Von Florian Schlecht (Text) und Alexander Heinen (Fotos)
Frustrierender Auftakt für den umgekrempelten SV Mehring: Auch die vier Neuzugänge in der Startelf um die Brüder Dino und Tommy Toppmöller konnten die 1:2-Heimpleite im Abstiegsduell gegen die Sportfreunde Köllerbach nicht verhindern. Eine schwache Chancenverwertung und unnötige Fehler sorgten für den ersten Saisonsieg des Schlusslichtes, das zuvor erst drei Punkte auf dem Konto hatte. „Diese Niederlage tut weh“, sagte Trainer Robert Jung.
Nicht weit entfernt von der Trainerbank stand Klaus Toppmöller und ging bei jeder vergebenen Chance emotional mit. Der frühere Bundesliga-Coach, der mit Bayer Leverkusen 2002 im Champions-League-Finale stand, war in familiärer Angelegenheit beim Oberliga-Heimspiel des SV Mehring gegen die Sportfreunde Köllerbach auf der Lay. Denn seine Söhne Dino und Tommy standen in der Anfangsformation einer umgekrempelten Mehringer Elf, die mit insgesamt vier Neuzugängen in das Abstiegsduell ging. Um 16.48 Uhr ging „Toppi“ aber niedergeschlagen in Richtung Ausgang, um nach Hause zu fahren. Mehring blamierte sich gegen das Schlusslicht und unterlag mit 1:2. Während die Gäste nach bislang erst drei eingefahrenen Punkten ihren ersten Saisonsieg feierten, hat die Mannschaft von Robert Jung einen echten Rückschlag im Rennen um den Klassenerhalt erlebt.
„Diese Niederlage tut weh“, fand der Trainer so auch deutliche Worte nach dem Kaltstart. Einen Vorwurf wollte er seiner Mannschaft nicht machen. Auch wenn seine ehrliche und richtige Analyse einige Ansätze bot, die schnell verbessert werden müssen. Mehring startete zwar unbeeindruckt vom Druck im Abstiegskampf in das Spiel, dominierte in der Anfangsphase und verbuchte beste Chancen. Das war aber die Gelegenheit für Ronny Fahr, zum Matchwinner zu werden. Der neue Torwart der Sportfreunde, der von seinem 18. bis 22. Lebensjahr unter Jung in Hauenstein ausgebildet wurde, sorgte für entnervte Gesichter bei der Heimelf. Zunächst wehrte er einen Schuss von Ahmet Boussi bravourös ab, der vom enteilten Sven Kohlei von der linken Außenbahn freigespielt wurde (6.). Diese Chance war nicht die einzige, die unter die Rubrik der Hundertprozentigen gehörte. Kurz darauf scheiterte Kohlei mit einem Versuch aus spitzem Winkel an Fahr (8.). Auch Dino Toppmöller erfüllte nicht auf Anhieb die hohen Torjägererwartungen, als er nach einer feinen Flanke von Boussi zum Kopfball kam, aber aus kurzer Distanz in Schlussmann Fahr seinen Meister fand (11.).
Traumtor von Bakthadze im van-Basten-Stil
„Wir hatten so viele große Chancen“, klagte Jung. Das rächte sich. Nach dem Sturmlauf der Anfangsphase schlichen sich in das Mehringer Spiel viele unerklärliche Fehler ein. Die Defensive wirkte verunsichert, aus dem Mittelfeldzentrum kamen etliche Pässe nicht bei den Mitspielern an. Köllerbach war plötzlich wach und näherte sich dem gegnerischen Tor über Fernschüsse an. Keeper Philipp Basquit, mit den Toppmöller-Brüdern und Außenverteidiger Yannick Müller einer von vier Neuen in der Startelf, entschärfte die Bälle sicher. Keine Chance hatte er dagegen nach einem weiten Pass der Gäste, den Torjäger David Bakhtadze von der Strafraumgrenze direkt als Dropkick nahm. Im Stile von Marco van Basten im EM-Finale 1988 flog das Leder ins lange Eck zum 0:1 (38.). „So war das Spiel auf den Kopf gestellt“, meinte Jung. Seine Mannschaft war gedanklich wieder im Abstiegssumpf angekommen. Bis zum Pausenpfiff zeigte Mehring kaum mehr Gegenwehr, wirkte geschockt.
Danach holte das Team das nächste große Manko des Tages ein: die Chancenverwertung. Besonders Dino Toppmöller wurde zum Pechvogel. Erst zielte der Routinier, der mit vielen langen Bällen bedient wurde, nach einem Freistoß von Sebastian Ting vorbei (48.). Wenig später vergab er die beste Möglichkeit des Tages, als Fahr eine wuchtige Boussi-Abnahme abprallen ließ und Toppmöller den Abstauber über das Tor zog. „Was den Abschluss betrifft, war es nicht der Tag vom Dino. Er hat aber viel geackert“, nahm Jung den Angreifer in Schutz.
Der Trainer musste in der Folge dabei zusehen, wie seiner Mannschaft das Spiel immer mehr entglitt und sich die Fehler häuften. Nach einem fahrlässigen Ballverlust von Christoph Eifel in der Vorwärtsbewegung musste Basquit gegen den durchgestarteten Bakhtadze retten (75.). Die darauffolgende Ecke führte zum 0:2. Nadir Belhouchat nutzte eine Kopfballabwehr der Defensive zur Direktabnahme, Bakthadze fälschte den Schuss unhaltbar ins Tor ab (76.). „Ein Zufallstor“, stöhnte Jung. Für Mehring war das Spiel verloren, auch wenn Dino Toppmöller per Elfmeter verkürzen konnte (87.). Der Angreifer war nach einem Zweikampf mit Carsten Mann zu Fall gekommen. Es war der einzige Jubel, der den 250 Zuschauern und Klaus Toppmöller an diesem Nachmittag vergönnt war. Mit einer Erkenntnis gingen aber alle nach Hause: Auf den SV Mehring wartet im Abstiegskampf noch reichlich Arbeit.
Mehring: Basquit – Müller (63. Schwarz), Kohl, Eifel, Weinberg – Diederich, Ting – Boussi, Kohlei – D. Toppmöller – T. Toppmöller.
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