Von Florian Schlecht (Text) und Anna Lena Grasmück (Fotos)
Lange rumorte es beim SSV Ulm zwischen Trainer Stephan Baierl und Präsident Paul Sauter. Nun wurde der Coach entlassen – und der Vereinsvorsitzende übernimmt selber das Trainerzepter. In Trier hält dagegen Alon Abelski einen einsamen Ligarekord. Der 17. Spieltag im Überblick.
Komödiantenstadl in Ulm
Es war Komödiantenstadl pur, was sich beim SSV Ulm in den vergangenen Wochen zutrug. Mit der Entlassung von Trainer Stephan Baierl haben die kontroversen Auseinandersetzungen mit Präsident Paul Sauter, die in aller Öffentlichkeit ausgetragen wurden, am Mittwoch ein jähes Ende gefunden. Der Vereinschef hatte seinem Übungsleiter zuletzt im Stile eines mächtigen Patrons vorgeworfen, die falschen Spieler aufzustellen. Baierl entgegnete, „keine Marionette“ zu sein und blieb seiner Linie in der Personalpolitik treu.
Doch die sportlichen Erfolge blieben aus. Nur zwei Punkte fuhr Ulm aus den letzten sechs Spielen ein, verlor in Trier nach einer 2:0-Führung noch mit 2:3 und kam gegen Pfullendorf nicht über ein 0:0 hinaus. Das Aus für Baierl. Ein neuer Mann, der das sportliche Ruder übernimmt, ist bereits gefunden. Eine Überraschung ist der Name nicht: Präsident Sauter wird höchstpersönlich das Traineramt ausführen. Eine Doppelfunktion, die der „Boss“ bestens kennt. Im Sommer war er mit den „Spatzen“ als Oberliga-Meister in die Regionalliga aufgestiegen, auch in der Aufstiegsrunde 1993/94 stand er beim Trierer Aufeinandertreffen mit Ulm in der Verantwortung. Die Komödie geht aber weiter. „Stephan wollte sich abnabeln und profilieren. Das ist sein gutes Recht – aber das hat nicht mehr funktioniert“, begründete Sauter in der „Südwest-Presse“ eine Trennung, die nicht alltäglich war. Baierl konterte auf Nachfrage der Zeitung, Sauter „immer eher als Trainer denn als Präsidenten“ erlebt zu haben. Die Klage gehört nun der Vergangenheit an. Jetzt, wo der Präsident auch wirklich der Trainer ist.
Kartenkönig kommt aus Trier
Wenn die Saison nach 17 Spieltagen beendet wäre, könnte sich Chhunly Pagenburg für den Titel des Torschützenkönigs feiern lassen. Der Angreifer von Eintracht Trier führt mit 14 Treffern weiter die Torjägerliste an. Doch auch in einer weiteren Statistik liegt ein Trierer vorne. Alon Abelski ist der Kartenkönig der Regionalliga Südwest. Mit neun (!) Gelben Karten droht dem Spielmacher vor dem Gastspiel beim 1. FC Eschborn bereits die zweite Sperre in der laufenden Serie. Vorbelastet sind aber auch weitere Trierer. Steven Kröner, Fahrudin Kuduzovic und Steven Lewerenz haben jedoch „erst“ vier gelbe Kartons gesehen.
