Von Niklas Stilz
Seit April ist Jens Schug jetzt Geschäftsführer von Eintracht Trier. In der ganzen Aufregung um die beiden Trainer- und den Konzeptwechsel zum Saisonende ist der 36-Jährige fast ein bisschen im Verborgenen geblieben – und das trotz seiner zentralen Bedeutung für die Zukunft des SVE. 5vier.de stellt den Mann vor, der den Verein in den kommenden Jahren auf Kurs bringen will. Und endlich in die dritte Liga.
Jens Schug ist seit April Geschäftsführer von Eintracht TrierFoto: Privat
Jens Schug ist kein Draufgänger. Er ist kein Sprücheklopfer und keiner, der leere Phrasen durch den Raum wirft. Wenn Schug über seine Arbeit und seine Leidenschaft erzählt, dann ist er nicht laut und spektakulär – aber man hört ihm trotzdem gerne zu. „Ich glaube, dass ich auf meine Art und Weise Menschen mit ihren Stärken zusammenbringen und auf ein Ziel fokussieren kann“, beschreibt er selbst eines seiner größten Talente. Und wenn man ihm an diesem Freitagmorgen im Konferenzraum der Geschäftsstelle gegenüber sitzt, dann muss man ihm unweigerlich Recht geben. Schug besitzt in erster Linie eine Eigenschaft, die ihn zu einem angenehmen Gesprächspartner macht: Er ist absolut authentisch.
Für viele Fans dürfte Schug der große Unbekannte im Hintergrund der neuen Eintracht sein. Dabei hat der werdende Familienvater in seinen jungen Jahren schon einen enormen Erfahrungsschatz angehäuft. Nach seiner Ausbildung zum Sportlehrer arbeitete Schug von 2003 bis 2004 zunächst an einer Schule, bis er nach nur einem Jahr im Schuldienst zum SFG Bernkastel-Kues wechselte. Beim Breitensportverein arbeitete er sich im Zweijahresrythmus nach oben, wurde erst Geschäftsführer und später auch erster Vorsitzender des Vereins. Kurz vor seinem zehnjährigen Dienstjubiläum kam dann das Angebot der Blau-Schwarz-Weißen. Aufsichtsratsmitglied und Rechtsanwalt Alexander Bergweiler stellte den ersten Kontakt her. „Wir kannten uns schon eine ganze Weile, er hat mich lange beobachtet und auch immer wieder mal in Rechtsfragen beraten. Als die Stelle beim SVE dann vakant war, kam er auf mich zu und hat gesagt: Wir könnten dich gut gebrauchen“, berichtet Schug.
Im Verlauf der weiteren Verhandlungen folgten dann einige Gespräche mit der Führungsetage, insbesondere mit Ernst Wilhelmi und Roman Gottschalk, die den ehemaligen Verbandsligafußballer dann endgültig für seine neue Aufgaben begeistern konnten. „Die handelnden Personen waren für mich das Zünglein an der Waage. Ihre Erfahrung und ihr Know-How sind enorm wichtig. Ohne diese Leute wäre der Verein nicht da, wo er heute steht“, lobt Schug ausdrücklich die Verdienste des Vorstands. Angesprochen auf die Fanproteste gegen Ende der Saison, gibt er sich kämpferisch: „Kritik sollte sich grundsätzlich nicht auf Einzelpersonen konzentrieren. Schon gar nicht allerdings gegen Personen, die so viel für den Verein investiert haben. Dass die Fans auch mal auf die Barrikaden gehen, weil sie nicht erreicht wurden, ist ihr gutes Recht. In dieser Form sollte das in Zukunft aber nicht mehr vorkommen.“
Bindeglied zwischen Vorstand und sportlicher Leitung
„Die handelnden Personen hier waren für mich das Zünglein an der Waage“, lobt Schug ausdrücklich die Arbeit des Vorstandes um Ernst Wilhelmi und Roman Gottschalk.A propos. Auch ein paar entspannte Urlaubstage werden für den Geschäftsführer wohl so schnell nicht mehr vorkommen. „Meinen Urlaub habe ich erstmal abgesagt, für Ende Juli hatten meine Frau und ich im Januar eigentlich unsere verspäteten Flitterwochen gebucht. Im Moment wäre das für mich aber undenkbar. Meine Frau hat dafür glücklicherweise Verständnis, sie kommt selbst aus einer Fußballerfamilie. Ohne sie hätte ich auch die Entscheidung für die Eintracht so nicht treffen können.“ Das Arbeitspensum des 36-Jährigen ist derzeit enorm, Schug an vielen Fronten gefordert. Neben der Sponsorensuche gehören auch die Geschäftsstellenleitung, Kader- und Etatplanung, sowie die Vertragsverhandlungen mit Beratern und Spielern zu seinen Aufgaben. „Die guten Entscheidungen, die im Vorstand getroffen werden, muss ich dann im operativen Bereich umsetzen. Darin sehe ich eines meiner zentralen Arbeitsfelder. Bei Transfers läuft es in der Regel so ab, dass Peter Rubeck den ersten Kontakt herstellt und schaut ob es passt. Wenn das der Fall ist, dann setze ich mich mit den Beratern an einen Tisch und verhandle um einen Vertrag“, erlaubt er einen Einblick in seinen Arbeitsalltag.
