Die EU-Hauptstadt Brüssel liegt rund 250 Kilometer oder ungefähr 2 1/2 Stunden von unserer Mosel-Hauptstadt entfernt. Das ist eigentlich nicht viel und bietet sich Entfernungs-technisch durchaus für kurze Tagestrips an, die man genauso ins 200 Kilometer entfernte Köln oder das eben so weit entfernte Frankfurt durchführt. Von derartigen Ausflügen ins belgische Machtzentrum hört man eher selten…warum eigentlich?
Trier. Wenn man das erste Mal die Luft der belgischen Millionenmetropole atmet fällt vor allem eines auf: Es riecht beinahe an jeder Straßenecke nach Essen. In jeder Einkaufsmeile, Fußgängerzone, Seitengasse reihen sich die kulinarischen Angebote nur so aneinander und laden zum ausführlichen Schlemmen ein. Bei manchen Läden, wie beim „Fritland“ nahe dem imposanten Grand Place beim Rathaus, reihen sich um die Mittagszeit gar hunderte Menschen in einer langsam voranschreitenden Schlange aneinander, um die besten Fritten der Stadt zu probieren. Um den Titel streiten sich allerdings gleich mehrere Läden in der Stadt. Ähnlich leidenschaftlich ergeht es übrigens der belgischen Waffel, die hier verführerisch duftend in allen Variationen an den Mann gebracht wird.
Aber man kommt ja nicht nur nach Brüssel zum Essen (so war es zumindest nicht geplant…)! Die Stadt hat aber auch abseits von frittierten Kartoffeln mehr zu bieten, als man denkt. Die Innenstadt ist – wie nicht anders zu erwarten – von Touristenmassen überflutet, die sich in erster Linie am Grand Place tummeln, der beim ersten Betreten ein wahrer Augenöffner ist. Die gotische Architektur des Rathauses, welches von einer barocken Fassadenfront umringt ist, macht ihn zu einem der schönsten Plätze Europas und gehört seit 1998 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Aber auch abseits des Trubels flaniert es sich ganz hervorragend durch die belgische Metropole. Zahlreiche enge Gässchen, die mitunter stark an Paris erinnern, laden zum entspannten Entdecken kleiner Läden und Restaurants ein. Immer wieder wird das Stadtbild durch klein Plätze und Parks aufgelockert, die zum Verweilen einladen. Überhaupt wirkt Brüssel deutlich großzügiger geplant als viele andere europäische Großstädte. Ähnlich wie in London trägt das Königshaus maßgeblich dazu bei, durch welches besonders weitläufige Parks wie der Parc de Bruxelles direkt am Palais de Bruxelles mitten im Stadtgebiet erstrahlen.
Das vielleicht bekannteste Wahrzeichen der Stadt, das zur Weltausstellung im Jahr 1958 errichtete Atomium, thront im Norden der Stadt am Rande einer besonders weitläufigen Grünanlage, welche auch Teil einer Schlossanlage ist. Das Atomium selbst, das seinerzeit als Symbol für das Atomzeitalter und die friedliche Nutzung der Technologie errichtet wurde, ist in seiner schieren Größe mehr als beeindruckend und ein wirklich lohnenswerter Zwischenstopp beim Stadtbummel.
Ebenfalls spannend ist ein Ausflug in die Schaltzentrale der EU. Bei einem Tagesausflug bleibt vermutlich keine Zeit für eine ausführliche Besichtigung des Europäischen Parlaments, ein kurzer Spaziergang durch das herausgeputzte Polit-Viertel ist aber durchaus interessant. Nirgendwo sonst in der Stadt stoßen Moderne und klassische Architektur so deutlich aufeinander.
Hier wird aber auch deutlich, welcher dunkle Schatten zur Zeit über allen europäischen Großstädten liegt. Schwer-bewaffnete Militärpolizisten streifen in Dreiergruppen durch das Regierungsviertel und sind auch auffällig oft in der eigentlichen Innenstadt zu sehen. Permanent im Anschlag befindliche Maschinengewehre zeugen vor der ständigen Bedrohung, der man sich hier ausgesetzt sieht seit den verheerenden Anschlägen am 22. März 2016.
Als perfekter Zeitpunkt für einen Ausflug in die belgische Hauptstadt eignet sich übrigens das Wochenende, da an diesen Tagen das Polit-Viertel wie ausgestorben ist, da sämtliche EU-Politiker zuhause bei ihren Familien sind. So hält sich der Verkehr in Grenzen und es flaniert sich noch entspannter durch das wunderschöne Zentrum der EU.
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