Aus Salmrohr berichtet
Andreas Gniffke (Text und Fotos)
Mit einer überzeugenden Leistung gelang es dem FSV Salmrohr am heutigen Samstag, die Tabellenspitze der Verbandsliga Rheinland zurück zu erobern. Der bisherige Spitzenreiter Spvgg Burgbrohl wurde auf dem heimischen Kunstrasenplatz mit 2:0 besiegt, die Tore erzielten Dino Toppmöller und Tobias Baier.
Foto: Kapitäne unter sich: Jörg Schäfer (Burgbrohl) und Matchwinner Dino Toppmöller (Salmrohr)
Von Beginn an entwickelte sich eine kämpferische Partie, beide Manschaften schenkten sich keinen Meter des etwas in die Jahre gekommenen Kunstrasens in Salmrohr. In einer hektischen Anfangsviertelstunde erarbeiteten sich die Gastgeber leichte Feldvorteile, die sie jedoch nicht in hochkarätige Torchancen ummünzen konnten. Die beste Gelegenheit zur Salmrohrer Führung hatte der Burgbrohler Sebastian Lauermann, der einen Kopfball nur knapp über das eigene Gehäuse setzte. Nun begann die beste Phase des FSV, in der sie sich Chancen quasi im Minutentakt erarbeiteten. In der 19. Minute war es der aufgerückte Julian Hohns, der einen Kopfball hart und platziert auf das Tor der Gäste brachte. Torhüter Maximilian Loth war bereits geschlagen, aber ein Verteidiger konnte den Ball in letzter Sekunde von der Linie kratzen. Vier Minuten später hatte Tobias Baier die bis dahin beste Gelegenheit zur Führung. Er wurde von Dino Toppmöller mit einem Traumpass freigespielt und hatte nur noch den Torwart vor sich. Dann jedoch unterlief ihm ein technischer Fehler: Der Ball versprang und der Torwart konnte doch noch klären. In der 26. Minute scheiterte Rodalec Souza aus spitzem Winkel. Der Burgbrohler Torwart hatte eine Flanke von Pascal Meschak völlig falsch berechnet und Souza war angesichts der guten Gelegenheit offenbar etwas überrascht. Wenig später zeigte Souza dann seine überragenden läuferischen Fähigkeiten und sprintete beherzt und mit Ball die linke Außenbahn entlang, kein Burgbrohler vermochte ihm zu folgen. Seine überlegte Hereingabe konnte Markus Bauer jedoch nicht verwerten und er hämmerte den Ball freistehend aus elf Metern in die Wolken. Ein Tor war zu diesem Zeitpunkt längst überfällig und der FSV näherte sich dem Ziel immer weiter an. In der 34. Minute war Dino Toppmöller 20 Meter vor dem Tor nur mit unfairen Mitteln zu stoppen, den fälligen Freistoß aus zentraler Position übernahm er dann gleich selbst. Mit einer hervorragenden Schusstechnik gesegnet machte Toppmöller seine Sache aber etwas zu genau und platzierte den Schuss genau an der Latte, Torwart Loth wäre chancenlos gewesen. Den Abpraller verfehlte Souza nur knapp, sonst wäre es auch hier sehr gefährlich geworden. Nur eine Minute später dann der unschöne Höhepunkt einer sehenswerten ersten Halbzeit: Auf Höhe der Mittellinie wurde Markus Bauer rüde von den Beinen geholt, die Pfeife von Schiedsrichter Manuel Biesemann aus Wadern blieb aber stumm, was Salmrohrs Trainer Robert Jung auf die Palme brachte. Bauer wurde lange behandelt und versuchte es noch einmal, musste aber in der 42. Minute ausgewechselt werden. Salmrohr präsentierte sich in der ersten Halbzeit bärenstark, Burgbrohl hatte erst in der 40. Minute die erste halbwegs gefährliche Offensivaktion. Den Rest der Zeit versuchten die Gäste mit durchaus überzeugenden kämpferischen Tugenden den Salmrohrer Offensivdrang zu stoppen. Dass es zur Halbzeit noch 0:0 stand, muss dennoch als außerordentlich glücklich bezeichnet werden. So war Trainer Jung mit der Leistung seiner Mannschaft zwar sehr zufrieden, zu bemängeln blieb aber die zum Teil fahrlässige Chancenverwertung. „Wir müssen zur Halbzeit eigentlich schon mindestens 3:0 führen“ bemerkte Jung nach dem Spiel, wohl wissend, dass sich eine derartige Vielzahl vergebener Chancen auch einmal rächen kann.
