Für Eintracht Trier war es kein Ruhmesblatt: Mit 7:3 besiegte der Regionalligist die SG Schoden. Dabei drehte der 19-jährige Lukas Kramp mit drei Toren für den Bezirksligisten auf. Der Weg des Angreifers dürfte im Winter ein paar Etagen nach oben führen. Bei der Eintracht zeigte sich, dass der zweite Anzug zwickt.
Ein Zuschauer lächelte selig, als der Angreifer mit der Nummer vier vor seinen Augen zum wiederholten Male beherzt ins Dribbling ging. „Der Junge“, sagte der Beobachter und deutete mit dem Zeigefinger auf Lukas Kramp, „der alleine ist das Eintrittsgeld wert.“ Ja, dieser Lukas Kramp, der war wirklich das Eintrittsgeld wert bei diesem kuriosen Testspiel in Trassem. Mit 3:7 verlor die SG Schoden gegen Eintracht Trier in turbulenten 90 Minuten, doch für die auffälligsten Farbtupfer des Abends sorgte der 19-jährige Angreifer des Bezirksligisten, der sein Glück kaum fassen konnte. Alle Tore für Schoden erzielte das Energiebündel Kramp, das die Defensivreihen des Regionalligisten fast vor unlösbare Aufgaben stellte und das sich bereits in der vergangenen Saison mit 36 Saisontreffern in die Notizblöcke von Bundesliga-Scouts spielte.
So war das Talent auch das Gesprächsthema des Tages. „Wir haben unterschätzt, dass er so schnell ist“, gestand Eintracht-Kapitän Torge Hollmann. „Ich habe keine Ahnung, warum wir ihn nicht in den Griff bekommen haben“, rätselte SVE-Trainer Roland Seitz. Nur Peter Schuh, der Übungsleiter aus Schoden, wusste grinsend die Antwort auf die Frage. „Dafür haben wir ja den Lukas Kramp, dass wir solche Räume nutzen.“
Werder Bremen klopfte bereits an
Der Stürmer selber stand wenige Minuten nach dem Spiel bescheiden mit seinen Kollegen bei einem Bier zusammen. „Das war ja eine starke Leistung von uns allen, nicht nur von mir“, meinte er. „Aber drei Tore gegen einen Regionalligisten, das passiert nicht jeden Tag.“ Warum Kramp nach einer furiosen Saison überhaupt noch in der Bezirksliga spielt, das hängt an seiner Ausbildung zum Maschinenbauer, die er abschließen will. „Im Januar, Februar bin ich fertig, danach will ich schon den Sprung in den Profifußball versuchen. Auch wenn ich mich in Schoden nicht beschweren kann, es sind alles tolle Jungs hier“, spricht er mit Wehmut über einen Abschied auf Raten. Als ihn Werder Bremen mal zu einem Probetraining lockte, lehnte der Azubi ab. „Der Beruf ging vor, wobei ich es schon bereue, nicht hingefahren zu sein.“ Gute Chancen auf eine Verpflichtung im Winter könnte der 1. FC Saarbrücken haben. „Ich war schon einmal dort und habe mir alles angesehen.“
Für Trier war der Kramp-Auftritt sicher kein Ruhmesblatt. Lange sah es im vierten Testspiel der Vorbereitung nach einem Erfolg ohne große Probleme aus. Der Favorit berannte das Tor, Schoden wehrte sich tapfer, es war die klassische Rollenverteilung, die bei einem Drei-Klassen-Unterschied zu erwarten war. Der Knoten platzte, als der starke Steven Lewerenz zum 0:1 traf (18.). Testspieler Markus Fuchs legte nach einer feinen Vorlage von Pit Hess nach, der über die linke Außenbahn durchgestartet war (26.). Der nächste Probespieler im Bunde, Maximilian Watzka (zuletzt RB Leipzig) hämmerte den Ball aus 25 Metern zum 0:3 ins Netz, erneut Fuchs sättigte seinen Torhunger weiter (40.).
Doch dann begann die große Kramp-Show. Erst setzte er sich mit dem Halbzeitpfiff gegen den glücklosen Christopher Spang durch und schob den Ball an Torwart Philipp Basquit vorbei (45.). Anschließend traf er nach einem feinem Pass in die Tiefe zum 2:4, indem er Basquit austanzte (48.). Als Fuchs wieder für Trier erhöhte (60.), dauerte es keine zwei Minuten, bis erneut Kramp zur Stelle war. Er erlief einen schlampigen Rückpass von Spang vor Basquit und traf zum 3:5 (62.). Dem Eintrittsgeld trauerte zu dem Zeitpunkt kein Zuschauer mehr hinterher.
