Lange Schlangen im Foyer des Broadways in Trier deuteten Großes an: Die Vorpremiere des dritten Teils der Hangover-Trilogie war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Der Abschluss der Kultreihe bricht mit dem Erzählmuster der ersten beiden Teile und führt die Helden wieder an den Ursprung ihrer Eskapaden zurück. Andreas Gniffke hat sich den Film angesehen, der ab heute (Donnerstag) in Trier im Broadway und im CinemaxX zu sehen ist.
„Jemand muss diese Stadt niederbrennen!“ Die Rückkehr nach Las Vegas setzt für das Wolfsrudel um Phil (Bradley Cooper), Alan (Zach Galifianakis), Stu (Ed Helms) und Doug (Justin Bartha) einige schmerzhafte Erinnerungen frei. Vier Jahre nach dem ersten Teil schickt Regisseur Todd Phillips seine Helden zum großen Finale der Trilogie erneut in den Sündenpfuhl mitten in der Wüste Nevadas und schließt somit den Kreis, den er mit seinem Überraschungserfolg Hangover 2009 eröffnet hatte. Die Geschichte einer durchzechten und unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen im totalen Gedächtnisverlust endenden Nacht ließ trotz überschaubarem Budget und nur Insidern bekannten Schauspielern die Kinokassen klingeln, und so waren weitere Nachfolger die logische Konsequenz. Im zweiten Auftritt der vier Helden erlaubte sich Phillips vor zwei Jahren die Ungeheuerlichkeit, die Geschichte des ersten Teils im Prinzip noch einmal zu erzählen. Statt durch Vegas irrte das Wolfsrudel planlos durch Bangkok und es wurden einige Grenzen in Sachen Ekel und Geschmacklosigkeit mit großem Vergnügen weiter ins Extreme verschoben. Dem kommerziellen Erfolg schadete weder dies noch die dreist einfallslose Geschichte.
Nun also der dritte Streich, plakativ mit „Das Ende“ überschrieben. Und tatsächlich betonen alle am Projekt beteiligten, dass es keinesfalls einen vierten Teil der Trilogie geben wird. Verhältnisse wie beim Kabarettisten Konrad Beikircher, dessen „Rheinische Trilogie“ augenzwinkernd mittlerweile bei Teil elf angelangt ist, sind also nicht zu erwarten. Doch wer weiß, sind in Hollywood Prequels oder das Herausgreifen einzelner Protagonisten oder Handlungsstränge für eigenständige Verfilmungen nicht erst seit Star Wars oder den Marvel-Streifen ein übliches Mittel zur Gewinnmaximierung ohne großes Risiko für die Studios.
Hangover ist die Geschichte einer großen Männerfreundschaft. Das Wolfsrudel steht ihrem Problemfall Alan auch in einer schweren Stunde bei, denn Teil 3 beginnt mit der Beerdigung dessen Vaters, die Alan aber auf seine ganz eigene Weise begeht. Nachdem er seine psychischen Probleme immer noch nicht in den Griff bekommen und zu allem Überfluss auch noch seine Medikamente abgesetzt hat, ist sich seine Familie sicher: Alan muss in eine Klinik und nur seine Freunde können ihn dazu bewegen, die Reise auch anzutreten. Wie zu erwarten war, kommt alles anders als geplant. Das Wolfsrudel wird mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert und von Gangsterboss Marshall, gespielt von John Goodman, entführt. Der wurde nämlich vom aus den ersten Teilen bekannten Vorzeigeirren Leslie Chow (Ken Jeong) um eine ordentliche Menge Goldbarren erleichtert. Marshall behält Doug als Geisel, während die anderen drei sich auf die Suche nach Chow machen. Am Ende kehren alle an den Ursprung zurück, denn wo sonst als in Vegas könnte die Geschichte des Wolfsrudels enden?
Man war gut beraten, die ausgetretenen Pfade zu verlassen, auch wenn eingefleischte Fans durchaus irritiert sein könnten, dass der brachiale Humor diesmal wesentlich dosierter eingesetzt wird und der Film im Vergleich zu den Vorgängern düsterer und actionlastiger ausgefallen ist. Hangover 3 ist stärker als seine Vorgänger auf Alan fokussiert, dessen kindliche Naivität zwar herzerwärmend ist, seine Freunde aber von einer chaotischen Situation in die nächste stürzt. Doch ist es letztendlich er, der schließlich das Ende des Wolfsrudels besiegelt und dessen Leben auch ganz ohne Therapie eine ganz neue Richtung einschlägt. Auch Leslie Chow spielt eine wesentlich größere Rolle und durch seinen Irrsinn und die unverhohlen nach außen gekehrte Bösartigkeit sorgt er für einige der Highlights des Films, man denke nur an seine eigenwillige Karaoke-Version des düsteren Nine Inch Nails Klassikers „Hurt“. John Goodman als geprellter Gangsterboss Marshall bekommt kaum Gelegenheit, sein schauspielerisches Potenzial auszuschöpfen, doch ist es vor allem seine Figur, die einige der offengebliebenen Handlungsstränge der Vorgänger zusammenfügt und somit die Trilogie zu einem geschlossenen Gebilde macht. Ob dies wirklich gelingt, sei dahingestellt, man merkt den Machern allerdings deutlich an, dass hier zumindest versucht wurde, nicht nur einen lieblosen Nachfolger zu produzieren, der die bewährten Hangover-Elemente ein drittes Mal wiederkäut.
Hangover 3 erfindet das Rad der Actionkomödie sicher nicht neu. Als alleinstehender Film sticht er aus der Masse höchstens durch die sympathische Schauspielerschar hervor, die dem Zuschauer über die Jahre dann doch ans Herz gewachsen ist. Kenner der ersten beiden Filme dürften wesentlich mehr Spaß haben, denn Teil 3 strotzt vor Bezügen und Zitaten und wartet am Ende dann doch noch mit einer Überraschung auf. Die lassen sich aber all diejenigen entgehen, die bereits bei den ersten Namen des Abspanns fluchtartig das Kino verlassen!
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