Salmrohr begann die zweite Hälfte so, wie sie die erste beendet hatte: mit bedingungsloser Offensive. Und diesmal ließ das positive Ergebnis nicht lange auf sich warten. In der 49. Minute segelte ein Freistoß der Gastgeber gefühlte Stunden in Richtung Strafraum, lediglich die Burgbrohler Verteidigung hatte den Ernst der Lage wohl noch nicht so recht erkannt. Anders ist es nicht zu erklären, dass Dino Toppmöller völlig frei am Rand des Fünfmeterraums stand und den Ball nur noch vorsichtig über Torwart Loth ins Tor heben musste. Wenig später kochten die Emotionan auf den Trainerbänken extrem hoch. Der für den verletzten Bauer eingewechselte Tim Köhler soll gegen Stefan Krämer nachgetreten haben, was aus der Distanz aber eher nach einer oscarreifen Schauspieleinlage des Burgbrohlers aussah. Trainer Thomas Lenerz regte sich an der Linie extrem über die Entscheidung des Schiedsrichters auf, die Gemüter auf dem Platz zu beruhigen, ansonsten aber auf Sanktionen zu verzichten. Überhaupt schienen die Rollen auf der Bank der Spvgg klar verteilt zu sein: Trainer Thomas Lenerz verbrachte den Großteil der 90 Minuten mit der Beschimpfung des Schiedsrichters, der Zuschauer sowie von Heimtrainer Robert Jung, das taktische Element überliess er weitestgehend seinem Co-Trainer. Ähnlich schlechte Erfahrungen mit dem Verhalten der Burgbrohler Betreuer hatte in der Vorwoche bereits der Schweicher Trainer Hans Schneider gemacht, der ebenfalls über anhaltende Provokationen berichtete. Salmrohr verlor in den Minuten nach dem Führungstreffer kurzzeitig etwas die spielerische Linie. Das Spiel war zerfahren und von zahlreichen Fouls und Unterbrechungen gekennzeichnet.
Nach einer Stunde war es dann aber erneut Dino Toppmöller, der für die Entscheidung sorgte, auch wenn er sich diesmal nicht selbst in die Torschützenliste eintrug. Im Alleingang nahm er es mit der gesamten Burgbrohler Verteidigung auf und hatte dann noch das Auge für den freistehenden Nebenmann. Tobias Baier nahm das perfekte Zuspiel gekonnt auf, umspielte den Burgbrohler Torwart und hatte keine Probleme, den Ball in das leere Tor zu schieben. Toppmöller verletzte sich allerdings bei dieser Szene und musste wenig später durch Simon Bösen ersetzt werden. Salmrohr spielte nach dem zweiten Tor weiter beherzt nach vorne, diesmal wollten sie nicht den Fehler wiederholen, den sie noch gegen Mehring gemacht hatten, als sie nach 2:0 Führung noch den Ausgleich hinnehmen mussten. Burgbrohl hatte dem Offensivfeuerwerk nichts entgegenzusetzen, man hatte zu keinem Zeitpunkt der Partie den Eindruck, dass der Salmrohrer Sieg in Gefahr geraten könnte. Das fehlende spielerische Potential versuchten die Gäste durch Härte zu kompensieren. Ein übles Foul von Kapitän Jörg Schäfer an Tim Köhler wurde vom Schiedsrichter nur mit der gelben Karte geahndet, was Robert Jung nicht nachvollziehen konnte: „Was hat das noch mit Fußball zu tun?“ fragte er lautstark in Richtung Schiedsrichter, der ihm die Antwort jedoch schuldig blieb. Zwei Minuten vor dem Abpfiff schaffte es dann der Burgbrohler Philip Oster, seine Mannschaft durch pure Dummheit weiter zu schwächen. Nach einem harten Foul sah er von Manuel Biesemann die gelbe Karte, hatte aber offensichtlich noch weiteren Gesprächsbedarf, was ihm unmittelbar danach die zweite gelbe Karte und somit den Platzverweis einbrachte. Wenig später pfiff der Schiedsrichter das Spiel dann ab, der FSV Salmrohr konnte mit dem hochverdienten 2:0 Sieg die spielerisch erstaunlich schwachen Gäste aus Burgbrohl wieder von der Tabellenspitze verdrängt.
Foto: Lufthoheit im Burgbrohler Strafraum – Salmrohr war bei Standards gewohnt gefährlich
Trainer Robert Jung war nach dem Spiel emotional noch deutlich angespannt, aber von der Leistung seiner Mannschaft begeistert: „Burgbrohl war heute nicht so schlecht, sondern wir waren ganz einfach so gut. Kämpferisch hat Burgbrohl gut dagegen gehalten, die waren besser als in den Spielen, in denen ich sie beobachtet hatte.“ Ungerecht behandelt fühlt sich Jung von der regionalen Presse: „Über Salmrohr wird immer viel zu negativ berichtet. Heute hat man gesehen, dass wir eine Topmannschaft sind, das kann man ja auch einmal schreiben.“ Das sei hiermit geschehen und mit der heutigen Leistung ist der FSV Salmrohr wohl tatsächlich der Topfavorit auf den Aufstieg in die Oberliga. Nach dem Spiel in Mayen am kommenden Samstag kommt es dann am Mittwoch, 27. Oktober in Koblenz zum nächsten Topspiel, wenn Salmrohr auf die Zweitvertretung der TuS aus Koblenz trifft. Koblenz kristallisiert sich als ernstzunehmendster Verfolger der Salmrohrer heraus, das Spiel wird sicherlich für Klarheit sorgen, wie die Kräfteverhältnisse in der Rheinlandliga gestaltet sind.
STATISTIK
FSV Salmrohr: Trainer Robert Jung
Kieren, Adrian, Fischer (ab 75. Mies), Hohns, Hesslein, Meschak, Bauer (ab 42. Köhler), Miyamou Souza, Schraps, Baier, Toppmöller (ab 63. Bösen)
Spvgg. Burgbrohl: Trainer Thomas Lenerz
Loth, Schäfer, Thelen (ab 64. Drews), Lauermann, Agirdogan, Wirtz, Lanser, Oster, Mrkalj, Krämer, Zerwas
Tore:
1:0 Dino Toppmöller (49.)
2:0 Tobias Baier (60.)
Schiedsrichter: Manuel Biesermann (Wadern)
Besondere Vorkommnisse:
Gelb-Rote Karte für Philip Oster (Burgbrohl) wegen Foulspiel und Meckern (88.)
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