Testspieler Markus Fuchs mit vier Toren
Erst in der Schlussphase baute die Eintracht ihre Führung wieder aus und verhinderte eine völlige Blamage. Christoph Anton bei seinem Heimatverein (87.) und wiederum Fuchs (88.) mit seinem vierten Streich knipsten, Watzka donnerte in der Nachspielzeit einen Elfmeter an die Latte (90.). „Es war ein tolles Spiel mit vielen Toren für die Zuschauer“, sagte Trainer Seitz, aber in seiner Stimme lag bittere Ironie, die den Wahrheitsgehalt des gesagten Satzes deutlich verzerrte. Besonders der Auftritt des zweiten Anzugs dürfte dem Oberpfälzer an diesem Abend kräftig die Laune verdorben haben. „Für die jungen Spieler ist es wichtig, diese Begegnungen zu haben“, entgegnete er trocken.
Mit dem linken Außenbahnspieler Volkan Okumak (Bayer Leverkusen) stellte sich neben Watzka und Fuchs ein dritter Testspieler vor. Das Trio soll möglicherweise noch am Samstag im Test gegen den Bezirksligisten SG Großkampen in Ringhuscheid (17 Uhr) auf Herz und Nieren überprüft werden. Der Auftritt in Schoden war aber ein kleines Alarmsignal – mögliche Neuzugänge für die vakanten Positionen müssen passen, um in der Regionalliga West für alle Fälle gerüstet zu sein.
„Wir haben uns von Trier mehr erwartet und waren etwas enttäuscht“, bekannte Lukas Kramp. Deutlich zufriedener war der Torjäger der SG Schoden da mit der Leistung seiner Mannschaft. „Wir haben uns gut geschlagen, immerhin haben wir erst zwei Trainingseinheiten hinter uns“, meinte Trainer Peter Schuh, der in der neuen Saison weiter auf eine junge Garnitur und Offensivfußball setzt. Der Auftritt gegen den großen Nachbarn aus Trier, das verdeutlichte er, war ein besonderer Tag für seine Talente. „Für uns ist es doch schön, dass die Spieler irgendwann ihren Kindern sagen können, einmal gegen Eintracht Trier gespielt zu haben.“ Lukas Kramp wird seine Geschichte sicher gerne erzählen.
Statistik
SG Schoden – Eintracht Trier 3:7 (1:4)
Schoden: Körner – Moritz (75. Lui), J. Schu, Schaller, Schmitz (79. Junghans) – Thiel, M. Bart, K. Schuh, Benter (66. Wagner) – D. Bart (79. Fell), Kramp (73. Ludwig).
Trier: Basquit – Brighache (46. Anton), Kröner (46. Abelski), Hollmann (46. di Gregorio), Hess – Spang, Watzka – Lewerenz, Okumak – Sözen, Fuchs.
Tore: 0:1 Lewerenz (18.), 0:2 Fuchs (26.), 0:3 Watzka (33.), 0:4 Fuchs (38.), 1:4, 2:4 Kramp (45., 48.), 2:5 Fuchs (60.), 3:5 Kramp (62.), 3:6 Anton (87.), 3:7 Fuchs (88.).
Besonderes Vorkommnis: Watzka schießt einen Foulelfmeter an die Latte (90.).
Zum Video:
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klaus-peter meint
Ich befürchte, dass die Jungs aus den eigenen Reihen eine kostengünstige Variante sind, den Kader mit den notwendigen U23-Spielern aufzufüllen. In der letzten Saison haben die noch mehr Geld gekostet, z.B. Knartz.
Mag auch die erste Elf einigermaßen konkurrenzfähig sein in der Regionalliga, bewahre uns der Fußballgott davor, dass zwei oder mehr Spieler davon verletzungsbedingt länger ausfallen.
Noch eine Anmerkung zum Spieler Kramp: Für einige scheint die Möglichkeit, dass ein junges Talent aus der Region NICHT zur Eintracht wechseln will, sondern Alternativen bevorzugt, völlig unverständlich zu sein.
eintrachtler4ever meint
Trotz 3 mehr oder weniger unglücklichen Gegentreffer sollte man nicht unzufrieden sein!
Was die Probespieler anbelangt, so haben die micht gestern nicht unbedingt enttäuscht, ob eine Verpflichtung(en) in Frage kommt, wird sich, denke ich in den kommenden Tagen herausstellen?
Auch die hochgerückten Nachwuchsspieler haben nicht unbedingt schlecht gespielt, doch sollte man sich eingestehen, dass einige Nachwuchsspieler (bis auf Anton?) kein Regionalligaformat besitzen und bei der Ersten überhaupt nichts zu suchen haben!
Timo meint
Da will man bei der Eintracht Jungs aus der Region eine Chance geben, „übersieht“ aber einen 19-Jährigen der in seiner ersten Bezirksliga-Saison 36 Tore macht. Der gehasste Nachbar aus Saarbrücken wird sich freuen…
fan meint
…der 4 er war sehr stark, auch technisch, sein erstes tor war echt klasse-
stellt sich die frage, warum dieses talent aus dem schönen irsch bei saarburg in saarbrücken einen vertrag erhält-
die trierer scouts hatten ihn nicht auf dem schirm-
das ist nicht nur fussballerisch voll daneben, auch in sachen marketing sollte man sich doch eher auf die region besinnen..als von dem großen wurf..dieses chance wurde doch verspielt