Von Stephen Weber
Halbzeit in der Oberliga. Zwanzig Mal betraten der FSV Salmrohr und der SV Mehring vor der Winterpause die große Fußballbühne der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar und versuchten, mehr als nur filmreife Auftritte darzubieten. 5vier wirft den Cinématographen an und blickt zurück auf die Hinrunde der beide Teams aus der Region.
FSV Salmrohr
Mit großen Erwartungen und frisch polierten Fußballschuhen trat der ehemalige Zweitligist aus Salmrohr die Spielzeit 2013/14 an. Als amtierender Vizemeister der Oberliga und Silbermedaillengewinner im Rheinlandpokal machte der Verein unter der Regieführung von Präsident Helmut Meeth und Trainer Patrick Klyk keinen Hehl aus den hochgesteckten Ambitionen, die unmissverständlich Aufstieg in die Regionalliga lauteten. Die sowieso gut bestückte Besetzungscouch wurde in der Sommerpause noch an einigen an rissigen Stellen mit neuen Spielern geflickt und entsprechend optimistisch trat man den ersten Spieltag an.
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„Wir wollen in diesem Jahr um den Aufstieg mitspielen.” (Pressemappe des FSV Salmrohr zum Saisonstart)
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Den Verlauf des Ligadebüts im Derby gegen Mehring als Omen zu bezeichnen, wäre vielleicht ein wenig zu hoch gegriffen, doch steht er zurückblickend symptomatisch für die gesamte Hinrunde des FSV: Mit engagiertem Tempofußball erarbeiteten sich die Rot-Schwarzen früh in der Partie hervorragende Tormöglichkeiten – die allesamt ungenutzt blieben. Während im Angriff die letzte Galligkeit fehlte, bedurfte es in der Abwehr nur einer Unaufmerksamkeit und der Außenseiter aus Mehring durfte sich nach 90 Minuten über ein glückliches 1:1 in der Fremde freuen.
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„Leider hat uns das letzte Stückchen Geilheit gefehlt, die Tore zu machen, obwohl wir uns aufgeopfert haben. Dabei habe ich den Jungs noch gesagt, dass es nichts Schöneres gibt, als sich nach einem tollen Spielzug bejubeln zu lassen.“ (Patrick Klyk nach dem 1:1 im Derby gegen Mehring am 1. Spieltag)
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Nach eben jenem Muster ließ Salmrohr in der Hinrunde viele Punkte leichtfertig liegen. Offensiv überlegen versäumten sie es oftmals, das vorentscheidende Tor zu erzielen. Eine Nachlässigkeit – die nach altem Fußballdrehbuch – bekanntermaßen abgestraft wird. So war der FSV tabellarisch zwar immer auf Tuchfühlung mit den angestrebten Fahrstuhlplätzen, schaffte es jedoch nicht, sich einen beruhigenden Vorsprung auf die geballte Konkurrenz zu erspielen.
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„Nach den vielen Toren, die man in der vergangenen Saison kassierte, lag unser Fokus in der Vorbereitung auf der defensiven Ausrichtung. Nach zwölf Spielen mit nur acht Toren muss man sagen, dass uns das gut gelungen ist. Allerdings kann es sein, dass die Kaltschnäuzigkeit und Chancenverwertung durch die Konzentration auf die Verteidigungsarbeit etwas abhanden kam.“ (Co-Trainer Uwe Schüller vor dem 13. Spieltag gegen Gonsenheim)
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Die dramaturgische Wende der Saison ereignete schließlich sich am 15. Spieltag vor dem Heimduell gegen Waldalgesheim. Beim Anstoß der Begegnung suchten alle Anwesenden einen Mann vergebens: Coach Patrick Klyk fehlte an der Seitenlinie. Nach dem 2:1-Sieg wurde die Trennung von Präsident Meeth offiziell bekanntgegeben. Co-Trainer Uwe Schüller übernahm von da an kommissarisch die taktischen Geschicke am Set des Aufstiegsaspiranten. Eine Entscheidung, die sich tabellarisch zunächst nicht auszahlte: Salmrohr bot zwar weiterhin attraktiven Ballsport, doch vergaßen sie abermals, die dringend benötigten Dreier über 90 Minuten zu retten.
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„Wir haben heute früh den Vertrag mit Patrick Klyk in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst. Er ist mit sofortiger Wirkung nicht mehr Trainer des FSV Salmrohr.“ (Helmuth Meeth, 15. Spieltag nach dem 2:1-Sieg über Waldalgesheim)
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Im letzte Akt der Hinrunde sicherte sich Präsident Meeth erneut das Rampenlicht der Öffentlichkeit. Unerwartet erklärte er nach sechs Jahren Amtszeit seinen Rücktritt. Seitdem stehen viele Fragezeichen hinter dem Klub, der eine traditionsreiche Vita vorzuweisen hat. Bis auf einer außergewöhnlichen Mitgliederversammlung die Nachfolge Meeths geklärt wird, übernahm Bauunternehmer Christian Rauen vorläufig die administrativen Geschäfte des Vereins und versicherte, dass die Kosten für die laufende Saison abgedeckt seien.
