Eine Gaunerkomödie mit Starbesetzung kann man sich seit dieser Woche im Trierer CinemaxX ansehen. Johnny Depp spielt den grotesken Kunsthändler Mortdecai auf der Suche nach einem gestohlenen Gemälde. Andreas Gniffke hat sich den Film mit einem lachenden und einem weinenden Auge angesehen.
Johnny Depps große Stärke war seit jeher, Kunst und Kommerz auf geradezu geniale Art und Weise zusammenzuführen. Neben Erfolgsfilmen wie Don Juan de Marco, Die neun Pforten oder Chocolat nahm er sich die Freiheit, auch in kleinen, exzentrischen Filmen wie den zahlreichen Tim Burton Meisterwerken oder dem Drogen-Roadmovie Fear and Loathing in Las Vegas seine besten Leistungen zu zeigen. Doch irgendwie hat der gute Johnny das rechte Maß verloren, positiv formuliert scheint er seine feste Rolle gefunden zu haben. Den Sonderling mit fatalem Hang zum Overacting konnte er als Captain Jack Sparrow in vier Teilen Fluch der Karibik perfektionieren und seitdem bietet er auch ohne Augenklappe mal mehr, mal weniger gelungene Varianten dieser Rolle. So zum Beispiel als aus der Zeit gefallener Vampir in Tim Burtons Dark Shadows, als Indianer Tonto in Lone Ranger und eben nun als Aristokrat und Kunsthändler Mortdecai.
Um eben diesen Mortdecai steht es alles andere als gut. Seine windigen Geschäfte auf dem Kunstmarkt waren zuletzt immer seltener vom Erfolg gekrönt und es droht die Insolvenz und, noch schlimmer, der Verlust des opulenten Lebensstils samt Rolls Royce und britischem Kitschschloss. Mit unerschütterlichem Selbstvertrauen trotzt Mortdecai der Krise und tatsächlich öffnet sich eine Chance. Zur Aufklärung des Mordes an einer Restauratorin und dem Diebstahl eines wertvollen Goya-Gemäldes benötigt die Polizei die Hilfe des Experten und froh gelaunt macht sich der neuerdings mit gewöhnungsbedürftigem Schnurrbart ausgestattete Mortdecai an die Ermittlungen. Beschützt wird er dabei von seinem treuen Diener und Bodyguard Jock (Paul Bettany), wobei weniger die zahlreichen Feinde eine Gefahr für Jock darstellen als die Schusseligkeit seines Chefs, der ihn mehrfach anschießt, überfährt und auch sonst auf vielfältige Art und Weise Schmerzen zufügt. Die Jagd nach dem wertvollen Gemälde führt Mortdecai quer über den Globus. In Russland will man seine Genitalien mittels einer Autobatterie rösten, in Amerika sieht er sich den Avancen einer gefährlichen Nymphomanin (Olivia Munn) mit Hintergedanken ausgesetzt. Zu allem Überfluss sorgt der Schnurrbart noch für eine ausgewachsene Ehekrise und seine Gattin Johanna (Gwyneth Paltrow) nähert sich immer mehr dem Polizisten Martland (Ewan McGregor) an. Dabei beschäftigt Mortdecai vor allem eine Frage: Wird am Ende alles wieder gut?
Spätestens nach dem Trailer weiß man, dass man es hier mit keiner Komödie zu tun hat, die ihren Humor mit dem feinen Besteck serviert. Mortdecai ist überdreht, liefert eine hanebüchene Story und einiges an Fäkalhumor. Dass Regisseur David Koepp seinen Film nicht völlig versenkt, hat er letztendlich seinen Stars zu verdanken, auch wenn diese fürchterlich unterfordert wirken. Mit Popcorn, Bier und wenigen Ansprüchen kann man dennoch einen unterhaltsamen Kinoabend verbringen, denn einige Späße zünden am Ende doch und irgendwie schaut man Johnny Depp immer wieder gerne zu. Er hatte ja genügend Zeit, seine Standardrolle zu perfektionieren.
5vier.de Tipp: Wer für seinen Filmabend dann doch etwas mehr Tiefgang wünscht, kann sich im Broadway The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben ansehen. Dort spielt Benedict Cumberbatch den genialen Mathematiker Alan Turing, der maßgeblich an der Dechiffrierung der Nazi-Verschlüsselungsmaschine Enigma beteiligt war, dessen Leben in der Folge aber tragisch endete.
Andy meint
Also ich finde, mit Charlie Mortdecai kann man seinen Spaß haben-Lachkrämpfe inbegriffen. Wenn man keine Depp Allergie hat, und sich und die Welt halt nicht so ernst nimmt. Dass der Film eine Unterhaltungskomödie ist, zeigt eigentlich schon das Filmplakat.
Klar-wer tiefsinnige Diskussionen nach dem Film führen will, muss sich halt einen anderen Film ansehen.
Depp gestaltet den Lord auch nicht wie ein britischer Jack Sparrow. Ich finde den Vergleich der Süddeutschen Zeitung ganz treffend:
„Wer jetzt findet, Sellers‘ Auftritte als Clouseau seien nachgerade sakrosankt und der Vergleich blasphemisch – der sollte sich ganz genau anschauen, was Johnny Depp macht. Er hat einen unverwechselbaren Stil entwickelt, eine Mischung aus niedlich-doof und angetrunken, irgendwie tollpatschig und doch elegant, wie eine sehr ungeschickte, etwas beschickerte Gazelle.“Die ganzen Filme, das gilt für „Mortedecai“ so sehr wie „Fluch der Karibik“, sind keine echten Klassiker- aber die Figuren, die er für sie geschaffen hat, sind große Kunstwerke des Klamauks.
Ich fand Johnny Depp’s Gestaltung seines Charakters herausragend. Neben ihm hat mich vor Allem Paul Bettany überrascht-ich wusste gar nicht, dass der so witzig sein kann. Kennt man von seinen bisherigen Rollen gar nicht.
Jock und Mortdecai ergänzen sich gut-die Vergleiche zu Edwards/Sellers sind schon zutreffend-der Film hat einen Retro Touch der 60er Jahre.
Ich hab mich sehr gut amüsiert-wegen irgendwelcher Kritiker sollte sich niemand davon abhalten lassen, den Film anzusehen. Wie haben die damals Dark Shadows verrissen-und mir hats trotzdem super gefallen.