Am vergangenen Mittwoch ging die Nachricht um die Welt: Das Azure Window auf der Insel Gozo, die zum Archipel der Republik Malta gehört, ist eingestürzt. Eigentlich sprechen wir hier nur von einem abgebrochenen Stück Felsen, aber die oft unsterblich wirkenden Stein-Formationen haben nicht nur auf Malta eine eingeschworene Fan-Gemeinde.
Trier / Malta. Nicht nur unter Sonnen-hungrigen Touristen, sondern auch bei Fans der Popkultur hatte das charakteristische Felsentor einen wichtigen Stellenwert. Immerhin heiratete Daenerys Targaryen hier in einer mit Sex und Gewalt getränkten Zeremonie alles andere als freiwillig ihren Khal Drogo und wurde damit zur Khaleesi, die fortan einen nicht unerheblichen Teil der HBO-Hit-Serie „Game of Thrones“ ausmachte.
„Plötzlich fiel der Bogen mit einem lauten Knall ins Meer, das Wasser spritzte hoch. Als sich der Sprühnebel lichtete, war auch der Felsbogen weg“, so ein Augenzeuge gegenüber der Times of Malta. Ob Premierminister oder Urlaubsguru: weit über die Grenzen Maltas hinaus nahen die Menschen Anteil an dem dramatischen Verlust, der eigentlich ein vollkommen natürlicher Teil eines Prozesses darstellt, der das Azure Window erst entstehen ließ.
Vor Millionen von Jahren wurde das berühmte Felsentor durch Wind und Wetter geschaffen und umso mehr sich das Meer, der Wind und der Sand durch den Felsen gegraben haben, desto klarer wurde das ferne Schicksal, welches das Azure Window nun ereilt hat. Bereits Anfang 2016 war ein nicht unwesentliches Stück während einem Sturm aus der Formation herausgebrochen. „Über die Jahre in Auftrag gegebene Studien hatten darauf hingewiesen, dass unvermeidliche natürliche Zersetzung dieses Wahrzeichen heftig treffen würde. Dieser traurige Tag ist nun gekommen“, so Maltas Premierministier Joseph Muscat via Twitter.
Für Malta fällt mit dem abrupten Verschwinden des Azure Window ein nicht zu unterschätzender Touristenmagnet weg. Nicht nur durch die Verlagerung des Tourismus im Mittelmeer weg von der Türkei und Ägypten hin zu Spanien, Italien und eben auch Malta, sondern auch wegen dem sogenannten „Hobbit“-Effekt, durch den Film- bzw. in diesem Fall die „Game of Thrones“-Serienfans die Locations ihrer Fantasy-Welten besuchen wollen, fehlt der Insel Gozo und damit der Republik Malta von jetzt auf gleich eine Hauptattraktion.
Das Phänomen und die Anziehungskraft solcher Felskulissen oder speziell derartiger Felsbögen lässt bzw. ließ sich nicht nur auf Malta, sondern weltweit beobachten. Im US-Bundesstaat Utah gibt es einen ganzen National Park zu diese sogenannten Arches, die dem Park auch seinen Namen geben: Arches National Park. Mitten im wilden Westen, rund 4 Stunden Autofahrt von jeder größeren Stadt entfernt, zieht diese ikonische Kulisse Jahr für Jahr die Touristenmassen ins verschlafene Western-Städtchen Moab, die beim Herumklettern zwischen den verschiedensten Felsformationen den Alltagsstress vergessen. Dabei ist mitten auf dem Colorado Plateau liegende Landschaft im Gegensatz zum Azure Window alles andere als vom Ozean geschliffen und ausgehöhlt. In der kargen Wüstenlandschaft sind es Wind, Regen und Eis, die über Millionen Jahre die unwirklichen Landschaften formen.
Der Landscape Arch, ebenfalls im Arches National Park zu finden, ist mitt 88,4 Metern der fünft-längste natürliche Felsbogen der Welt und auch seine Uhr ist am ticken. Seit 1991 haben sich 3 Sandstein-Stücke gelöst, von denen das größte eine Länge von 21 Metern aufwies. Seitdem ist der Wanderweg, der unter dem Bogen entlang führte, gesperrt. Auch in Utah ist man sich bewusst, dass die bizarren Landschaften nur Momentaufnahmen in einem viele Millionen Jahre andauernden Prozess sind, der unweigerlich im Einsturz der majestätischen Felsbögen enden wird.
Wer also einmal diese nur scheinbar unsterblichen Naturkulissen bewundern will, sollte seine Reisepläne nicht auf die lange Bank schieben. Mit Flügen nach Las Vegas, Salt Lake City oder Denver kommt man in die ungefähre Nähe des Arches National Parks und muss von dort noch via Mietwagen 4 Stunden ins Niemandsland fahren, welches inspirierender nicht sein könnte. Die Fragilität der Arches, genau wie der Einsturz des Azure Window auf Gozo macht deutlich wie endlich die nach Außen so monumental wirkende Naturkulisse eigentlich ist.
Titelbild: Giuseppe Milo ; https://flic.kr/p/JNsBvf (Creative Commons-Lizenz)
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