Von Jörg Rossler
Eintracht Trier muss sich gegen den abstiegsbedrohten SSV Ulm 1846 mit einem 1:1-Unentschieden zufrieden geben. Im Moselstadion vor 1357 Zuschauern brachte Sylvano Comvalius die Gastgeber am Samstagnachmittag per umstrittenen Foulelfmeter in der 57. Minute in Führung. Danach sahen die Blau-Schwarz-Weißen wie der sicher Sieger aus. Bis zur 77. Minute: der eingewechselte Pascal Sohm erzielte da den Ausgleich für die „Spatzen“.
Achtung Kalauer: Die Spatzen pfiffen es bereits von den Dächern. Gegen den SSV Ulm 1846 musste SVE-Coach Jens Kiefer sein Team erneut umbauen. Gegen die „Spatzen“ waren Torge Hollmann und Steven Kröner wegen ihrer Platzverweise gegen Mannheim nicht im Kader. Außerdem werden die Krankenakten immer mehr. Neben den länger Verletzten Erik Michels, Albutrin Aliu, Michael Dingels und Fabian Zittlau waren vor dem Spiel am Samstagnachmittag im Moselstadion auch Ken Asaeda (muskuläre Probleme) und Lars Günther (Sprunggelenk) fraglich, doch sie saßen am Samstag zumindest auf der Bank.
Hingegen mit von der Partie am 28. Spieltag der Regionalliga Südwest war SVE-Eigengewächs Christoph Anton. Der 22-Jährige hat am vergangenen Freitag seinen Kontrakt bis 2015 verlängert und stand erneut in der Startelf.
Der vierte Sieg gegen Ulm hätte es sein können
Gemeinsam mit seinen zehn Spielkameraden wollte Anton den dritten Sieg im vierten Spiel in der Regionalliga Südwest gegen den SSV Ulm einfahren. Das Hinspiel hatte die Kiefer-Elf, die damals noch eine Seitz-Elf war, mit 2:1 gegen den arg abstiegsgefährdeten SSV gewonnen.
Die Ulmer können jeden Punkt gebrauchen. Aktuell haben sie mit 24 Punkten Rang 15 inne, doch nur drei Punkte hinter den Baden-Württembergern lauert Wormatia Worms.
Spieler für das Kiefer-System gesucht
Für SVE-Coach Kiefer ging es vor 1357 Zuschauern in erster Linie darum, ob seine Mannschaft das unter der Woche einstudierte Umschaltspiel bereits verinnerlicht hat. Zum ersten Mal seit seinem Amtsantritt vor rund drei Wochen konnte der 39-Jährige eine komplette Trainingswoche mit seiner Mannschaft bestreiten.“Mein Augenmerk liegt darauf, mit wem ich in Zukunft mein Spielsystem durchsetzten kann“, sagte Kiefer am Freitag.
Am Samstag notierte er einige Antworten in seinen Block, ohne jedoch mehr über seine Erkenntnisse zu verraten. Das war auch nicht nötig. Die Zuschauer im Moselstadion konnten sich einen eigenen Reim darauf bilden.
Für die gesperrten Stammkräfte Hollmann und Kröner kamen Thomas Konrad in der Innenverteidigung und Christopher Spang auf der Sechs ins Team. Bereits nach 35 Minuten musste Kiefer erneut umbauen. Nach einem Schlag auf die Wade war der Arbeitstag für Kapitän Fouad Brighache beendet, für den Verteidiger kam Ken Asaeda ins Team. Ebenfalls auf der Bank, aber ohne Einsatz blieb der bis zuletzt fragliche Lars Günther.
„Sommerkick“ bis zur Halbzeit
Ein abwechslungsreiche Partie entwickelte sich in der Anfangsphase. Beide Teams störten den Gegner früh im Spielaufbau, machten die Räume dicht und damit waren Passabnehmer Mangelware. Immer wieder wurde der eroberte Ball schnell in die Spitze gespielt.Doch häufig fehlte es an der nötigen Präzision. Es ging hin und her, keines der beiden Teams konnte die Kontrolle über das Spiel erlangen. Die erste Chance hatten die Gastgeber. In der vierten Minute erkämpfte Matthias Cuntz den Ball im Mittelfeld und leitete schnell auf Sylvano Comvalius weiter, der legte im Strafraum auf für Christoph Anton, doch seinen Ball aus spitzem Winkel konnte der heraus eilende Ulmer Keeper Holger Betz sicher entschärfen.
