Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein….was aber, wenn man gar nicht erst in die luftigen Höhen kommt. Die US-Airline United bekommt das gerade gehörig zu spüren…
Trier / Chicago. Stellt euch vor ihr habt einen Flug gebucht & bezahlt, habt ordnungsgemäß eingecheckt und sitzt schon im Flieger. Nun wird kurz vor dem Start euer Name per Losverfahren gezogen und ihr werdet gebeten, das Flugzeug zu verlassen, weil der Flug überbucht ist und noch dringend 4 United-Mitarbeiter mitfliegen müssen. Ihr wollt an Bord bleiben, weil ihr zu eurer Familie wollt oder wichtige Termine habt, schließlich habt ihr wie jeder andere für einen Platz in der Maschine bezahlt. Die Airline meint es aber Ernst, das Los hat entschieden und ihr werdet von Security-Mitarbeiter gegen euren Willen aus eurem Sitz gezerrt und derart unsanft aus dem Flugzeug geworfen, dass euch danach 2 Zähne fehlen und eure Nase gebrochen ist.
So geschehen an Bord einer United-Maschine in Chicago kurz vor dem Start nach Louisville, Kentucky am vergangenen Sonntag. David Dao, ein 69-jähriger Arzt wurde von Airline-Mitarbeitern aufgrund einer Überbuchung per Los ausgewählt, um Platz für eine United-Besatzung zu machen, die dringend nach Louisville musste. Mit den Worten „Ich kann nicht verspätet ankommen. Ich bin Arzt, ich muss morgen vor Ort sein.“ soll er sich gegen sein „Los-Glück“ gewehrt haben. Die Airline machte kurzen Prozess mit dem unkooperativen Passagier und löste damit einen Shitstorm ungeahnten Ausmaßes aus.
In Zeiten des Internets kann man einen solchen Vorfall in einem vollbesetzten Flieger eben nicht mehr unter dem Radar abwickeln. Der butale Rauswurf des blutenden Passagiers wurde von mehreren Passagieren mitgefilmt und tauchte wenig später im Internet auf, wo die heftigen Szenen sich verbreiteten wie ein Lauffeuer. Das konnte dann auch nicht der Mann an der Spitze des US-Airline-Giganten ignorieren. United Airlines CEO Oscar Munoz gab zunächst noch an, dass es die Schuld des sich weigernden Passagiers war, änderte diese Meinung mit wachsendem negativen Medienecho aber dann am kommenden Morgen bei ABC’s „Good Morning America“ recht schnell: „Er war ein zahlender Passagier auf unserem Sitz in unserem Flugzeug und niemand sollte so behandelt werden. Punkt.“
Passend dazu versuchte man auch bei den anderen Passagieren Schadensbegrenzung zu betreiben. Für alle gab es Flug-Gutscheine gegen das Versprechen, United Airlines nicht zu erklagen. Viele United-Passagiere reagierten auch darauf entsetzt, so zerstörten gleich mehrere „Frequent Flyer“ ihre United Vielflieger-Karten aus Protest…
My new #united card. Not planning to fly them any more after this: https://t.co/j24MuPiCpQ. 1k bye bye pic.twitter.com/NUge0Ypjni
— Josh Perfetto (@jperfetto) 11. April 2017
Ob bei Twitter oder Youtube: Die US-Airline, die im übrigen wichtiger US-Partner der Lufthansa in Ihrem Airline-Bündnis Star Alliance ist, steht im Negativ-Fokus der Presse und – was vielleicht noch geschäftsschädigender ist – des Internets, welches bekanntlich nichts vergisst. Demzufolge haben sich bereits Millionen-fach geklickte Youtuber wie Casey Neistat der Thematik angenommen und auch auf Spott-Netzwerken wie 9gag überschlagen sich die Memes mit United-Bezug…
Noch schmerzhafter dürfte der Einbruch an den Börsen sein. Um eine Milliarde US Dollar ging es in der vergangenen Woche an den Aktienmärkten nach unten. Am vergangenen Donnerstag folgte das offizielle Statement, dass man versuchen werde, ab jetzt alles richtig zu machen. Bis zum Monatsende sollen die neuen Vorhaben bereits umgesetzt sein: nie wieder soll Sicherheitspersonal einen Passagier aus einem Flugzeug entfernen, es sei den es handelt sich um ein Sicherheitsrisiko. Darüberhinaus soll die Organisation der sogenannten „crew movements“, also der Transport der United-Mitarbeiter für andere Flüge umstrukturiert werden und zu guter Letzt solle alle Mitarbeiter darauf geschult werden, dass der Kunde König ist. Schlimm genug, dass es einen Zwischenfall wie den des David Dao braucht, bis diese Dienstleistungs-Weisheit auch mal bei United angekommen ist…
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Titelfoto: Tomás Del Coro ; https://flic.kr/p/9EfXxx (Creative Commons)
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