Von Florian Schlecht
Es ist das Spiel des Jahres für beide Vereine: Am Mittwoch treffen sich der FSV Salmrohr und Eintracht Trier zum Finale im Rheinlandpokal (19 Uhr). In dem Derby geht es um eine ganze Menge: Um Prestige, Planungssicherheit – und vielleicht um ein Treffen mit Pep Guardiola.
Trier, am Montag um 13.37 Uhr. Die zweite Etage im Backsteingebäude am Moselstadion-Gelände. Roland Seitz blickt entspannt drein, ein Funkeln liegt in den Augen des Trainers von Fußball-Regionalligist Eintracht Trier. “Das ist das wichtigste Spiel in dieser Saison”, sagt der Oberpfälzer – und guckt wild entschlossen in die Presserunde.
Salmrohr, 19.47 Uhr. Das Abschlusstraining des FSV Salmrohr ist beendet. Patrick Klyk kommt in einer Trainingsjacke vom Rasenplatz, seine Spieler packen die Bälle zusammen und räumen die Tore weg. „Wir haben von der 1. bis zur 120. Minute eine Chance. Hier geht es um den Erfolg, darum, was bei jedem Spieler in der Vita stehen kann“, sagt er – und geht wild entschlossen in die Kabine.
Die Trainer sind sich einig vor dem großen Finale im Rheinlandpokal. Es ist alles andere als ein alltägliches Spiel, wenn am Mittwoch der FSV Salmrohr auf Eintracht Trier trifft. Das Endspiel ist das schmackhafte Dessert einer langen Saison in der Fußball-Region. Bis zu 5.000 Zuschauer erhofft sich Friedhelm Rach, der Sportliche Leiter des FSV Salmrohr. Die Gegengerade gehört den Fans aus Trier, die aus dem Duell nach Wünschen von Roland Seitz „ein Heimspiel machen sollen“. Die Sitzplätze sind bereits so gut wie ausverkauft. Der Rahmen stimmt. Es knistert, es prickelt. Es geht um eine ganze Menge.
Beide Trainer hoffen auf die beste Elf
Sportlich scheint es ein echtes Kräftemessen zwischen dem Oberligisten aus Salmrohr und dem Regionalligisten aus Trier zu werden. „Ich hoffe, dass wir die angeschlagenen Spieler so hinbekommen können, dass wir mit der besten Elf beginnen können“, so Seitz. Hinter Marco Quotschalla (Adduktoren) und Steven Lewerenz (muskuläre Probleme) stehen noch Fragezeichen. Aber: Kapitän Fouad Brighache meldet sich fit nach einem Muskelfaserriss. „Er hat trainiert, keine Schmerzen gehabt. Wenn er keinen Rückschlag erleidet, gibt es über seinen Einsatz keine Diskussion.“ In Salmrohr soll das auch für Robin Mertinitz gelten, der am Montag zumindest trainieren konnte. „Wir müssen sehen, ob es reicht“, ist Klyk noch skeptisch.
Der Countdown läuft. Das Finale ist aus mehreren Gründen brisant. So geht es um eine Menge Geld. 108.000 Euro spült alleine die mit einem Sieg verbundene Qualifikation für den DFB-Pokal in die Kassen der Klubs, die nicht auf Rosen gebettet sind. Für die Kaderplanungen von Eintracht Trier wäre das ein wichtiger Baustein. „Es wäre schön für den Verein, weil es einfacher wäre, in der neuen Saison einen qualitativ guten Kader zusammenzustellen“, sagt Seitz. Im letzten Jahr fehlten diese Gelder in den Planungen, weil Trier sich im Halbfinale in Mayen blamierte. Die Enttäuschung über das Aus zog sich im Umfeld über Wochen und Monate. „Ein Sieg wäre nicht nur aus finanziellen Aspekten wichtig, sondern auch für die Euphorie, womit Aufbruchsstimmung und der Dauerkartenverkauf verbunden sind“, so Jacobs.
Viele Ex-Trierer bei Salmrohr
Auch in Salmrohr würde Präsident Helmut Meeth sich über die Einnahmen freuen. „Wir sind ein Dorfverein und keine Stadt mit einer Riesenindustrie. Ein solcher Segen wäre für uns nicht verkehrt. Wir haben noch einige Dinge in der Pipeline. Dazu gehört es, die Jugendförderung auszuweiten.“ Klyk stimmt da zu, sieht aber das Spiel aus der Sportlersicht. „Wir spielen nicht Fußball für das Geld. Die Spieler des FC Bayern werden im Champions-League-Finale auch nicht daran gedacht haben.“
Apropos Bayern: Mit einem Sieg verbunden wäre natürlich die Tatsache, im DFB-Pokal zu stehen. Und mit etwas Losglück den neuen bajuwarischen Star-Trainer Pep Guardiola im heimischen Stadion begrüßen zu können…
Ein weiterer Anreiz ist die jahrelange Rivalität beider Klubs, die in den achtziger und neunziger Jahren oft und verbissen um den Aufstieg in die 2. Bundesliga kämpften. Auch wenn die Trainer – die zugegebenerweise nicht aus der Region kommen – hier einschränken. „Es geht nicht um Salmrohr, sondern darum, die Spieler für Mittwoch um 19 Uhr topfit zu machen und die richtige Einstellung mitzubringen“, sagt Seitz. „Wir wären genauso motiviert, wenn wir gegen einen Bezirksligisten spielen würden. Das ist ein Pokalfinale“, betont Klyk. Allerdings haben diverse Spieler (u.a. Daniel Schraps, Gustav Schulz, Alexander Adrian, Johannes Kühne, Markus Schottes) aus seinem Kader früher in der Jugend oder bei den Herren für den großen Nachbarn gespielt. Meeth benennt dazu den typischen Charme, den das Derby ausmacht. „Für Salmrohr mit seinen 1500 Einwohnern ist es riesig, im Endspiel zu stehen und gegen Trier zu spielen.“
Eine Überraschung rechnet sich Salmrohr aus. „Wir müssen kompakt bleiben, dürfen keinen Raum lassen und brauchen eine Mannschaft, die nicht nur reagiert, sondern agiert“, fordert Klyk ein. Helmut Meeth lädt die Spieler am Abend vor dem Pokalkracher noch zum Essen ins Restaurant ein und träumt von einer Überraschung. Eintracht Trier will hingegen seiner Favoritenrolle gerecht werden. „Wir müssen unser Ding durchziehen“, sagt Seitz. Die Uhr tickt bis zum Finale. Bis zur Stunde der Wahrheit.
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