Etatkürzung, Trainerflucht und Medienschelte. Liest man die heimische Presse, so könnte man davon ausgehen, dass es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit sei, bis bei Eintracht Trier endgültig die Lichter ausgehen. Unter den Fans machen vor-apokalyptische Prognosen die Runde, viele zweifeln an Strukturen und Führungspersonal des Vereins. Nach dem unrühmlichen Abgang von Hoffnungsträger Jens Kiefer scheint das Chaos vorzuherrschen. Aber ist dem wirklich so? Steuert der SVE in eine unbekannte Zukunft? 5vier-Reporter Niklas Stilz meint: Nein!
Auch wenn der Wechsel von Trainer Jens Kiefer zum Ligarivalen FC 08 Homburg sich bereits angedeutet hatte, schlägt die Posse um den 39-jährigen Saarländer derzeit hohe Wellen. Vorwürfe über falsche Versprechungen machen die Runde, die angekündigte Etatkürzung der Eintracht sorgt für Aufruhr bei den Fans. Auf den ersten Blick scheint es nur Verlierer zu geben. Wirft man aber einen Blick hinter die Fassade, so hat der SVE durchaus die Chance als großer Gewinner aus der Situation hervorzugehen. Betrachtet man die einzelnen Faktoren und Akteure, so wird schnell deutlich wer wirklich gewinnt – und wer am Ende nur verlieren kann.
Beginnen sollte man dabei mit Ex-Übungsleiter und Sportdirektor Jens Kiefer, der mit mindestens unglücklichen Aussagen über seinen Ex-Klub für Aufsehen sorgt. Im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung stellt sich der Fußball-Lehrer als Opfer dar, das mit falschen Versprechungen nach Trier gelockt wurde, um dann mit einem Mini-Etat in die neuen Saison gehen zu müssen. Mit Verlaub, Herr Kiefer, dass der SVE finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, ist in der gesamten Region kein Geheimnis. Hat man darauf keine Lust, warum unterschreibt man dann einen Vertrag? Liegt der kolpotierte neue Etat wirklich so weit unter den in Aussicht gestellten Möglichkeiten? Und vor Allem: Sollte ein wirklich guter Trainer nicht auch mit einem geringeren Budget erfolgreich arbeiten können?
Kiefer in Homburg zum Siegen verdammt
Worüber ebenfalls kaum gesprochen wird, ist das fürstliche Salär des neuen starken Mannes beim FC Homburg. Nach 5vier-Informationen verdient Kiefer bei seinem neuen Verein monatlich eine fünfstellige Summe – knapp drei mal so viel, wie beim SVE. Wer wäre da nicht schwach geworden? Die Entscheidung Kiefers für ein Engagement im Saarland, und gegen eine Zukunft an der Mosel, ist ebenso nachvollziehbar wie fragwürdig. Ein Monster-Gehalt, ein riesiger Etat und die Nähe zur Heimat sind gute Gründe für einen Wechsel. Die Erklärungen, die der Coach aber über die Bedingungen bei seinem Ex-Verein abgibt, lassen ihn selbst leider in keinem guten Licht erscheinen. Das ist besonders deshalb schade, weil Kiefer in seinen acht Trierer Wochen immer einen sehr ehrlichen und integren Eindruck gemacht hat. Man wird das Gefühl nicht los, dass der 39-Jährige sich hier selbst nicht ganz gerecht wird.
Auch Kiefers neuer Verein FC Homburg bekleckert sich insbesondere in puncto Außendarstellung nicht gerade mit Ruhm. Statt sich an das vereinbarte Stillschweigen über die Ablösemodalitäten zu halten, spricht der Vorsitzende Herbert Eder in der Saarbrücker Zeitung ganz offen von einer Summe im „geringen fünfstelligen Bereich“. Da laut 5vier-Informationen etwa die Hälfte der von Eintracht Trier ursprünglich geforderten Ablösesumme von Homburg nach Trier fließen wird, kann der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Eder damit eigentlich nur das Gehalt seines neuen Cheftrainers und Sportdirektors gemeint haben. Die Ablösesumme würde nämlich nicht in die Kategorie „gering“ fallen. Jedenfalls nicht nach normalen Regionalliga-Maßstäben.
