Es ist einer der ältesten und bekanntesten überlieferten Geschichten unserer Zeit. Homers Odyssee wurde bereits vielfach inszeniert und interpretiert. So wagte sich auch das Projekt „Odyssee. 16“ der Tufa Trier ans Werk.
Es ist die Geschichte von Odysseus, der zehn Jahre auf den Meeren umherirrte und zahlreiche Abenteuer erlebte. Seine Irrfahrten beginnen im kleinasiatischen Troja und enden in seiner Heimat Ithaka. Dort angelangt kann er schließlich seine geliebte Gattin Penelope aus den Fängen ihrer aufdringlichen Freier retten und das Wiedersehen mit deinem Sohn Telemachos feiern.
„Odyssee. 16“ beschäftigt sich vor allem mit den Fragen, was ist Heimat, was Identität, was Geschichte.
Ebenso wie Odysseus sind Millionen von Menschen auf Irrfahrten unterwegs, auf der Suche nach einer Heimat, ohne zu wissen, wann sie im sicheren Hafen einkehren können und sich in Sicherheit wissen.
Es sind Geschichten wie die Odyssee, die sich in unserer heutigen Zeit abspielen und die für uns fast alltäglich scheinen. Wir lesen, hören und sehen in den Medien, wie zahlreiche Männer, Frauen und Kinder in kleinen Booten umherirren, auf der Suche nach Sicherheit und machen uns keine Gedanken mehr darüber, was es für diese Menschen eigentlich bedeutet.
„Odyssee. 16“ zeigte einige wichtige Abenteuer und Geschehnisse, die Odysseus auf seinen Irrfahrten erlebte. Besonderen Eindruck hinterließen die Sänger und Sängerinnen, sowie die musikalische Untermalung des Stücks. Es verlieh ihm die Dramatik, die Odysseus’ Wehleid verdeutlichten. Hierbei wurden sowohl westliche als auch arabische Elemente miteinander verwoben, die den Zuschauer den aktuellen Bezug des Stücks nicht vergessen ließen und passend erschienen.
Man hätte es sogar als Musical beschreiben können, da Gesang einen großen Teil des Stückes einnahm. Vor allem Athene, gespielt von der schwedischen Sopranistin Susanne Ekberg und Kalypso, gespielt von Nadine Woog, zeigten beeindruckendes gesangliches Potential.
Auf der Bühne standen sowohl Laien als auch Profis, was dem Stück aber nicht schadete, sondern es „echt“ werden ließ. Die Geschichte des Odysseus wurde öfter unterbrochen und zeigte ein Stück im Stück. Kriegsflüchtlinge spielten Intendanten, die einerseits die Schauspieler durch das Stück leiteten und andererseits ihre eigene Geschichte erzählten. Sie zeigten das Leid, das zahlreichen Menschen widerfährt sowie ihre Suche nach einer neuen Identität, nachdem ihre eigene gegen ihren Willen genommen wurde.
„Odyssee. 16“ war auf jeden Fall etwas, das man gesehen haben sollte. Dem Zuschauer ist nicht entgangen, wie viel Arbeit in solch eine Aufführung investiert wurde. Von der aufwendigen Musik und dem guten Spiel einmal abgesehen, war das Bühnenbild und Kostüme einmalig. Die Personen und Wesen, denen Odysseus begegnete, waren anschaulich umgesetzt. Spontan ist einem vor allem der Zyklop Polyphem in Erinnerung geblieben oder das sechs Meter lange Schiff.
Wer die Geschichte Homers nicht kannte, wird sich wohl gefragt haben, warum Penelope von Schweinen festgehalten wird (wobei ihre Freier dadurch ziemlich treffend veranschaulicht wurden) und auch sonst konnte man schnell abschweifen, da die umfangreiche Odyssee verständlicherweise gerafft wurde. Vorraussetzung war somit, die Geschichte wenigstens in Grundzügen zu kennen, da man sonst durch das zusätzliche Stück im Stück in Verwirrung geraten konnte oder die Umsetzung von Odysseus’ Irrfahrten nicht nachvollziehen konnte.
Für all jene jedoch, die dem Stück folgen konnten, war es sicherlich ein Erlebnis, welches in Erinnerung bleibt.
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