Spitzengruppe rückt enger zusammen
Durch den 3:2-Sieg bei 1899 Hoffenheim II hat Eintracht Trier nicht nur sich selber, sondern der gesamten Regionalliga Südwest einen großen Gefallen getan. Der Tabellenführer aus dem Kraichgau verpasste es, weiter davonzueilen. Die Sorgen vor einer langweiligen Saison schwinden so langsam. Denn die Konkurrenz hat den Ausrutscher genutzt, wodurch die Spitzengruppe immer näher zusammenrückt. Hessen Kassel kletterte durch einen 2:1-Heimsieg gegen den FSV Frankfurt II auf den dritten Platz und liegt nun mit 29 Zählern nur noch dicht hinter Hoffenheim (32 Punkte). Christian Henel und Ricky Pinheiro legten vor 2500 Zuschauern mit ihren Toren den Grundstein für den dritten Sieg in Folge, wodurch die Herbst-Krise beim Traditionsverein langsam vergessen ist. Dahinter folgt Trier (28). Waldhof Mannheim (27) verpasste gegen Idar-Oberstein zwar einen Erfolg, hat seine Ausgangsposition durch das 0:0 aber nicht verschlechtert. Das gilt auch für Koblenz (26), das ein 1:1 gegen Worms einfuhr. Nicht zu vergessen ist die SG Sonnenhof Großaspach (24), die nach drei Spielen ohne Erfolg ein deutliches Lebenszeichen gegen Freiburg II (5:0) sendete. Die SV Elversberg hat den Ausrutscher von Spitzenreiter Hoffenheim gemütlich vor dem Internet verfolgen können. Das Heimspiel des Tabellenzweiten gegen Eintracht Frankfurt II fiel den starken Regenfällen zum Opfer.
Feierabendfußball? Von wegen…
Der SC Idar-Oberstein pflegt den Ruf als einer der wenigen Vereine in der Regionalliga, der auf Feierabendfußballer setzt. Die Spieler arbeiten, studieren, gehen zur Schule – und stehen erst am Abend auf dem Trainingsplatz. Sportlich ist es daher mehr als erstaunlich, was der vermeintliche Abstiegskandidat auf den Rasen zaubert. Besonders, wenn es auf weite Fahrt geht. Denn auch nach dem 0:0 in Mannheim bleibt Idar-Oberstein in dieser Saison auswärts ungeschlagen, hat zudem seit drei Spielen kein Tor mehr kassiert. Ein Grund für den Erfolg ist die Geschlossenheit. Das verdeutlichte auch Leistungsträger Michael Lehmann, der früher in der Bundesliga für den 1. FC Kaiserslautern spielte, in einem Interview mit dem „kicker“. „Ich arbeite hier mit so vielen Spielern zusammen, mit denen ich schon beim FCK in der Jugend gemeinsam auf dem Platz gestanden habe.“ Die Fans in den gegnerischen Stadien haben längst die weißen Fahnen gehisst bei diesem Erfolgslauf. Nie kommen laut Zuschauertabelle in der Südweststaffel weniger Zuschauer, als wenn Idar-Oberstein zu Gast ist. Nicht auszudenken, wo die furiosen Feierabendkicker stehen würden, wenn sie nun auch noch im eigenen Wohnzimmer zur Macht werden. Denn mit Eintracht Frankfurt II stellt die erfolgreiche Reisegruppe die schwächste Heimelf der Liga. Die Bilanz soll gegen Koblenz am Wochenende aber aufpoliert werden.
Der kommende Spieltag im Überblick
Freitag, 16. November:
Eintracht Frankfurt II – Bayern Alzenau (19 Uhr)
FC Homburg – 1. FC Kaiserslautern (19 Uhr)
Samstag, 17. November:
1. FC Eschborn – Eintracht Trier (14 Uhr)
SC Idar-Oberstein – TuS Koblenz (14 Uhr)
FSV Mainz 05 II – SG Sonnenhof Großaspach (14 Uhr)
SC Freiburg II – SSV Ulm 1846 (14 Uhr)
SC Pfullendorf – 1899 Hoffenheim II (14 Uhr)
Sonntag, 18. November:
Wormatia Worms – Hessen Kassel (14 Uhr)
FSV Frankfurt II – SV Elversberg (14 Uhr)
+++Fanbus nach Eschborn+++
Der Supporters Club Trier (SCT) setzt zum Auswärtsspiel von Eintracht Trier beim 1. FC Eschborn (Samstag, 17. November, 14 Uhr) einen Fanbus ein. Es sind noch Plätze frei. Abfahrt ist um 10 Uhr an der SVE-Geschäftsstelle. Die Preise betragen 20 Euro für SCT-Mitglieder und 22 Euro für Nicht-Mitglieder. Anmeldung per E-Mail an [email protected] oder via Facebook.
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