Immer wieder hat dieser Arbeitsalltag insbesondere zu Zeiten der Transferphasen deshalb auch besondere Highlights für Jens Schug parat: „Ich betrachte meine Arbeit auch mit einer Menge Demut. Vor einem Jahr hätte ich viel für möglich gehalten, aber nicht, dass ich heute hier sitze und Milorad Pekovic verpflichte. Solche Momente erfüllen einen mit Stolz und motivieren auch für die weiteren Aufgaben.“
Aufgaben hat Schug noch viele vor sich. Mehr Präsenz in der Region und der Stadt soll das Team zeigen. Es soll jung und hungrig sein, mit hohem Identifikationsfaktor für die Fans. All die Arbeit soll mittelfristig zu einem klaren Ziel führen, dessen Formulierung der Weiersbacher nicht scheu ist: „Eintracht Trier braucht nachhaltigen Erfolg. Das ist unser klares Ziel. Wenn wir jetzt im Verein alle an einem Strang ziehen, egal ob haupt- oder ehrenamtlich, dann haben wir eine realistische Chance in absehbarer Zeit ganz nah am Aufstieg zu sein – und dann auch die Basis zu haben, uns zu etablieren.“
„Ohne die Jugend können wir das nicht schaffen“
Der Konzeptwechsel, der zur neuen Spielzeit vollzogen wird, wird dabei von Schug nicht nur mitgetragen, sondern forciert: „Dieser Verein braucht keine Söldner, die vielleicht irgendwann mal höherklassig eine gute Zeit hatten. Ohne die Jugend können wir den Aufstieg und einen möglichen Klassenerhalt kaum schaffen. Man muss sich bewusst machen, wofür Eintracht Trier überhaupt steht, was die Wurzeln des Vereins sind. Der SVE lebt von der Leidenschaft. Damit erreicht man auch die Zuschauer.“ Ein zentraler Baustein im Umdenken des Klubs ist für Schug insbesondere Trainer Peter Rubeck. „Peter Rubeck ist Vollbluttrainer durch und durch. Wir arbeiten sehr eng zusammen. Das Konzept, mit dem wir in Zukunft erfolgreich sein wollen, wäre so mit seinen Vorgängern nicht möglich gewesen.“
Obwohl Schug erst seit wenigen Monaten für Eintracht Trier tätig ist, spürt man mit jedem Satz, dass er dem Verein bereits verfallen ist. Da sitzt einer, der genau das, was den Verein in Zukunft ausmachen soll, vorlebt. Den Mythos und die Seele des Klubs beschreibt Schug wie folgt: „Hier steckt unglaublich viel Herzblut drin. Es ist unfassbar, wie viele Leute sich für die Eintracht aufopfern. Vom Zeugwart, übers Catering bis zum Marketing hauen sich die Leute täglich 4-5 Stunden für diesen Verein um die Ohren. Das ist wie ein Sog der einen einzieht. Auch die Kritik der Fans resultiert ja nur aus dem unbedingten Wunsch heraus, dass dieser Verein Erfolg hat.“
Schlussendlich wird man das Gefühl nicht los, dass sich Verein und Geschäftsführer gesucht und gefunden haben. Schug verkörpert mit seiner ganzen Art die Werte des Vereins und wirkt zugleich wie ein Ruhepol auf das hektische und stets nervöse Umfeld des Vereins. Mit seiner Art, seinen Ideen und seinen klaren Konzepten kann Jens Schug auf Dauer ein echter Glücksfall für Eintracht Trier werden. Nur eine Sache hat der 36-Jährige nicht selbst in der Hand: Er kann das Team nicht selbst in Liga drei schießen. Das müssen diejenigen erledigen, die selbst noch das Trikot mit der Porta Nigra auf der Brust tragen..
Lukas meint
Na dann hoffen wir mal das Beste!