabend. Er will noch auf der Geburtstagsfeier eines Freundes vorbeischauen. Ausgerechnet zur Fastnacht. Wie es da wohl mit Alkohol aussieht? „Bier ist mein absolutes Lieblingsgetränk, was besseres gibt’s nicht“, lacht er: „Aber nur alkoholfrei.“ Ist eben doch kein normaler Job. Aber dafür stimmt die Trefferquote.
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