Text: Stephen Weber
Video: Holger Görgen
Ralf Karst (45) aus Rodt hat vor zwei Jahren einen Traum Wirklichkeit werden lassen: Seinen eigenen Rennstall. In der Spezial Tourenwagen Trophy (STT) mischt er mit seinem Team War Machine und einem umgebauten Porsche GT2 die Rennserie auf – und das mit steigendem Erfolg. 5vier.de stellt das etwas andere Rennsportteam aus der Region vor.
Es sind wohl die vielen Kleinigkeiten, die diese Leidenschaft ausmachen: Sei es der Geruch von verbranntem Gummi in der Boxengasse, das Dröhnen der Motoren auf den Hochgeschwindigkeitsgeraden oder das Funkeln in den Augen der anderen Menschen, wenn er die Motorhaube seines Boliden öffnet. Aber Rennfahrer Ralf Karst treiben noch weitere Beweggründe an: „Das Gefühl ist unbeschreiblich, wenn man aus der Box raus fährt und zum ersten Mal beschleunigt. Da nähert sich der Puls den Umdrehungszahlen meiner Maschine.“
Ralf Karst ist nicht nur ein Mann aus der Region, sondern auch vom Fach. Der 45-jährige Rodter leitet einen Ingenieurbetrieb in Bitburg. Für ihn und sein hunriges Team startet nun die zweite Saison als Rennfahrer. Im ersten Jahr feierten sie bereits beachtliche Ergebnisse und Platzierungen. Ein Erfolg, der allen gebührt, so ließ Karst wissen: „Ich bin nur der Fahrer, um das Auto kümmert sich mein Team. Wohlgemerkt: Alles auf freiwilliger Basis. Wir sind ein verrückter und chaotischer Haufen, doch wenn es darauf ankommt, sind alle immer voll da.“ Team War Machine – dafür stehen fünf junge Mechaniker, der Koch Siggi und der Chefmechaniker „Dr. Ernst“ – stets begleitet von lauter AC/DC-Musik, die ebenso zum Rennstall gehört, wie das Auto und die nötige Portion Spaß am Schrauben.
In der Debutsaison pendelte sich Team War Machine in den Rennen auf Position sechs ein und dieses Jahr soll es noch ein Stückchen besser werden. So ist man sich im Team einig: „Wir wollen die Top Fünf als Saisonziel anpeilen und im Schnitt eine bis drei Sekunden schneller als im Vorjahr fahren. Wenn wir das schaffen, wäre das eine super Sache!“ Mechaniker Ernst Schaller will sogar noch höher hinaus: „Wenn wir einen perfekten Tag erwischen und alles für uns läuft, können wir es sogar einmal bis auf das Podium schaffen.“
Es ist ein eingeschworener Haufen, der sich zusammengefunden hat und die STT-Serie bereichert. Nachdem am Osterwochenende, am sogenannten Car-Friday, beim Rollout 2012 der erste Probelauf unter Wettkampfbedingungen stattfand, kam es am vergangenen Wochenende zum ersten wirklichen Härtetest für das Team: Die Saisoneröffnung in Hockenheim. Im ersten Rennen startete Ralf Karst von Startposition acht und eroberte trotz Beinah-Crash und dank des Drehers eines Konkurrenten Platz fünf – seine bisherige Karrierebestleistung. Beim zweiten Rennen am darauf folgenden Sonntag lief es anfangs sogar noch besser. Mit gut drei Sekunden schneller pro Runde als noch in der Vorsaison preschte der Porsche zwischenzeitlich bis auf Rang drei vor und ließ dabei einige namenhafte Kontrahenten Abgase schlucken.
Jedoch zickte drei Runden vor Schluss der Motor und schaltete sich auf das Notprogramm um. Und das zog deprimierende Folgen nach sich: Sechs Mal musste Ralf Karst während des Rennens den Motor neu starten, was einiges an Zeit und logischerweise auch einige Plätze kostete. So landete man nach der schwarz-weißen Flagge auf Platz sieben und war nach dem Rennverlauf etwas enttäuscht. Dazu erklärte Karst: „Auch der zweite Pokal in der Klasse konnte nicht trösten, denn das war der Tag, an dem wir zum ersten Male auf dem Podium hätten stehen können. Und das auf dem nicht geliebten Hockenheimring. Aber ‚Hätte, Wenn und Aber‘, das ist nicht die Realität. Tatsächlich sind wir 3,5 Sekunden schneller gewesen als letztes Jahr, und das gibt Hoffnung für die Saison!“
Es wird sich zeigen, sobald das ganze Auto einwandfrei funktioniert, wo genau man mit Team War Machine eigentlich steht. „Und das alles mit sehr kleinem Budget“, betont Ralf Karst. Motorsport ist halt eine Leidenschaft…
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