Die Trierer Miezen hatten am vergangenen Sonntag nach dem 29:23 (15:11) Heimsieg gegen Werder Bremen allen Grund zum Jubeln – schließlich gelang durch den unerwarteten Erfolg der erste Saisonsieg in der zweiten Handball-Bundesliga und ein Sprung in der Tabelle. Im exklusiven Interview stellt sich Miezen-Trainerin Elena Vereschako den Fragen von 5vier.de-Reporter Vinzenz Anton. 5vier.de: Frau Vereschako, herzlichen Glückwunsch zum ersten Saisonsieg. Wie fühlt sich Ihr erster Miezen-Erfolg als Trainerin an? Vereschako: Ich bin sehr froh über den ersten Sieg, der eine Art Befreiungsschlag für uns ist. Die Mädels haben es verdient, nun endlich für ihre harte Arbeit belohnt zu werden. Jeder Punkt ist für uns wichtig, denn so wollen wir so schnell wie möglich von den Abstiegsplätzen wegkommen ins gesicherte Mittelfeld. Da war der Sieg gegen Werder hoffentlich nur der Anfang. 5vier.de: Die Voraussetzungen vor dem Spiel gegen Bremen waren nicht optimal – schließlich mussten Sie auf die rotgesperrte Maja Zrnec, Angela Petrovska (Blinddarm-Entzündung) und Torfrau Melanie Eckelt (Rückenprobleme) verzichten. Zudem drohte Ihre beste Torschützin Linsey Houben aufgrund einer Fußentzündung auszufallen. Wie gingen Sie damit um? Vereschako: In der Tat waren die Ausgangsbedingungen nicht gut, aber vielleicht war es gerade unser Vorteil, dass der Gegner uns unterschätzt hat. Aufgrund der vielen Verletzungen haben wir mit Hannah Braun und Anke Greinert Spielerinnen aus unserer zweiten Mannschaft dabei gehabt, die ich hätte bringen können. Da es aber so gut lief und die Mädels wirklich toll gekämpft haben, musste ich sie nicht ins kalte Wasser werfen. Entscheidend war die Einstellung und die Tatsache, dass wir technische Fehler wie Ballverluste stark verringert und vorne geduldig gespielt haben. Mein Plan war, mit unserem kleinen Kader so lange wie möglich durchzuhalten und Tempo-Gegenstöße gegen uns zu vermeiden. Es ist uns gelungen, den Gegner müde zu machen durch eine gute Abwehrarbeit. Stark war auch unsere Torfrau Aleks Baranowska, die viele Paraden zeigte. Ich muss dazu sagen, dass wir die ganze Woche über nur eingeschränkt trainieren konnten und beide Torfrauen angeschlagen waren. Das führte dazu, dass wir in manchen Trainingseinheiten ganz ohne Torfrauen auskommen mussten oder erst in der letzten halben Stunde eine Torfrau hatten. 5vier.de: Welche Schlüsse ziehen Sie aus dem Bremen-Spiel? Vereschako: Wir haben Selbstvertrauen getankt und gesehen, dass wir über den Kampf Spiele gewinnen können. Die Liga ist sehr ausgeglichen, weshalb wir in jedem Spiel Druck haben, aber auch in jedem Spiel mithalten können, wenn wir alles geben. Mental sind die Mädels weiter als noch zu Saisonbeginn. Ein Vorbild für alle ist Linsey Houben, die eine echte Kämpferin und gut in Form ist. Positiv ist auch, dass unser Neuzugang Dovile Ilciukaite ihr bisher bestes Spiel gezeigt hat und klar aufsteigende Form hat. 5vier.de: Ein Heimspiel zur Mittagszeit am verkaufsoffenen Sonntag austragen zu müssen, war bestimmt schwierig gewesen? Vereschako: 350 Miezen-Fans haben uns stark unterstützt und nach vorne gepeitscht. Ich fand es toll, dass wir so große Unterstützung erfahren haben. Nur gemeinsam können wir voran kommen. 5vier.de: Sie hatten von einer „enorm wichtigen Partie“ gegen Werder gesprochen. Was machte die Konstellation so besonders? Vereschako: Es war ein Kellerduell, auf das wir die Mannschaft gut eingestellt hatten. Da wir gegen einen direkten Konkurrenten gespielt haben, wollten wir im Abstiegskampf unbedingt ein Zeichen setzen. Das ist uns gelungen, weil wir sehr konstant begonnen haben und das Spiel kontrolliert haben. Ein großes Kompliment an mein Team, weil wir 60 Minuten voll durchgezogen haben und nicht eingebrochen sind. 5vier.de: Zur Belohnung gibt es doch bestimmt ein paar freie Tage, da das nächste Spiel in Berlin erst am 10. November bei den Füchsen Berlin angepfiffen wird? Vereschako: Falsch, wir wollen den Schwung mitnehmen und trainieren von Montag bis Donnerstag mit unserer zweiten Mannschaft zusammen. Das hat den Vorteil, dass wir mit zwei kompletten Mannschaften gegeneinander spielen können, was bisher nicht so oft der Fall war. Komplett frei machen meine Spielerinnen dann von Freitag bis Sonntag, sodass wir dann mit Power in die Vorbereitung für Berlin starten können. Einen ausführlichen Vorbericht zum Auswärtsspiel in Berlin gibt es auf 5vier.de am neunten November.