Manch einer hat den Aufsteiger in der aktuellen Rheinlandsaison bestimmt lange unterschätzt, aber TuS Rot-Weiss Koblenz hat das Kunststück fertiggebracht, die Rheinlandliga-Hinrunde ungeschlagen zu absolvieren und die Herbstmeisterschaft zu erringen. Doch was sind überhaupt die Ambitionen eines der größten Sportvereine der Rhein-Mosel-Stadt, stellt doch ein Oberligaaufstieg nicht unbeträchtliche finanzielle Risiken dar? 5vier.de-Redakteur Andreas Gniffke hat sich zum Abschluss der Hinrunde mit Guido O’Donnokoé unterhalten, dem Abteilungsleiter-Fußball bei TuS Rot-Weiss Koblenz.
„Code Red-White“ ist im aktuellen Erscheinungsbild der Rot-Weißen aus Koblenz allgegenwärtig. Sowohl im Internet als auch auf zahlreichen Fanartikeln gibt man sich modern und aufstrebend und der Erfolg gibt den Koblenzern recht. Doch der Verein ist weit mehr als die erste Fußballmannschaft, die in der Rheinlandliga bislang voll und ganz überzeugt hat. Fast zwanzig Abteilungen mit nahezu 2000 Mitgliedern umfasst der Verein aus der Koblenzer Vorstadt, wovon ca. 500 Mitglieder der Fußballabteilung angehören. Neu gegründet im Jahr 1947, blickt der Verein insgesamt auf eine 150-jährige Geschichte zurück.
Infolge des Jubiläums 2010 hat man sich auch in der Fußballabteilung zusammengesetzt, um einen Masterplan für die Zukunft zu entwickeln. „Der Plan sah eigentlich vor, dass wir mit der ersten Mannschaft innerhalb von drei Jahren eine Spitzenposition in der Bezirksliga und einen möglichen Aufstieg anpeilen“, erläutert Abteilungsleiter Guido O’Donnokoé. „Das ist uns dann nach einer tollen Saison aber schon im zweiten Jahr gelungen. Dann wollten wir also das Abenteuer Rheinlandliga angehen, mit einem gesunden Etat und dem Ziel Klassenerhalt. Das scheint uns bislang ebenfalls sehr gut zu gelingen“, lacht er angesichts der Tabellenführung. Die ambitionierten Ziele betreffen aber nicht nur die Rheinlandligamannschaft: „Wir wollen auch unsere Jugendmannschaften in den Bezirksligen etablieren. Das ist in unserer Stadt nicht so ganz einfach, weil die TuS Koblenz natürlich viele Talente der Region unter ihrem Dach versammelt. Uns war aber abgesehen vom sportlichen Erfolg der Senioren sehr wichtig, dass der Verein mitwächst, auch was die administrativen Strukturen, die Örtlichkeiten und das Sponsoring angeht. Da haben wir gegenüber anderen Rheinlandligisten noch Nachholbedarf.“
Gerade was die finanziellen Möglichkeiten angeht, wundern sich viele über den raschen Aufstieg der Koblenzer und vermuten einen starken Mäzen im Hintergrund. Doch das finanzielle Fundament beruht auf einer Vielzahl von kleineren und mittleren Sponsoren. Dies sorgt zwar für eine solide Basis des Gesamtvereins, große Sprünge sind aber nicht möglich. „Unser Ziel war langfristig die Rheinlandliga, höhere Ambitionen hatten wir erst einmal nicht“, hält O’Donnokoé fest. „Aber wenn wir die sportliche Chance haben, wollen wir sie natürlich ergreifen. Unsere Mannschaft hat gezeigt, dass sie hohen Rheinlandliga-Ansprüchen durchaus genügt, dabei ist unser Etat sicherlich nicht dem Tabellenstand entsprechend. Wir haben stark leistungsbezogene Vereinbarungen, was bedeutet, dass die Saison wohl etwas teurer wird als erwartet. Aber wir wären ja dumm gewesen, wenn wir da keinen Puffer im Budget eingeplant hätten.“
Doch sollte es wirklich zum Aufstieg in die Oberliga kommen, steigen die Anforderungen weiter und auch die Spielstätte dürfte zum Problem werden. Zurzeit teilt sich Rot-Weiss für die Ligaspiele den Kunstrasenplatz vor dem altehrwürdigen Stadion Oberwerth mit der U23 von TuS Koblenz. Für das Training der zahlreichen Mannschaften steht außerdem ein Hartplatz sowie ein weiterer Kunstrasen zur Verfügung. Doch für die Oberliga dürfte der aktuelle Spielort nicht mehr ausreichen, dies hat bereits Hans Christmann, der Spielausschussvorsitzende des Fußballverbandes, im Gespräch mit 5vier.de angedeutet. Als Ersatz käme demnach nur das städtische Stadion Oberwerth infrage, was weitere Kosten verursachen würde. „Wir werden diese Entscheidung, falls wir sie denn treffen müssten, sorgfältig abwägen“, macht der Abteilungsleiter klar. „Wir müssen uns vergewissern, wie wir in der Stadt verankert sind und in Gesprächen mit den städtischen Verantwortlichen eine Lösung suchen. Wenn ein Aufstieg für uns machbar wäre, ohne den Gesamtverein aus dem Gleichgewicht zu bringen, würden wir dies natürlich gerne machen. Wenn man da oben steht, will man auch aufsteigen!“
Bis zur Winterpause stehen nun noch zwei Spiele gegen Kellerkinder der Liga auf dem Programm. Die Favoritenrolle ist gegen Wirges II und gegen den FV Engers klar verteilt. Gut möglich also, dass Rot-Weiss Koblenz als Tabellenführer der Rheinlandliga in die Winterpause geht.
NEUENDORFdiewahreTuS meint
Gratulation den Vorstädtern zur Herbstmeisterschaft.
Hoffentlich gelingt auch noch das Unwahrscheinliche.
Für den kowelenzer Fußball kann das nur gut sein.