Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier veranstaltete seinen Pflegekongress am 27. Mai unter dem Motto „Perspektiven professioneller Pflege“. Diesjähriger Höhepunkt war die von Dieter Lintz moderierte Podiumsdiskussion mit dem Präsidenten des Deutschen Pflegerates e.V. Andreas Westerfellhaus, Roland Krick als Vertreter des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums, Dr. Markus Mai als Vertreter des Dachverbandes der Pflegeorganisationen Rheinland-Pfalz e.V. und den Bundestagsabgeordneten Dr. Katharina Barley (SPD) und Bernhard Kaster (CDU) aus der Region zu den Themen Arbeitssituation in den Pflegeberufen, Fachkräftemangel, Pflegeausbildung und Selbstverwaltung in der Pflege.
An den gut besuchten Ständen der Aussteller informieren sich die Pflegekräfte über neue medizinische Produkte. Foto: Brüderkrankenhaus Trier„Pflege geht uns alle an“, so der Appell des Präsidenten des Deutschen Pflegerates e.V., Andreas Westerfellhaus, in seiner Eröffnungsrede an die 210 Kongressteilnehmer in Trier. Die Thematik Pflege stelle die gesundheits- und sozialpolitische Herausforderung dieses Jahrhunderts dar. Bei der politischen Diskussion um Pflegefinanzierung, Pflegeversicherung oder neue Versorgungsformen komme das Pflegeverständnis aus Sicht der professionell Pflegenden häufig zu kurz. Um professionelle Pflegeleistungen in den Gesundheitseinrichtungen erbringen zu können, müssten die Rahmenbedingungen endlich verbessert und mehr professionell Pflegende eingestellt werden. Auch Aloys Adler, Pflegedirektor im Brüderkrankenhaus wies in seiner Begrüßung auf die nicht ausreichend finanzierten Mehrausfallzeiten durch tarifbedingte Urlaubsanpassungen hin, die dazu führten, dass jeden Tag zusätzlich Pflegekräfte in der Patientenversorgung fehlten. Westerfellhaus forderte, die 1,2 Millionen Berufsangehörige in der Pflege in Deutschland sollten ihren Anliegen eine Stimme verleihen. Ein wichtiger Baustein zur Verbesserung des Stellenwertes der Pflege im Gesundheits- und Sozialwesen seien die Pflegekammer in Rheinland-Pfalz oder der Deutsche Pflegetag, der im Januar 2014 erstmals durchgeführt wurde. Als einen Schritt nach vorn betrachtete auch Prof. i.K. Dr. rer. cur. Sandra Bensch die Gründungskonferenz der rheinland-pfälzischen Pflegekammer. Bensch, Professorin an der Katholischen Hochschule Mainz, referierte über Chancen und Grenzen der Pflegewissenschaft.
Die thematische Bandbreite der Intensivseminare deckte die moderne Wundtherapie, chronische Herzinsuffizienz, Sterbebegleitung, Menschen mit Demenz, Qualitätsniveaus, Kinaesthetics, Stomaversorgung, onkologische Pflege, ältere Mitarbeiter in der Pflege, Angebote für ältere Menschen, PKMS-E, Analgesierung, Ernährung, Entlassungsmanagement, Umgang mit freiheitsentziehenden Maßnahmen bis hin zur Darstellung der Pflege in der Öffentlichkeitsarbeit ab. Parallel zu den Intensivseminaren fand erstmals ein Zukunftsworkshop zu den Entwicklungen der modernen Pflege als offener Austausch unter den Kongressteilnehmern statt. Zudem bestand die Möglichkeit, das Patienten-Informationszentrum zu besichtigen und dessen Konzept der Information, Beratung und Schulung kennenzulernen.
Im Fokus der öffentlichen Diskussion stehe nach wie vor stärker die Altenpflege, so der Konsens bei der Podiumsdiskussion am Kongressnachmittag, die mit der Fragestellung schloss, ob es nicht an der Zeit sei, den Bürgerinnen und Bürgern einfach deutlich zu sagen, dass für die Pflege mehr Geld ausgegeben werden müsse. „Ich bin immer mehr der Überzeugung, dass die Pflegeversicherung insgesamt umgebaut werden muss. Anstelle einer Teilkaskovariante brauchen wir zur Absicherung des Pflegerisikos eine wie auch immer gestaltete Vollkaskovariante mit Selbstbehalt. Dann weis jeder genau, was im Pflegefall an Kosten auf ihn zukommt“, erklärte Dr. rer. cur. Markus Mai, Vertreter des Dachverbandes der Pflegeorganisationen Rheinland-Pfalz e.V. und stellvertretender Pflegedirektor im Brüderkrankenhaus.
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