Ein verschneiter, frostiger Winterabend – Und doch so viele Menschen harren in der eisigen Kälte aus? Kein Wunder: Sie warten alle auf Peter Maffay, der heute das erste Mal seit über vier Jahren wieder in der Arena Trier zu Gast ist. Nur so viel vorab: Die Warterei wird sich lohnen, denn das Publikum erlebt an diesem Abend einen bestens aufgelegten Peter Maffay, der es noch immer kann und wissen will.
vor der Show – Maffay ist jetzt schon überall zu spüren
Trier. 18 Uhr: Draußen vor der Halle ertönen noch Klänge vom Soundcheck. Klingt gut. Wer braucht da noch eine Vorband… 18.30 Uhr: Endlich Einlass an allen Pforten. Sobald man die Halle betritt, begegnet man Maffay – nicht in persona, sondern auf Plakaten, T-Shirts und weiteren Merchartikeln. Im Zuschauerraum angekommen, staunt man zuallererst über die gigantische Bühne: Das ovalförmige Konstrukt nimmt fast zwei Drittel des Innenraumes ein und ist von allen Seiten bespielbar. Schön für die Fans, die heute möglichst nah an ihrem Idol sein können. Bereits vor der Show sendet Maffay Grüße über die acht Video-Walls: Die Zuschauer dürfen per SMS-Voting für die Songs abstimmen, die sie im letzten Teil des Konzertes hören wollen. Zur Auswahl stehen altbekannte Klassiker wie Du oder Und es war Sommer. Außerdem wird im Laufe der Show eine originale Fender 60 Stratocaster verlost. Die Gitarre ist selbstverständlich road worn, das heißt, sie wird an diesem Abend von Maffay höchstpersönlich gespielt werden.
während der Show – Rocker mit Leidenschaft
Nach weiteren Einspielfilmen (Maffay Merchandise, Maffay auf der Queen Mary 2) geht es dann endlich los. Ein kurzes Intro, Donnern, die Lichter gehen aus und die zwei Gitarristen Peter Keller (linke Bühnenseite) und Carl Carlton (rechte Bühnenseite) bewegen sich direkt in den Zuschauerraum, um das Riff von Niemals war es besser anzustimmen. Kurz darauf entert auch Peter Maffay die Bühne und gibt als Leadsänger das Motto seiner Show vor: „Wir wollen es wieder wissen!“ Da staunt man nicht schlecht, als Drummer Bertram Engel samt Schlagzeug von der Bühnendecke abgeseilt wird. Hochkommen kann ja schließlich jeder. Wenn der Himmel weint knüpft nahtlos an und hält das Energielevel. Ein passendes Musikvideo zeigt, dass sich das Kämpfen im Leben lohnt. Mit Wer liebt folgt die erste Ballade an diesem Abend. Wie alle anderen Lieder im ersten Teil stammt auch dieser Titel vom aktuellen Album Wenn das so ist. Sie bleibt ist bis jetzt die stärkste und gleichzeitig groovigste Nummer. Souliger Backgroundgesang und Saxofon erwecken gar Hitpotenzial. Zudem wirkt jetzt der Sound um einiges klarer und differenzierter. Danach geht’s in das Gelobte Land, weil sich doch einige Biker im Publikum befinden. Die nächste Ballade Bis zum Schluss ist dem verstorbenen Fritz Rau gewidmet, ohne den sie, so Maffay, heute nicht auf der Bühne stehen würden. Nah bei mir greift ein ähnliches Thema auf, zeigt aber mehr Wirkung, da der Song mit einem Instrument (Pascal Kravetz am Klavier) und Maffays Gesang auskommt. Je weniger Instrumente, desto leichter die Entlarvung der Gesangeskünste. Und ja, Maffay ist stimmlich top, ohne Zweifel!
