Am Freitag, 25. Oktober, feierte der Campus für Gestaltung am Paulusplatz sein 100-jähriges Jubiläum.
Um 15 Uhr deutet von außen nicht viel darauf hin, dass der Gestaltungscampus am Paulusplatz sein 100-jähriges Jubiläum feiert. Das ändert sich schlagartig, sobald man das Eingangstor öffnet und das Gebäude betritt. Der Eingangsbereich ist abgedunkelt, erleuchtet nur von rosafarbenem und weißem Licht, das zu den beiden ersten Installationen gehört, auf die man stößt. Markierungen auf dem Boden weisen den Weg.
In den Gebäuden der Kunstschule am Paulusplatz sowie im Irminenfreihof präsentiert sich das Ergebnis einer interdisziplinären Projektwoche des Fachbereichs Gestaltung der FH.
Die Ausstellungsstücke sind ebenso vielfältig und kreativ wie innovativ. Beim Besuchen der unterschiedlichen Räumlichkeiten ist Langeweile ausgeschlossen. Von künstlerischen Objekten über offene Werkstätten und Labore bis hin zu Lichtinstallationen und futuristisch anmutenden Entwürfen ist alles dabei.
Vorträge, Live-Performances und Projektionen ergänzen das Programm bis weit in die Nacht.
Ewige Unruhe – auch für die Stadt
Ein wesentlicher Programmpunkt ist die Präsentation des 3D-Strategiespiels „Die Ewige Unruhe“. Marcus Haberkorn, der mit Wolfgang Reichardt, Jörg Meyer und Tom Trocha daran gearbeitet hat, spricht über die Idee, die Entwicklung und zeigt einige Ausschnitte und Bilder des seit 1. Oktober verfügbaren Spiels. „Die Ewige Unruhe“ entspricht in keiner Weise dem geläufigen Klischee vom Videospiel. Weder Gewalt noch überladene Bildwelten findet, wer sich das Spiel kostenlos auf den PC, das Smartphone oder das Tablet herunterlädt. Im Kern geht es tatsächlich um die 100-jährige Geschichte der Kunstschule am Paulusplatz mit all ihren Konflikten und Verwicklungen.
Die unterschiedlichen Phasen des Spiels bieten neben Aufgaben, die zu bewältigen sind, auch die entsprechenden Informationen aus der Historie. Die Darstellung ist abstrakt und mag manch einem auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig erscheinen. Inspiriert ist die Darstellungsweise, ja die gesamte Konzeption des Spiels durch die Visualisierung von Netzwerken wie sie, betont Haberkorn, in der Geschichte der Werkkunstschule am Paulusplatz, andererseits aber auch in sämtlichen Bereichen des Lebens vorkämen. Wiedererkennbarkeit sei somit nicht nur für Studierende am Kreativ-Campus, sondern für alle Spieler und Spielerinnen gegeben.
Dennoch: „Die Ewige Unruhe“ ist ein Spiel und soll Spaß machen. Die Entwickler setzen, passend zum Medium Videospiel, auf sinnliche Stimulation, unter anderem durch den eigens komponierten Soundtrack. Auch der Wettkampfaspekt bliebe nicht außen vor, so Haberkorn. Es gälte, sich geschickt zu verhalten, um das jeweilige Ziel vor dem Gegner, einer Künstlichen Intelligenz, zu erreichen. So scheint „Die Ewige Unruhe“ eine gelungene Mischung aus den elementaren Aspekten eines Videospiels und dem Innovativen zu sein, das sich an diesem Tag allenthalben zeigt.
In eine ganz andere Richtung geht die „Präsentation eines Stadtmarketingkonzepts für Trier“. Silvia Gessinger stellt ihre Masterarbeit vor, in deren Rahmen sie sich an der Entwicklung eines Logos für Trier versucht hat. Corporate Design, hier nicht für Unternehmen, sondern gleich für eine ganze Stadt. Die Referentin erläutert Sinn und Zweck von Stadtmarketing und zeigt anhand von positiven wie negativen Beispielen, wie andere Städte diese Thematik handhaben. Sie stellt unterschiedliche charakteristische Grundlagen vor, auf denen das Logo einer Stadt – oder eines Landes – basieren kann. Ihr Vorschlag für Trier bedient sich im Erscheinungsbild der Porta Nigra und stellt sich als vielfältig variierbar und umfassend einsetzbar dar. Gessinger scheut sich nicht, das aktuelle Logo oder die (inzwischen grundlegend erneuerte) alte Webpräsenz der Stadt zu kritisieren – Grundlage jedes neuen, konstruktiven Vorschlags. „Ewige Unruhe“, das Motto des Tages, zeigt sich auch in Bezug auf eine lebendige Stadt als wichtiges Merkmal. Um es mit Gessingers Worten zu sagen: „Eine Stadt ist nie etwas Fertiges“, sie müsse sich verändern und anpassen. Durch ihre Gedanken zur Präsentation Triers in der Öffentlichkeit trägt sie ihren Teil zu einer lebendigen Stadt bei.
Der Ruf nach Aufmerksamkeit
Was das betrifft, ist sie nicht die Einzige. Die Ausstellung im Gebäude R zwischen Paulusplatz und Irminenfreihof – „Dunkel war’s… Call for Cooperation“ – zeigt Konzepte, die das Stadtbild Triers bereichern könnten. Einige seien, erklären Studierende, für die Illuminale 2013 bestimmt gewesen, konnten dort aber letztendlich nicht gezeigt werden. Dazu zählt auch ein aufwändig ausgearbeiteter Vorschlag zur Verschönerung der Unterführung am Martinshof, deren Wände mit unsichtbarer UV-Farbe künstlerisch ausgestaltet würden.
Auf einer eigens dafür aufgestellten Projektionsfläche würde Passanten außerhalb der Unterführung ein leuchtendes, von einem motorgesteuerten Laser immer wieder nachgezeichnetes Motiv erwarten. Vielleicht, so hoffen die Studierenden, die an Konzepten wie diesem gearbeitet haben, wird es ihnen möglich sein, ihre Projekte irgendwann auch einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.
„Call for Cooperation“ kann indes nicht nur als Titel, sondern durchaus als Aufforderung verstanden werden. „Dieser Aufruf war ein erster Versuch, Partner für Studierende zu gewinnen, um Projekte in Zukunft nicht nur prototypisch zu realisieren“, so Mario Eck, der an der Organisation der Ausstellung beteiligt war.
Die Veranstaltung, die bis Mitternacht mit unterschiedlichen Programmpunkten gelockt hat, war weit mehr als nur eine Jubiläumsveranstaltung – sie hat den Gestaltungscampus am Paulusplatz nicht nur als langjährigen, sondern ebenso als integralen Bestandteil Triers gezeigt.
Impressionen von der Veranstaltung sind hier in einer Galerie zusammengestellt:
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