Trier hat neue Verfechter für ein bisschen mehr Liebe auf die Ohren: Die Love Academy läd ein zu einem Seminar in Sachen Liebe und Musik. 5vier trifft Stefan (Gitarre) aka. Prof. Jesus Joy, Karl (Drums) aka. Peter Lust, Dominik (Bass) aka. Prof. Noël Sensuelle und ihren singenden Dekan Jörg aka. Prof. Horst Hektisch. Einen Teilnahmeschein bekommt hier jeder. Mit Liebe, versteht sich.
5vier: Ihr seid ja nur vier, fehlt da nicht noch jemand?
Karl: Das stimmt. Unser Keyboarder, Prof. Paolo Passionata, lässt sich entschuldigen, er befindet sich zur Zeit auf dringlicher Mission bei der Welt-Wasser-Konferenz!
5vier: Ok, wie und wann genau kam es denn eigentlich zur Bandgründung?
Dominik: Das war im Dezember 2009 in der Flucht nach Vorn.
Karl: Stefan und ich haben allerdings schon vorher immer mal wieder zusammen Musik gemacht, da wir letztes Jahr zusammen gezogen sind. Das hat sich dann so entwickelt. Wir haben dann noch Deppen gesucht, die mitmachen wollen (lacht). Interessanterweise haben wir alle zu diesem Zeitpunkt in recht komplizierten Beziehungen gesteckt.
Dominik: Genau, wir haben alle unsere langjährigen Beziehungen fast im gleichen Zeitraum hinter uns gebracht, was uns sicherlich auch ein wenig zueinander gebracht hat.
Jörg: Ich würde diese Tatsache aber nicht direkt als Gründungsintention verstehen. Musik machen wollten wir ohnehin. Erst nach der eigentlichen Bandgründung wurden uns unsere jeweiligen Beziehungssituationen erst bewusst.
Dominik: Frei nach dem Motto: Ein paar Pils, Rockband und zack neue Girls (alle lachen).
5vier: Wenn man euch googelt, kann man tatsächlich bei einer „Love Academy“ landen, die von einem virtuellen Professor Love geleitet wird. Der steht dem Hilfsbedürftigen in allen Beziehungs- und Liebesproblemen bereitwillig mit Rat und Tat zur Seite. Trifft das denn auch auf euch zu?
Karl: Ja den kennen wir, den haben wir nämlich rausgeschmissen (lacht).
Dominik: Ja, der war tatsächlich mal Mitglied, bis wir ihn leider entfernen mussten. Wir haben unter Liebe einfach eine andere Vorstellung als er. Er sieht es eher in sexueller Hinsicht, wohingegen wir unter Liebe eher zwischenmenschliches Verhalten verstehen (alle lachen).
Jörg: In unserer Gesellschaft basiert ja vieles einfach auf Sex und Sexualität, weswegen unsere Texte dies natürlich oft auch zum Thema haben.
5vier: Ihr selbst sprecht in eurer Beschreibung auf Myspace von einem „Erkenntnisinteresse in mikrosozialen Tatbeständen und zwischenmenschlichen Interaktionen“.
Karl: Das stimmt und das trifft auch zu. Und das geht zudem auch weit über Liebe hinaus.
Jörg: Genau, da haben wir uns keine Grenzen gesetzt. Wir wollen einfach Geschichten erzählen, aber auch Sachen aufgreifen, die um uns herum geschehen. Man sieht also: Das Spektrum ist weit.
5vier: Was habt ihr für musikalische Vorbilder? Welche Band beeinflusst eure Musik?
Karl, ohne Zögern: KISS!
Jörg: Man hört eben oft diese Deutsch-Punk-Geschichte und dass man auch in diese Sparte gerückt wird. Das ist verständlich, wenn man deutsch singt. Deutsch-Punk ist aber dennoch bedeutend besser als sein Ruf. Wenn man aber über den musikalischen Tellerrand sehen kann, dann ist das gut und man sollte sich auch nicht in irgendwelche Schubladen stecken lassen.
Stefan: Bei uns war es nicht so, dass wir uns vorher großartig überlegt haben: wir machen jetzt diese und jene Richtung. Tatsächlich haben wir uns erst nach und nach zusammengefunden. Karl und ich haben zusammen gejammt und dann hat sich mit den anderen, die dazu gekommen sind, nach und nach etwas heraus kristallisiert. Ein dynamischer Prozess eben.
Dominik: Dennoch ist es so, dass unsere eigenen Hörgewohnheiten durchaus in eine bestimmte Richtung gehen und die auch unsere Musik beeinflusst. Das ist klar.
5vier: Ihr sagt, ihr macht „Unicorn Pop Rock“.
Jörg (lacht) ja genau, das ist dann auch sozusagen die Parodie auf dieses Schubladen-Denken. Um den Leuten eine lange Nase zu machen.