Im weiteren Verlauf bekämpften sich die Mannschaften energisch im Mittelfeld, die Strafräume blieben vorerst unbespielt. In der 12. Minute die erste Chance für die Ulmer: Nikola Tkulja wurde in der Mitte schön frei gespielt. Aus 18 Metern zog er ab und sein Ball streifte knapp über das Quergestänge des von Andreas Lengsfeld gehüteten Tores.
Nun verflachte die Partie zunehmend. Immer mehr Duelle im Mittelfeld bedeuteten gleichzeitig immer weniger Strafraumszenen. Viele Fans sprachen nach den ersten 45 Minuten von einem „Sommerkick“. Jens Kiefer sagte über die erste Hälfte: „Wir hatten vielleicht eine Chance in der ersten Hälfte.“
Es waren durchaus ein paar mehr, die die Halbzeitführung für den SVE hätten bedeuten können. Gleich drei Mal hatte Alon Abelski die Führung auf dem Fuß (30.,39., 46.). Doch keiner seiner Bälle fand den Weg in die Maschen des Ulmer Tores. Die „Spatzen“ hatten auf der anderen Seite ebenfalls die Chance zur Pausenführung: Florian Treske wurde aus der Mitte heraus schön frei gespielt, den Ball in den Strafraum der Eintracht hatte der heraus gerückte Lengsfeld aber vor dem Ulmer Angreifer sicher. „Beide Teams haben sich in den ersten 30 Minuten neutralisiert“, urteilte Ulms Trainer Herbert Zankert über den Auftakt in die Partie.
Zu Beginn der zweiten Hälfte sah Kiefer seine Elf durchaus im Vorteil. „Anton hatte eine gute Gelegenheit“, sagte Kiefer und erinnerte sich an die 52. Minute, als der Schodener mit einem Schuss aus der Drehung scheiterte.
Fragwürdiger Elfmeter bringt den SVE in Front
In der 57. Minute entschied Schiedsrichter Timo Gerach auf Elfmeter: Im Zweikampf mit Comvalius hatte Khalid Lahyani den Stürmer so offensichtlich am Trikot festgehalten, dass der Schiedsrichter nur die Rote Karte zeigen konnte. Den Strafstoß, den der Unparteiische verhängte, war umstritten, denn das Halten hatte bereits vor dem Strafraum eingesetzt. Triers Stürmer ließ sich davon nicht beirren, er wollte das Tor und tankte sich in den Strafraum. Gerach pfiff, der gefoulte Comvalius schritt zum Punkt und verwandelte den Foulelfmeter in der 59. Minute. „Wir haben uns zwei, drei gute Chancen anschließend erspielt, aber dann nachgelassen“, sagte Kiefer über die folgenden Minuten. Den Raum, den Trier den Gästen überließ, übernahmen die Ulmer gerne. In Unterzahl kam das Zanker-Team dann zum Ausgleich: In der 77. Minute spitzelte der eingewechselte Pascal Sohm den Ball an Lengsfeld vorbei in den Kasten. Da sah die Eintracht Defensive nicht sonderlich gut aus. „Wir haben nach dem Führungstreffer ein, zwei Schritte weniger gemacht, dann bekommst du dann den Ausgleich“, sagte Kiefer rückblickend.
Anschließend sah der SVE-Trainer, wie sein Team nochmals alles nach vorne warf und haderte mit der Chancenauswertung. „Mehr als über den Ausgleich ärgere ich mich über die vergebenen Chancen“, sagte Kiefer und bemängelte die fehlende Präzision im Passspiel sowie in der Chancenverwertung. Nach dieser ernüchternden Partie gegen einen abstiegsbedrohten Gegner schauen Triers Übungsleiter und sein Team dem „leichtesten Auswärtsspiel“ entgegen. Am Gründonnerstag tritt die Eintracht auswärts bei Großaspach an. „Da können wir nur gewinnen“, sagte der gebürtige Saarländer und beschloss damit diesen Samstag.
[statistik]
Statistik:
SV Eintracht Trier 05: Lengsfeld – Bender, Konrad, Buchner, Brighache (35. Asaeda) – Spang (70. Kuduzovic)– Quotschalla (82. Lushtaku), Abelski, Cuntz, Anton – Comvalius
SSV Ulm 1846: Betz – Reichert, Gavric, Reith, Olow (76. Sohm) – Ludmann, Bachl-Staudinger (64. Lovre), Lahyani, Gebert – Treske (64. Kiral), Trkulja
Schiedsrichter: Timo Gerach (Landau/Pfalz)
Zuschauer: 1357
Tore: 1:0 Comvalius (59., Foulelfmeter), 1:1 Sohm (77.)
Rote Karte: Lahyani (Notbremse, 57.)
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