Von Andreas Gniffke
Der Winter sorgte zu Beginn der Rückrunde für Chaos und unzählige Spielabsagen in der Rheinlandliga. Selbst die Hinrunde, die eigentlich schon Ende November abgeschlossen sein sollte, konnte nicht vollständig zu Ende gebracht werden. Die fehlenden vier Spiele werden Anfang März nachgeholt, so der Wettergott mitspielt. Dennoch ist es an der Zeit, auf 16 1/2 turbulente Spieltage zurückzublicken.
Foto: Viel zu jubeln gab es für die Spieler der Rheinlandliga: Es wurden 504 Tore erzielt.
Die Hinrunde begann und endete im Chaos. Der wundersame Klassenerhalt der Trierer Eintracht hatte massive Auswirkungen auf die Zusammensetzung der unteren Klassen und erst im späten Juni war klar, welche Mannschaften 2010/11 in der Rheinlandliga um Punkte kämpfen würden. Relegationsrunden wurden mitten in der Sommerpause begonnen, abgebrochen und in neuer Besetzung fortgesetzt. Bad Breisig wurde vom Fußballverband zum Härtefall erklärt und durfte doch in die Oberliga aufsteigen, ansonsten hätte wohl ein Rechtsstreit gedroht. Der FSV Trier-Tarforst behielt bei all diesem Chaos den Überblick und setzte sich mit zum Teil sehr starken Leistungen in der Relegation gegen Metternich, Neitersen und Hundsangen durch und stieg neben Schweich, Linz und Koblenz II in die Rheinlandliga auf.
Der Höhenflug der Tarforster setzte sich nach dem überraschenden Aufstieg aber auch in der Liga fort. Zum Abschluss der Hinrunde liegt die Mannschaft von Dirk Fengler auf einem geradezu sensationellen fünften Tabellenplatz. Kurz vor der Winterpause merkte man dem FSV allerdings an, dass eine langwierige Saison quasi ohne Sommerpause zu bewältigen war. Nach drei Niederlagen in Folge konnte durch den 1:0-Sieg über die starke Zweitvertretung aus Koblenz die Hinrunde aber mit einem Sieg beendet werden. Es zeigte sich aber deutlich, dass Tarforst im Vergleich zu den anderen Spitzenmannschaften mit nur 28 Treffern verhältnismäßig wenig Tore erzielt hat.
Insgesamt fielen in den bislang absolvierten Spielen der Hinrunde 504 Tore, ein Topwert! Pro Spiel konnten die Zuschauer im Schnitt 3,4 Treffer bejubeln. Zum Vergleich: In der Hinrunde der vergangenen Saison wurden lediglich 416 Tore erzielt, was einem Torschnitt von nur 2,7 pro Partie entspricht.
Maßgeblich an diesem Torreigen beteiligt war der souveräne Tabellenführer aus Salmrohr, der mit insgesamt 47 Toren und einem überragenden Torverhältnis von +33 an 15 der 17 Spieltagen an der Spitze der Liga stand. Im Schnitt erzielte die Mannschaft von Trainer-Urgestein Robert Jung alle 33 Minuten einen Treffer und hat sich einen komfortablen zehn Punkte-Vorsprung vor dem Tabellenzweiten aus Morbach erarbeitet. „Wir haben eine überragende Hinrunde gespielt“, fasste Salmrohrs sportlicher Leiter Friedhelm Rach nach dem letzten Spieltag die Leistung seiner Mannschaft zusammen. „Ich habe extra noch einmal nachgeschaut, in den letzten zehn Jahren hat keine Mannschaft in der Rheinlandliga eine ähnlich gute Hinrunde gespielt.