Die Kunstinstallation an der Porta Nigra stellt den Trierern 500 kleine Karl Marx Statuen entgegen. 5vier Reporter Lars Eggers besucht die kleine Versammlung und fängt Bilder und Stimmen ein.
Selbst bei schlechtem Wetter sind sie immer in Bewegung – besser gesagt am bewegt werden. Die ursprünglich 500 roten und orangen Karl Marx Statuen des Konzeptkünstlers Ottmar Hörl werden von Erwachsenen und Kindern quer über den Platz geschoben. Die im Rahmen der Sonderausstellung „Ikone Karl Marx“ im Stadtmuseum Simeonstift Trier ins Leben gerufene Kunstinstallation bevölkert noch bis zum 26. Mai den Platz um die Port Nigra mit einer wahren Marx-Flut, die bei den Touristen und Trierern aller Alterklassen offensichtlich gut ankommt.
Mit Puppen spielen?
„Auf einen Platz konzentriert oder im Stadtraum verteilt werden meine Installationen zu visuellen wie greifbaren Hindernissen. Sie sollen ein Nachdenken auslösen, einen Moment des Innehaltens“, so hatte Ottmar Hörl sich seine Installation vorgestellt. In erster Linie scheint sie allerdings nicht das Verweilen oder Nachdenken, sondern in erster Linie den Spieltrieb zu fördern. Die Figuren werden von Kindern, Jugendlichen und auch von Erwachsenen in Gruppen zusammengestellt, mit denen man sich dann in mehr oder weniger ernst gemeinten Posen fotografiert. So werden die Mini-Marxe schon mal zum Mitglied einer Jugend-Hip Hop-Kombo oder zum besten Freund einer chinesischen Touristengruppe.
Karl Marx trägt mal Baseball Cap, einen bunten Schal oder einen Regenschirm; er wird geknuddelt, mit Hasenohren versehen oder von Kleinkindern an der Nase gezogen. Man kann also nicht sagen, dass Besucher und Trierer die kleinen Marxe allein im Regen stehen lassen – ob der hohe Anteil an Schabernack aber im Sinne des Künstlers war, das darf ruhig dahingestellt bleiben.
…und weg bist du!
Es ist nicht verwunderlich, dass die Polit-Ikone im handlichen ein-Meter-Format ein beliebter Dekorationsgegenstand ist. Von den 500 Figuren, mit denen am 5. Mai die Ausstellung begonnen wurde, fehlt jetzt schon fast die Hälfte. 150 Mini-Marxe wurden für 300 Euro an Sammler in Deutschland, Frankreich, Dänemark und der Schweiz verkauft, weitere 100 sollen diesen Donnerstag aus der Ausstellung entnommen werden und an ihre neuen Besitzer gehen.
Insgesamt um die 60 der Statuen wurden bereits gestohlen – und dass obwohl die Installation rund um die Uhr bewacht wird. Es spielten sich in den letzten Nächten zum Teil abenteuerliche Szenen ab, bei denen die kleinen roten Marxe in Autos geworfen wurden, welche dann mit quietschenden Reifen und ohne Licht in die Nacht entschwanden. Der Marx-Klau scheint Mode zu sein – ob nun Boshaftigkeit, dumme Scherze oder eine politische Aussage hinter den Marx-Entführungen steht bleibt in den meisten Fällen unklar – die Polizei konnte bis dato nur wenige Marx-Diebe stellen.
„Da eine Figur 300 Euro kostet, ist ein Schaden von rund 18.000 Euro entstanden. Wir sind enttäuscht“, so der zuständige Kunstagent Christoph Maisenbacher. Als 2010 auf dem Wittenberger Marktplatz 800 von Hörl kreierte Luther-Statuen aufgestellt wurden kam nicht eine einzige Figur abhanden.
Was die Trierer sagen
Wirklich stören tut sich offensichtlich niemand an der roten Marx-Flut auf dem Porta-Platz. Wir fragten die Passanten nach einem kurzen Statement – was dabei herauskam ist schon fast ein eigenes kleines Kunstwerk.
Das sagten die Trierer und Touristen über die Marx-Masse…
„Cool.“
„Rot.“
„Echt witzig.“
„Sehr rot.“
„Karl Marx zum Anfassen.“
„Irgendwie sinnlos.“
„Mal was anderes.“
„Toll für Erinnerungsfotos.“
„Was soll’n das?“
„Total rot.”
„Wenn’s noch grüne gäbe, wären es Ampel-Marxe!“
„Man wird hier echt kreativ.“
„Marx-Tabletop?“
„Toll für die Kinder.“
Und der persönliche Favorit der Redaktion:
„Ich bin farbenblind. Ist irgendwie witzlos.“
Bine meint
Die sind sowas von knuffig – wären sie nicht so teuer, würde ich meinem CSU-wählenden Onkel ja einen schenken! 🙂
Schöne Installation! Schade, dass hier so viel geklaut wurde, aber vermutlich war das nicht anders zu erwarten. Vielleicht braucht es nachts ein Marx-Gehege und Marx-Hirten, die auf die Marx-Herde aufpassen!