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„Dieser Schritt ist uns schwer gefallen. Wie jeder weiß, der die Entwicklung des Vereins in den vergangenen Jahren beobachtet hat, haben Friedhelm Rach und ich sehr viel Zeit und Engagement in den Club investiert und waren immer mit Herzblut bei der Sache. […] Wir haben in den vergangenen Jahren versucht, im Umfeld des FSV einiges zu bewegen. An vielen Stellen ist uns das sicherlich auch gelungen. Leider sind wir aber zunehmend an strukturelle Grenzen gestoßen, die unter den gegebenen Voraussetzungen einfach nicht in einem sinnvollen Verhältnis von Aufwand und Ertrag zu überwinden sind.“ (Helmuth Meeth in der offiziellen Pressemitteilung des FSV Salmrohr)
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Mit 34 Punkten schloss Salmrohr die Spielzeit bis zur Winterpause auf dem vierten Tabellenplatz ab. Mit einem Torverhältnis von 30:18 stellen sie zusammen mit Pirmasens die zweitbeste Abwehr der Liga. Stürmer Murat Adigüzel avancierte mit sieben Treffern zum erfolgreichsten Torschützen des Teams.
SV Mehring
Der Regisseur Billy Wilder sagte einst: „Manche Leute drücken nur deshalb ein Auge zu, damit sie besser zielen können.“ Das dachte sich sicher auch der SV Mehring, der laufenden Spielzeit 17 von 18 Punkten auf dem heimischen Kunstrasen einfuhr – das 1:1 am ersten Spieltag gegen Salmrohr sollte der einzige Punktgewinn in der Fremde bis zur Winterpause bleiben.
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„Wir lassen die dicken Dinger liegen, der Gegner schlägt dann eiskalt zu.“ (Dino Toppmöller nach der 0:4-Auswärtsniederlage am 11. Spieltag in Mechtersheim)
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Mit Neuverstärkungen in der Abwehr hoffte man vor der Saison auf der Lay, sich frühzeitig aus dem aufreibenden Abstiegskampf verabschieden zu können. Doch während man die Defensive stabilisierte, sorgte das Theaterstück um Stürmer Achmed Boussi für Unruhe im Angriff. Der Verein wollte dem Stürmer, der in der vergangenen Saison maßgeblich am Klassenerhalt beteiligt war, aufgrund von Missverständnissen bei den Vertragsverhandlungen, den Laufpass geben. Als sich jedoch nach dem Saisonstart nicht die gewünschten Erfolge einstellten, gab es ein Umdenken und Boussi durfte wieder für den SVM auf Torejagd gehen.
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„Der Klassenerhalt ist wieder das oberste Ziel. Doch dieses Mal wollen wir so früh wie möglich den Verbleib sichern und mit dem Abstieg nichts zu tun haben.“ (Vorstandsvorsitzender Günter Schlag in der Sommerpause)
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Statt Klappe und Action! hieß es allerdings bald Abstiegskampf bei den Weiß-Blauen. Gebeutelt von Verletzungspech strauchelte die Mannschaft um Spielertrainer Dino Toppmöller immer tiefer den Tabellenkeller. Sieben Spiele ohne Sieg in Serie beförderte die Mannschaft am 16. Spieltag bis auf den vorletzten Tabellenplatz, ehe man sich durch ein 2:0 über Völklingen wieder fangen können. Nur auswärts blieb der SVM weiterhin ein Kassenflop. Mit einem Torverhältnis von 6:27 auf des Gegners Rasen rangiert die Mannschaft in dieser Statistik auf dem letzten Platz der gesamten Oberliga.
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„Da hätte ich alle elf Mann auswechseln können. Wir haben die Galligkeit vermissen lassen, die uns in den Heimspielen so auszeichnet.“ (Dino Toppmöller nach der 0:4-Auswärtsniederlage am 19. Spieltag in Burgbrohl)
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Das Highlight der Hinrunde war aus Mehringer Sicht freilich der 2:0-Derbysieg gegen Salmrohr vor 482 Zuschauern auf dem heimischen Grün. Als 17. der Tabelle empfing man den drittplatzierten FSV und konnte dem Favoriten an einem nassgrauen Tag mehr als nur ärgern. Durch schnelle Tempogegenstöße über Sebastian Ting und Boussi überrannte der Außenseiter den Lokalnachbarn zwei Mal im ersten Spielabschnitt und veredelte die Konter mit sehenswerten Toren. Nach 90 Minuten freute sich der SVM über ein verdientes 2:0 und drei Punkte im Kampf um den Klassenerhalt.
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„Nach 90 Minuten muss man sagen, dass der Sieg verdient war. Wir haben taktisch gut gespielt und wurden endlich mal für unseren Mut belohnt. Vor allem die Drangphase von Salmrohr nach dem Seitenwechsel haben wir gut gelöst.“ (Spielertrainer Dino Toppmöller nach dem 2:1-Derbysieg über Salmrohr)
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Auch Mehring hielt für die Beobachter der Oberliga – wie der Nachbar von der Salm – einen Cliffhanger parat. Spielertrainer Toppmöller stand im Umfeld des Vereins aufgrund anhaltender Misserfolge immer wieder in der Kritik. Vorstandsvorsitzender Günter Schlag verkündete deshalb, dass man sich über die Weihnachtszeit mit dem Trainer zusammensetzen und mit ihm über die Zukunft reden wolle. Das Ergebnis dieser Gespräche soll im neuen Jahr bekannt gegeben werden.
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„Dino Toppmöller hat bei uns einen Vertrag und ist unser Trainer. Wir werden […] mit ihm über die Situation sprechen und können dann in den kommenden zwei, drei Tagen eine Entscheidung vermelden.“ (Günter Schlag in der Winterpause)
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Mit 18 Punkten schloss Mehring die Spielzeit bis zur Winterpause auf dem vorletzten Tabellenplatz ab. Mit einem Torverhältnis von 26:42 stellen sie nach Waldalgesheim (30 Tore) den zweitbesten Angriff im Tabellenkeller. Sebastian Ting und Tommy Toppmöller avancierten mit je vier Toren zu den erfolgreichsten Schützen ihres Teams.
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Das Derby im 5vier-Video
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