“ Doch Vorsicht ist geboten, denn bereits dreimal sicherten sich die Salmtaler in der vergangenen Dekade die Herbst- bzw. Wintermeisterschaft, um am Ende den Vorsprung doch noch einzubüßen. Diese Gefahr scheint in dieser Saison allerdings eher gering zu sein, zu groß ist der Vorsprung und vor allem weckt die konstant starke Leistung über die ganze Hinrunde hinweg wenig Grund zur Sorge. Mit dem im Sommer verpflichteten Leitwolf Dino Toppmöller hat der FSV einen sicheren Torjäger in seinen Reihen. Doch auch wenn Toppmöller für längere Zeit ausfällt, wie am Ende der Hinrunde geschehen, kann das Team dies scheinbar mühelos kompensieren. Nur der SV Morbach, wohl der einzige ernstzunehmende Verfolger, war in der Lage, Salmrohr zu besiegen, dies allerdings innerhalb von nur drei Tagen gleich zweimal in Pokal und Liga. Die Mannschaft von Thorsten Haubst spielte nach mäßigem Saisonstart eine hervorragende Hinrunde und ist mittlerweile seit acht Ligaspielen unbesiegt. Es muss aber wohl einiges zusammenkommen, damit die Hunsrücker Salmrohr in der Rückrunde noch einmal ernsthaft in Gefahr bringen zu können. Erfolgsgarant des SV war Torjäger Eloy Campos, der mit 13 Treffern auch die Torjägertabelle der Liga vor Dino Toppmöller mit 12 Treffern anführt. Morbach kann allerdings vom momentanen Tabellenplatz zwei noch von den Mannschaften aus Burgbrohl und Koblenz II verdrängt werden, die noch ein Nachholspiel in der Hinterhand haben, sich im Moment aber in einem Formtief befinden.
Foto: Mit zwölf Toren der zweitbeste Torschütze der Hinrunde: Salmrohrs Dino Toppmöller
Eine durchwachsene Hinrunde spielte dagegen der SV Mehring. Vor der Saison von vielen als Aufstiegskandidat gehandelt, konnte Trainer Wolfgang Hoor mit derartigen Vorschusslorbeeren nur wenig anfangen. „Ich weiß nicht, wer uns dazu ernsthaft erklärt hat“, wischte er entsprechende Nachfragen rigoros beiseite und die Mannschaft konnte Ansprüche dieser Art in der Tat nur selten erfüllen. Nach gutem Saisonstart mit sechs ungeschlagenen Spielen warfen zahlreiche Verletzungen die Mannschaft zurück. Am Ende der Hinrunde steht ein sechster Tabellenplatz und satte 18 Punkte Rückstand auf Primus Salmrohr. Zum Ende hin zeigte die Mannschaft allerdings aufsteigende Form und für Wolfgang Hoor kam das winterbedingte abrupte Ende der Hinrunde sicherlich etwas zu früh. Immerhin konnte der SV die eigenen Fans mit zwei Siegen gegen den ewigen Konkurrenten aus Schweich etwas versöhnen. Einem 2:0-Heimsieg in der Liga folgte ein 3:1-Erfolg im Pokalspiel am Schweicher Winzerkeller. Die Mannschaft von Hans Schneider scheint sich dennoch gut in der Liga eingelebt zu haben, obwohl Schweich mit 19 erreichten Punkten noch tief im Abstiegskampf steckt. „Letztendlich haben wir einen Punkt weniger erreicht, als wir uns vorgenommen haben“, fasst Schneider die Hinrunde zusammen. Vor allem kämpferisch kann man dem Aufsteiger keine Vorwürfe machen und in einigen Spielen hatte man großes Pech. Bereits am ersten Spieltag zeichnete sich ab, was sich wie ein roter Faden durch die ganze Hinrunde ziehen sollte: Der Mannschaft fällt es überaus schwer, die Konzentration über die vollen 90 Minuten aufrecht zu erhalten. In Kyllburg führte man bis zur 87. Minute, nach einer umstrittenen Elfmeterentscheidung in der Nachspielzeit musste sich die Mosella dennoch mit 2:1 geschlagen geben. Ähnliches ereilte die Mannschaft in den Heimspielen gegen Bullay/Zell und Morbach. Besonders in Erinnerung bleibt sicherlich die 0:5-Pleite gegen Salmrohr, als man innerhalb von 120 Sekunden drei Gegentore hinnehmen musste. Zur Winterpause plant Schneider einige taktische Änderungen, vor allem zum Ende der Hinrunde war er mit den Leistungen seiner Mannschaft zunehmend unzufrieden: „Der Akku der Mannschaft ist ziemlich leer, wir sind über die Spielausfälle sicher nicht böse.“
Foto: Schweichs Trainer Hans Schneider kann mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden sein.
