Am Samstag, den 24. Mai wird die Oper „Orfeo ed Euridice“ Premiere im Theater Trier haben. Das Werk von Christoph Willibald Gluck, dessen 300. Geburtstag man in diesem Jahr feiern kann, wird inszeniert von Birgit Scherzer.
Es ist ein antiker Stoff, dem Gluck sich da im Jahre 1762 angenommen hatte: Der Sänger Orpheus betrauert den Tod seiner Geliebten und erweicht mit seinem herzzerreißenden Gesang schließlich sogar die Götter. Die gewähren ihm als Lebenden den Abstieg in den Hades, um seine Geliebte daraus zu befreien. Die einzige Bedingung: er darf sich auf dem Weg zurück nicht nach ihr umsehen. Natürlich kann Orpheus sich nicht an diese Bedingung halten.
Christoph Willibald Gluck leistete mit seiner Oper mehr als eine weitere Aufarbeitung eines antiken Stoffes. Er entschlackte die Oper von dem schweren Erbe des Barock, verhalf ihr so zu einem neuen Gewand. Und verfolgte damit seine Idee von „Einfachheit, Wahrheit und Natürlichkeit“ weiter.
In Trier wird diese Oper nun von Birgit Scherzer inszeniert, die eigentlich von der Choreographie her kommt, in Trier aber bereits durch einige bemerkenswerte Inszenierungen ihr Können unter Beweis gestellt hat. Wie etwa der deutschen Erstaufführung von „The Voyage“ oder der sehr erfolgreichen „La Traviata“ aus der letzten Spielzeit.
„Ihre“ Geliebte
In die Rolle des Orfeo schlüpft Mezzosopranistin Kristina Stanek, „ihre“ Geliebte spielt Evelyn Czesla. Die Rolle des Orpheus wird heute von Mezzosopranistinnen besetzt, doch statt Kristina Stanek eine Perücke aufzusetzen und so zu tun, als wäre die junge Sängerin ein Mann, setzt Regisseurin Birgit Scherzer auf ganz andere Trümpfe: „Ich halte das nicht für notwendig. Immerhin geht es um Gefühle und die sind unabhängig davon, ob jemand eine Frau oder ein Mann ist.“ Überhaupt betrachtet sie Orpheus aus einer sehr psychologischen Richtung. „Ich stelle es mir so vor, dass Orpheus gute und schlechte Tage hat, gute an denen ihm der Verlust der geliebten Person weniger stark bewusst ist. Aber an diesem Tag hat er eben einen schlechten Tag, an dem er in seiner Trauer und Gedankenwelt versinkt.“ Immer von dem Gedanken beseelt, ob es nicht doch eine Möglichkeit geben könnte Eurydike wieder zu bekommen. Es ist eine Mischung aus Hoffnung, Versagensangst und Entschlossenheit, die Orfeo vorantreibt.
In ihrer Inszenierung wendet Scherzer einen weiteren Kunstgriff an, sie erweitert die Hauptfigur Orpheus um eine andere Figur: den weißen Schatten. Besser bekannt als die Hoffnung oder in dem Fall eher „das Bauchgefühl“. „Sein Bauchgefühl trägt Orpheus emotional voran, in den Zeiten in denen die Ratio längst aufgegeben hat.“ Tänzer Rene Klötzer wird den Weißen Schatten darstellen. Auch dies ein wesentlicher Aspekt nicht nur in der Scherzer-Inszenierung, auch Komponist Gluck hatte den tänzerischen Elementen und dem Chor eine entscheidende Rolle zugeteilt. Bei Scherzer steht „die Inszenierung auf drei Säulen: den Solisten, dem Chor und den Tänzen.“
Drei Säulen
Scherzer, selbst Choreographin, wird auch diese Inszenierung sehr körperlich angehen, wie schon die letzten. Sie inszeniert „beweglich“, was unter anderem auch beinhaltet, dass Requisiten und Dekoration beweglich und vielfältig verwendbar sein sollen. Auch der Chor wird choreographiert werden und zwar minutiös und anspruchsvoll. „Es wird eine Verquickung aller Mittel, die mir zur Verfügung stehen.“
Etwas eingeschränkt in ihrer choreographischen Einarbeitung könnte die Hauptdarstellerin Kristina Stanek sein, die brach sich nämlich unlängst während der Proben den großen Zeh, der seitdem geschient werden muss. Doch sie ließ sich davon nicht beeindrucken und machte einfach weiter, was wiederum ihre Regisseurin beeindruckte. „Sie vertuscht das und überspielt es einfach wunderbar.“
Bleibt nur noch allen Beteiligten ein herzliches Toi Toi Toi für die Premiere am Samstag zu wünschen; und keine weiteren Brüche.
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