Das Problem des FCH ist jetzt hausgemacht. Durch die hohe Ablöse und die großen finanziellen Möglichkeiten ist Kiefer in Homburg zum Siegen verdammt. Schafft der Ex-Bundesligist im kommenden Jahr den Aufstieg, dürfte das aufgrund des prall gefüllten Kontos niemanden überraschen und kaum allein dem Übungsleiter auf die Fahnen zu schreiben sein. Scheitert Kiefer aber mit den FCH, steht seine Zukunft in den Sternen.
Etatkürzung als Chance?
Auch der SVE hinterlässt auf den ersten Blick keinen guten Eindruck. Vier Jahre lange setzte man unter Roland Seitz auf Kontinuität, um dann innerhalb von acht Wochen gleich zwei Trainer zu verpflichten. Hinzu kommt die Kürzung des Spieleretats und der in einer Pressemitteilung kommunizierte Konzeptwechsel hin zum Halbprofitum. Schaut man jetzt aber etwas genauer hin, so ergeben sich aus der angespannten Situation durchaus große Chancen für die sportliche Zukunft des Vereins.
Statt mit Jens Kiefer einen Trainer zu haben, der einen gewissen Mindestetat benötigt um seine Philosophie durchsetzen zu können, hat man in Peter Rubeck einen bodenständigen Trainer verpflichtet, für den die Aufgabe bei Eintracht Trier etwas ganz besonderes ist. Der Ex-Spieler des SVE liebäugelte in der Vergangenheit immer wieder mit einem Engagement in der ältesten Stadt Deutschlands. Außerdem kennt Rubeck die Arbeit mit einem begrenzten Budget und Halbprofis, der Coach selbst ist nebenbei noch berufstätig. Seine Arbeit in Zweibrücken steht für sich, den Aufsteiger hatte zu Saisonbeginn wohl niemand auf dem Zettel. Aktuell steht man mit 51 Zählern auf Rang Sechs – punktgleich mit dem SVE.
Insgesamt scheint das Konzept, in Zukunft mehr auf Halbprofis zu setzen, sich in der Regionalliga zu etablieren. Nicht zuletzt wurde mit der SG Sonnenhof Großaspach ein Team mit ähnlichen Bedingungen überlegen Meister. Auch für die Spieler selbst hat ein geregelter Arbeitstag einige nennenswerte Vorteile. Man ist weniger abhängig von Prämien, kann dadurch Verletzungen sowohl körperlich, als auch mental besser regenerieren. Weil der Spielermarkt in den Regionalligen zudem seit Jahren überflutet wird, stehen immer wieder viele Kicker vor einer unsicheren Zukunft. Absolviert man aber neben der sportlichen Karriere noch eine Berufsausbildung oder ein Studium, kann sich das auf alle Seiten positiv auswirken. Der Fußball kann wieder mehr Spaß machen, die Zukunftssorgen werden minimiert. Auch im jetzigen Kader des SVE finden sich deshalb Spieler, die neben dem Fußball noch ein zweites Standbein haben. So studiert Fabian Zittlau an der Uni Trier, Publikumsliebling Michael Dingels arbeitet als Bürokaufmann. Nicht vergessen darf man dabei auch, dass man bei der Eintracht keinesfalls ein Team haben möchte, das gänzlich aus Halbprofis besteht. Der Stamm des Kaders wird nach wie vor aus Vollprofis bestehen, lediglich die teuren erweiterten Kaderplätze könnten so gefüllt werden.
Auch wenn die Sorge der Fans in Anbetracht der angekündigten Sparmaßnahmen nachvollziehbar ist, kann man alle Anhänger des SVE nur zur Geduld aufrufen. Das Verhalten des Vereins ist unkonventionell, aber nicht planlos. Man spart, speckt aber nicht zwangsläufig Qualität ab. Nach der Kiefer-Posse bleibt allen Beteiligten nur eine Möglichkeit: Mund abwischen und weitermachen.