Der Abstiegskampf ist vor allem deshalb brisant, da zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig unklar ist, wie viele Mannschaften den bitteren Gang in die Bezirksliga antreten müssen. Für maximal fünf Mannschaften heißt es am Ende Abschied zu nehmen aus der Rheinlandliga, abhängig von der Zahl der Mannschaften, die aus der Oberliga in die Rheinlandliga absteigen würden. Zur Zeit belegen dort mit Bad Breisig, Wirges und Eisbachtal gleich drei Vereine des FVR die Abstiegsränge, steigt auch Wirges ab, steht deren zweite Mannschaft unabhängig vom Tabellenplatz automatisch als Absteiger aus der Rheinlandliga fest. Für die Mannschaften besteht also wenig Raum zu spekulieren, erst der 13. Tabellenplatz verspricht Sicherheit. Für die Mannschaften der Region bedeutet dies, dass sich neben Schweich zudem die SG Bullay/Zell und der SV Dörbach in akuter Abstiegsgefahr befinden.
Die SG Bullay/Zell musste bis zum sechsten Spieltag warten, bis beim 3:2 gegen Schweich der erste Saisonsieg gefeiert werden konnte. Daneben ging die Mannschaft von Jörg Bach nur noch gegen Mayen und Tarforst als Sieger vom Platz, insgesamt ließ man vor allem bei den sechs Unentschieden zu viele Punkte liegen. Gegen den Tabellenführer aus Salmrohr zeigte die Mannschaft von Trainer Jörg Bach bei der 3:4-Niederlage eine starke Leistung, es bleibt aber noch viel zu tun, um ans sichere Ufer zu gelangen.
Noch kritischer stellt sich die Situation für den SV Dörbach dar, der zum Abschluss der Hinrunde mit nur zwölf Punkten den 16. Tabellenplatz belegt. Keine ungewohnte Situation für die Mannschaft von Harry Koch, denn in der vergangenen Saison belegte man mit 13 Punkten abgeschlagen den letzten Platz. In der Rückrunde gelang den Salmtalern aber eine eindrucksvolle Siegesserie, an deren Ende der sichere zehnte Platz mit 40 Punkten stand. Eine ähnliche Serie wird auch diese Saison nötig sein, doch die Mission erscheint nicht aussichtslos. Immerhin beträgt der Abstand zum rettenden Ufer nur drei Punkte. Den Zuschauern kann man einen Besuch in Dörbach auf jeden Fall nur empfehlen, beste Unterhaltung scheint garantiert, denn im Schnitt bekamen die Fans 4,5 Tore pro Spiel zu sehen. Highlights aus Dörbacher Sicht waren sicherlich der sensationelle 6:1-Erfolg über Tarforst sowie der 11:0-Kantersieg über die Eintracht aus Lahnstein. Weniger gern erinnert man sich im Salmtal sicher an die ernüchternde 0:5-Heimniederlage gegen den bis dahin sieglosen direkten Konkurrenten aus Ellscheid.
Die Zuschauer können sich also auf eine spannende Rückrunde mit hoffentlich ähnlich vielen Toren freuen. Weiter geht es am voraussichtlich am 13. Februar mit dem 18. Spieltag. Die ausgefallenen Begegnungen des 17. Spieltags werden am 9. März (19.30 Uhr) nachgeholt.
Fotos: Anna Lena Bauer
Kommentar verfassen