…und Rocker mit Hirn, der mit den Mitteln der Musik dagegenhält
Er lässt es sich nicht nehmen, auch die unbequemen Dinge anzusprechen und nimmt Stellung zu den Terroranschlägen in Paris: „Wenn man im Moment Zeitung liest, all diese Nachrichten liest, kriegt man das Kotzen!“ „Erschreckend, wie sich Dinge in der Geschichte wiederholen. Wir werden nicht zulassen, dass einige die Zukunft unserer Kinder zerstören. Wir können mit den Mitteln der Musik dagegenhalten.“ Genau um diesen Umstand geht es in dem nächsten Song Wenn das so ist. Da dieses Thema aktueller den je ist, wird bei Halleluja der Slogan „Je suis Charlie“ eingeblendet. Damit endet der erste Teil des Konzertes.
die zweite Konzerthälfte – Hits, Covers und unglaubliche Vielseitigkeit
Bevor neue Musik erklingt, wird erst der Gewinner der Verlosung um die Fender Gitarre ausgemacht. Der Herr mit der Losnummer 429 darf sich freuen. Maffay zu seiner Gitarre: „Jungfräulich freut sich!“ Im nächsten Teil nimmt er uns mit auf eine musikalische Reise in die Vergangenheit: „Das hat was zu tun mit unserer musikalischen DNA. Heftiges Mitmachen ist jetzt erwünscht!“ Weiter geht’s also mit einem Medley aus alten Cover-Songs und Maffay-Liedern, bei denen jeder einzelne aus der Band seinen speziellen Moment hat: Carl Carlton übernimmt den Leadgesang von Here comes the sun, Peter Keller von Rocking in a free world. Dabei stehen alle Musiker auf dem Bühnenoval im Halbkreis und sind sich auch für ein paar Witzeleien oder Selfies mit den Fans nicht zu schade. Einmal holt Maffay sogar einen Fan mit auf die Bühne. Die Fans bewundern eben die musikalische Vielseitigkeit der Band: Wurde im ersten Teil meist geradlinig gerockt, entwickelt der Semi-Akustikteil allein durch seine Instrumentierung (Akkordeon, Violine, Akustikgitarre) einen ganz anderen Charakter.
das Finale
Josie, das einst englischsprachige Lied von Maffay, ist das nächste Highlight in der Setlist. Erst steht Maffay allein auf der Bühne, bevor Backgroundsängerin Linda Teodosiu dazukommt und die erste Strophe wie gewohnt souverän vorträgt. Kompliment für ihre Bühnenpräsenz und den Soul in ihrer Stimme! An dieser Stelle muss auch der astreine Backgroundgesang von Leon Taylor und Charlotte Klauser erwähnt werden. Wie alle aus der Band haben die beiden sichtlich Spaß und interagieren gekonnt mit dem Publikum. Das kommt gut an! Zu guter Letzt veredelt eine Violine den Song. Maffay meint mit einem Augenzwinkern: „Wir spielen jetzt die alten Schinken.“ Nach dem schnellen Schatten in die Haut tätowiert stehen die Lieblingssongs für Trier fest und den Anfang macht Und es war Sommer. Maffay dazu selbstironisch: „Wollt ihr den wirklich hören? Euch ist wohl der Winter zu lang.“ Na gut, sie spielen ihn, aber nur, wenn das Publikum die „Piu-Piu“ Chöre beisteuert. Das progressive Tiefer, der Karat-Hit Über sieben Brücken musst du gehn und eine ausgedehnte Version des 85er-Hits Sonne in der Nacht (mit anschließendem Piano-Solo) bilden den Abschluss eines wirklich fulminanten Konzertes. Spätestens jetzt ist auch den letzten Skeptikern und Kritikern klar, dass das, was Maffay und seine Band hier abliefern, alles andere als weichgespülten Schlager darstellt. Egal ob (deutschsprachiger) Rock, Funk, Folk oder Soul – Für jeden war etwas dabei. Und dass wirklich jeder Musiker einer Begleitband mindestens einmal die Rolle eines Solisten einnehmen darf, ist auch nicht selbstverständlich. Peter Maffay ist halt auf dem Boden geblieben und deshalb schätzen ihn seine Fans.
Wer Peter Maffay hier in der Region in diesem Jahr nochmal erleben möchte, sollte das Konzert in Losheim am 30.Mai besuchen. Tickets gibt es unter poppconcerts.de
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