5vier: Wir befinden uns ja gerade in der Schönbornstrasse, wo euer Proberaum liegt. Wie schätzt ihr eigentlich allgemein die Situation der Bands in Trier ein?
Karl: Da sind wir vielleicht die falschen Ansprechpartner, da wir alle schon in verschiedenen Projekten relativ früh und viel Musik gemacht haben und lange in Trier leben. Dadurch kennt man genügend Leute, die einem Auftritte oder Proberäume verschaffen können. Uns wurde es also in dieser Hinsicht relativ leicht gemacht.
Jörg: Ich vermisse so ein wenig die D.I.Y.-Einstellung der jungen Musiker. Sie verlieren das Gefühl dafür, was es heißt sich über Musik auszutauschen oder sie zu machen. Wir haben hier viele Veranstaltungen, wie zum Beispiel solche Nachwuchswettbewerbe, die diese vorgekauten Marktmechanismen, wie man sie auch von den Castingshows im Fernsehen kennt, verkaufen. Die Bands verlieren dadurch immer mehr den Bezug dazu, was es heißt, eine Band zu sein. Sie haben oftmals keine Zukunft und kommen auch oft nicht über die regionalen Grenzen hinaus, was ich schade finde. Die wissen nicht mehr was es heißt, mit 18 auch mal in einem Kellerloch im Osten Deutschlands zu spielen. Sie werden in dieser Hinsicht zu verwöhnt, wie ich finde. Ich sehe auch, dass man gar nicht untereinander kommuniziert, also dass man uns zum Beispiel mal anspricht: „Komm lass mal was machen im Ex“ oder so. Die Vernetzung ist nicht gegeben. Das finde ich schade.
5vier: Ich kann da schon einige Erfahrung heraus hören. Ihr selbst seid ja als Band, wie sie jetzt als Love Academy besteht, noch kein Jahr alt. Dennoch habt ihr schon viel vorzuweisen: Vor ein paar Wochen habt ihr mit Herpes im Exhaus gespielt, die ja gerade mit ihrem Debut sogar europaweit touren und mit den Boxhamsters spielt ihr am 19. November in Moers. Eine der Punk-Ikonen schlechthin! Wie habt ihr das geschafft?
Karl: Da kommt wieder die Vernetzung ins Spiel. Wir haben das Glück, dass Jörg (hat mal für das Ox-Fanzine geschrieben, Anm. d. Red.) durch seine guten Beziehungen viele Leute kennt und ansprechen kann. Proben sind natürlich auch unerlässlich (lacht).
Stefan: Ja das kommt daher weil wir 1.) unheimlich talentiert sind und 2.) auch unheimlich gut aussehen, was man dann auch nicht unterschätzen darf (lacht).
5vier: Jetzt untertreibt ihr aber. Wie seht ihr selbst das Feedback vor der Bühne?
Jörg: Positives Feedback ist natürlich schön. Wenn Freunde das Konzert geil fanden freut man sich genauso wie über ein Lob von völlig Fremden. Es ist einfach schön wenn es den Leuten gefällt und ich glaube auch, dass wir so manchen Ansprüchen genügen (lacht).
5vier. Ihr seid ja neben den Bühnen sowohl auf Facebook als auch auf Myspace und Last.fm zu finden. Wann finde ich die Love Academy denn mal auf einem Tonträger?
Jörg: Wir haben schon ein paar Aufnahmen, wollen diese aber eher als Single rausbringen. Also in einem anderem Umfang als jetzt eine EP oder LP. Als Vinyl wäre eine 7“ ganz schön. Natürlich sind auch Downloads von Vorteil, da es sehr zeitgemäß ist. Je nachdem wie sich das alles noch entwickelt gibt es bald natürlich auch mal ein Album.
Karl: Das sieht eigentlich auch ganz gut aus. Da sind wir also optimistisch. Wir spielen einfach noch so lange live, bis man sich ein Album leisten darf, oder kann (lacht).
5vier: Zieht es euch eher in fernere Regionen, oder werden wir euch auch in Zukunft noch in Trier erleben?
Jörg: Es ist immer schön, zu Hause zu spielen. Ein Heimspiel ist immer etwas Schönes. Aber ich finde wir haben es dieses Jahr fast schon übertrieben und wir wollen den Leuten auch mal wieder Luft gönnen (lacht). Wir wollen ja keinen langweilen. Es macht aber einfach Spaß. Darum geht es ja letztendlich. Wenn es keinen Spaß mehr macht, sollte man damit aufhören.
Dominik: Man sollte die Homebase dosiert beschallen (lacht). Bisher war es aber allerdings so, dass wir immer neue Lieder vorzuweisen hatten. Es kommt also auch auf das jeweilige musikalische Repertoire an, sonst wird es ja langweilig. Auf jeden Fall spielen wir gerne hier, aber wollen auch ein bisschen was von der Welt sehen. Eine gesunde Mischung ist da also sinnvoll.
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