TBB-Fan meint
tja, so haben alle in Trier ihre Probleme. Als Aussenstehender ist der Fall aber klar: ihr seid einem nicht sehr ehrlichen Trainer aufgesessen, der vor allem Kasse machen will.
Schade, aber typisch für Regionalliga-Sport.
True meint
Also in Trier von Kontiunität zu sprechen ist wohl wahr.
Kontinuierlich nicht weiterentwickelt…
Kontinuierlich gescheitert wenn es um den Aufstieg ging…
Kontinuierlich viele Spieler verpflichtet bei denen nichts rumkam…
Kontinuierlich nicht den Nachwuchs gefördert …
Kontinuierlich keine sportliche Kompetenz…
So ein Traditionsverein muss mindestens 3. Liga spielen !!!
Achso und kontinuierlich gehen die Zuschauerzahlen bergab
SVE-Fan meint
Mal ganz ehrlich warum hat man das dann nicht schon vor 2-3 Jahren gemacht. Ne ne wie lange sollen dann die Fans noch geduld aufbringen. Irgendwann ist auch mal schluss.
4 Fakten die gegen den jetzigen Vorstand sprechen.
Fakt.1 Unter dem jetzigen Vorstand hat man sich Sportlich nicht weiterentwickelt, man spielt zwar immer wieder mit wenig Geld oben mit aber in den letzten 3-4 Jahren hat man sich aber nicht weiterentwickelt. Zu dem spielt man immer wieder in der Rückrunde Katastrophal. Ein Grund dafür ist das man im Vorstand keinen hat der mal Profi Fußballer war und Ahnung vom Fußball hat.
Fakt. 2 Immer wieder wird der Etat gekürzt. Und man hat schwirigkeiten Sponsoren zu finden oder zu halten. Ob wohl wir in Trier und in der Region große Unternehmen und Firmen haben.
Fakt. 3 Immer wieder hat der Verein einen Etatlücke.
Fakt. 4 Es gab immer wieder leute (wie Berger usw.) die was bewegen wollten und was verändern wollten. Auch alleine, so wie man dem jetzigen Vorstand die chance gegeben hat und auch weiter gibt so muss man auch solchen leuten die Chance geben. Auch wenn das vielleicht ein Risiko ist, aber der Verein hat JETZT nichts mehr zu verlieren.
WIE GESAGT IRGENDWANN HAT MAN ALS FAN KEINE GEDULD MEHR WEIL MAN ZUM EINEN ALS MITGLIED GELD DEM VEREIN GIBT UND ZU DEM AUCH EINTRITT BEZAHLT.
ICH DENKE ALLE HABEN IN DEN LEZTEN JAHREN GEDULD AUFGEBRACHT, NUN IST ES AUCH MAL SCHLUSS.
BITTE, LASST EINEN NEU ANFANG ZU. EINEN NEUEN TRAINER EINE NEUE MANNSCHAFT UND EINEN NEUEN VORSTAND.
NEU ANFANG, JETZT.
VORSTAND RAUS !!!
gerd meint
nun ja die gloreichen zeiten des sve sind schon lange vergangenheit, die zuschauerzahlen geben da einen eindeutigen hinweis-
ich finde es auch angemessen, die strukturen des vereins an die realitäten anzupassen,
aber von einer Kiefer posse zu sprechen? schon öfter haben vermeintliche störenfriede, seien es spieler oder trainer in den arbeitsrechtlichen instanzen recht bekommen– also aufrichtigkeit war bisher eher kein Qualitätsmaßstab der eintracht führungsriege, also herr redakteur: spar dir das emotionale nachtreten.
ToTo meint
Der Kommentar ist sehr gut geschrieben und schafft es tatsächlich fast die Arbeit des trierer Vorstandes gut aussehen zu lassen.