Von Martin Köbler
Lukas Mössner bringt es auf den Punkt. Erschöpft, ausgepumpt, aber glücklich auf dem Rasen des Moselstadions stehend, äußert der Österreicher in Reihen von Eintracht Trier mit dem unverkennbaren Wiener Akzent genau das, was sie innerhalb des Vereines von ihren Spielern hören wollen: „In erster Linie für die Mannschaft freut’s mich ganz b’sonders, das ma da das Spui wirklich gewinn‘ ham woin und mich freut’s natürlich persönlich, dass ich der Mannschaft zwei Tore schiassen duafte. Wie g’sagt, wia nehmn’s uns das imma voa, aber heut‘ hat man’s wirklich g’spüat, wia wollt’n des unb’dingt g’winnen und nichts mehr anbrennen lassen.“ Auf die Rückfrage, was diese Saison nach dem dritten Sieg in Folge und dem damit verbundenen Sprung auf Platz zwei noch möglich sei, grinst er zunächst verlegen und deutet auf den Fanblock, zu dem er gerne zum Feiern mit seinen Mannschaftskameraden gehen will. „Naa, das ü’ballassen’s mia den Zuschauan odaa dem Vorstand, wenn’er will – aber wia konzentrieren’s uns jetzt nur auf das Spiel in Mainz, das wir natürlich wieder g’winnen woin“ – grinst nochmals, dieses Mal breiter, und schiebt hinterher: „Und jetz‘ muss i foian geh’n!“
„Un jetz‘ muss i foian geh’n!“ – im Trierer Raum würde man vielleicht eher „Eich giehn jetz emol fäiere!“ vermuten- diesen Satz, egal in welchem Dialekt oder in welcher Sprache, im März 2011 von einem Spieler des Trierer Traditionsvereines mit Blick auf die aktuelle Tabelle der Regionalliga West zu hören, mag den leidgeprüften Anhängern sprichwörtlich runtergehen wie die berühmt-berüchtigte Butter. Doch wichtig an diesen paar Sätzen des sympathischen „Ösis“ ist nicht sein flehentlicher Blick Richtung Fanblock, wo schon alle seine Mannschaftskameraden auf den Spieler des Spieles warten, sondern die in diesem unglaublichen, ganz eigenen Charme à la „Wiener Schmäh“ getätigten Aussagen. „Der Wille ist spürbar.“ – „Der Mannschaft zwei Tore geschossen.“ Es ist noch gar nicht so lange her, da stand beim bereits feststehenden Absteiger 2009/2010 nach dem Auswärtsspiel am Mainzer Bruchweg Mössners direkter Vorgänger im Sturm auf dem Rasen und verkündete, dass in diesem Verein, in dieser Mannschaft, „nur noch jeder sein eigenes Ding macht.“ Was anno Sommer 2010 stimmte, scheint im Frühjahr 2011 vergessen.
