Abraham Lincoln kennen wir als amerikanischen Präsidenten, der die USA durch den Bürgerkrieg führte und maßgeblich für die Abschaffung der Sklaverei verantwortlich war. Doch im neuen Film des russischen Regiestars Timur Bekmambetov wird auch Lincolns geheimes Doppelleben aufgedeckt, denn der Kampf zwischen Nord- und Südstaaten war in Wirklichkeit das Finale im Kampf Gut gegen Böse, Mensch gegen Vampire. 5vier.de-Redakteur Andreas Gniffke hat sich Abraham Lincoln: Vampirjäger im Trierer Broadway für euch angesehen.
Es ist eine wahrlich unglaubliche Geschichte, die uns dort vorgesetzt wird. Der junge Abraham Lincoln beobachtet als Kind, wie der geheimnisvolle Jack Barts seine geliebte Mutter nächtens heimsucht und tötet. Er schwört Rache, doch der erste Tötungsversuch schlägt einige Jahre später im Suff kläglich fehl und Abraham kann gerade noch so vom nicht weniger geheimnisvollen Henry Sturges gerettet werden. Dieser weiht ihn in ein dunkles Geheimnis ein, denn ganz Amerika scheint von Vampiren unterwandert zu sein. Henry bildet Abraham zum Vampirjäger aus und schickt ihn ins beschauliche, aber vampirverseuchte Springfield (ohne Simpsons), wo er seine ersten Vampire erledigt. Doch den wichtigsten Rat ignoriert der junge Lincoln, denn Henry warnte ihn eindringlich davor, enge persönliche Bindungen einzugehen. Prompt verliebt dieser sich in die schöne Mary und macht sich so angreifbar. Als er schließlich den verhassten Barts tötet, wird auch Obervampir Adam (Rufus Sewell) langsam auf den jungen Jäger aufmerksam und lockt Lincoln in den amerikanischen Süden, die Brutstätte der Vampire.
Geschichtsfreaks dürften sich verwundert die Augen reiben, denn hier muss nun einiges neu geschrieben werden. Die Ausrottung der amerikanischen Ureinwohner: Vampire. Sklavenhaltung im amerikanischen Süden: Vampire, die so günstig an dringend benötigte Nahrung kommen. Entsprechend empfinden sie Lincolns Kampf gegen die Sklaverei als Bedrohung, der ihnen die Nahrungsgrundlage entziehen könnte. Somit kämpfen Vampirregimenter auf Seiten der Südstaaten, die damit einen großen Trumpf im Ärmel haben. Untote auf dem Schlachtfeld sind eine echte Waffe, da sie höchstens durch Silber in ihre Schranken gewiesen werden können. Und so läuft alles auf den großen Showdown in Gettysburg hinaus, wo der Kampf zwischen Gut und Böse letztendlich entschieden wird.
So macht „Geschichte“ Spaß. Timur Bekmambetov, der schon in den Wächter-Filmen und in „Wanted“ sein Talent für absurd-rasante Action unter Beweis gestellt hat, feuert ein blutiges Actionfeuerwerk ab, für das er auch wieder eng mit Produzent Tim Burton zusammenarbeite. Die abgefahrene Verfilmung des Romans von Seth Grahame-Smith spart dabei nicht an Kunstblut, das bevorzugt in Zeitlupe aus den Vampirkörpern spritzt. Nicht umsonst ist die bevorzugte Waffe des Vampirjägers von Welt die silberbeschichtete Axt. Der russische Kultregisseur Bekmambetov schickt eine Riege von Schauspielern in die Schlacht, die zumindest in Deutschland noch nicht die Spitze ihrer Popularität erreicht haben dürfte. Benjamin Walker bleibt als Abraham Lincoln dabei etwas steif, dies soll aber wohl so sein. Der Spagat zwischen beherztem Jäger und bärtigem Präsidenten ist ja schließlich auch recht groß. Ihm zur Seite steht mit Dominic Cooper als Henry ein charismatischer Mentor, der ebenfalls ein dunkles Geheimnis in sich trägt. Aber auf schauspielerische Glanzlichter ist der Film auch gar nicht angewiesen, der sich mit zunehmender Dauer zu einem immer größeren Gemetzel entwickelt, das für zartbesaitete Sterbliche wohl eher weniger geeignet sein dürfte. Dabei steigert sich der Film immer atemloser, bis er am Ende die Grenzen der Albernheit bis zum Äußersten strapaziert. Dennoch macht die kreative und abgedrehte Story und die teilweise spektakulär inszenierten Actionszenen aber große Freude haben. Die amerikanische Geschichte muss wohl tatsächlich neu geschrieben werden.
Abraham Lincoln: Vampirjäger läuft im Broadway und im Cinemaxx, dort auch in 3D.
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