Denn sein eigenes Ding macht in dieser Mannschaft wohl keiner mehr. Entgegen der in Trier scheinbar durchaus breit vertretenen Meinung, dass durch die – heraufbeschworenen – Unruhen in der Winterpause, als Nico Patschinski kurz vor Ende der Transferperiode dem Ruf seines „Mentors“ Paul Linz nach Neunkirchen folgte, Thomas Riedl seinen Vertrag auflöste und mit Fahrudin Kuduzovic, Ahmet Kulabas und Jeremy Opoku-Karikari das vorhandene Mannschaftsgefüge gesprengt worden ist, scheint sich nun zu zeigen, dass genau das Gegenteil zu beginnen scheint. Das Mannschaftsgefüge wurde nicht gesprengt, sondern sinnvoll ergänzt. Dem Spassvogel Patschinski, zweifelsohne bei den Anhängern beliebt, folgte mit Ahmet Kulabas ein jüngerer, hungriger Stürmer, der in den letzten Wochen seine Form immer mehr zu finden scheint. Tor in Düsseldorf, Tor in Wuppertal, Torbeteiligung gestern gegen Dortmund. Thomas Riedl – unter welchen Voraussetzungen sein Vertrag auch immer finanziell gestrickt war – kann nie so wichtig für das Zusammenhalten der Mannschaft gewesen sein wie ab und an dargestellt. Erinnern wir uns an eine Aussage von Roland Seitz, der noch vor dem ersten Pflichtspiel-Einsatz Riedls diesen aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader verbannte. Seine sechs Einsätze im defensiven Mittelfeld zeigten, dass er einfach keine Verstärkung für die Eintracht sein kann. Fahrudin Kuduzovic ist diese Verstärkung – wenn auch auf einer etwas anderen Position, mehr im offensiven als im defensiven Bereich des blau-schwarz-weißen Spieles. Nicht umsonst ziehen bereits Spitznamen wie „der irische Bulle“ ob seiner letzten Station im Profi-Fussball rund um „Faz“ die Runden. Und selbst Karikari sollte man ob seiner gestrigen Leistung nicht abschreiben – seine Leistung in Wuppertal war um Längen besser als auf der rechten Außenverteidiger-Position im Moselstadion.
A propos Karikari. Roland Seitz wurde und wird oft vorgeworfen, zu spät zu reagieren, immer auf die gleichen Leute zu setzen und der „zweiten Reihe“ zu wenig Einsatzzeit zu geben. Die Erkenntnis, dass Winter-Neuzugang Karikari auf dieser rechten Position vollkommen verloren ist und nahe an der gelb-roten Karte wandelt, wurde umgehend korrigiert. Maßnahmen, wie Piero Saccone oder Max Bachl-Staudinger ob Unkonzentriertheiten, schlechter spielerischer Leistungen oder mangelnden Trainingseinsatzes auf die Tribüne zu setzen, passt auf einmal so gar nicht zum sonst so smarten und „zu netten“ abgestempelten Franken auf der Bank der Eintracht.
Eintracht Trier ist mitten dabei, einen Wandel zu vollziehen. Da passt die Äußerung von Lukas Mössner wie die Faust auf’s Auge. Denn Bescheidenheit ist der Anfang aller Vernunft. So ist als Fan Träumen wieder erlaubt. Aber wenn, dann möglichst leise. Denn wenn dieser Verein etwas braucht, dann ist es Ruhe. Dann ist an der Mosel etwas möglich.
Es wäre nur schön, wenn dies wieder mehr Menschen realisieren würden, die dies nicht erkennen – oder nicht erkennen wollen.
Denn im Grunde wollen wir doch nur eines: „Foia’n geh’n!“
Triererjung meint
Der Kulabas muss noch ein bischen an seiner Fitness feilen… Das stimmt 🙂
Aber das kriegt der sicher hin. Formulierungen wie „fehlende Spielpraxis“, „Fehlende Bindung zum Spiel“ usw. deuten ja häufig auch mal auf ein bischen Adipositas hin… 😀 Aber egal, „Kleines dickes Müller“ war ja auch so, wie sein Name sagt… Knipsen muss man einfach!!!
Und hier mein Beitrag zum Träumen (ich mach auch mit!): http://www.youtube.com/watch?v=-LrotDbi3d4
Sievo meint
Ein guter Bericht. Zu Kulabas sollte zum Passus „der in den letzten Wochen seine Form immer mehr zu finden scheint“ gehofft werden, dass er wirklich zu seiner Form findet. Momentan ist er vielleicht noch etwas zu unförmig, oder hat das Trikot so sehr aufgetragen?
TS meint
Ich mache mit 😉
Eintracht-Fan meint
Habe beschlossen leise mit dem Träumen anzufangen, wenn aus den nächsten 2 Spielen mindestens 4 Punkte geholt werden und Münster irgendwo Punkte liegen läßt.