Aus Mehring berichten Holger Görgen (Video) und Florian Schlecht (Text, Interviews)
Was für ein Befreiungsschlag: Der SV Mehring sendete im Abstiegskampf der Fußball-Oberliga ein echtes Lebenszeichen. Das 2:0 gegen Borussia Neunkirchen war das Ergebnis einer verschworenen Mannschaftsleistung – und ein gelungener Einstand für Spielertrainer Dino Toppmöller.
Es lief die 74. Minute, als Ahmet Boussi den ganzen Frust der letzten Wochen symbolisch in Form eines Trikots von sich abwarf. Der Angreifer hatte gerade den 2:0-Sieg gegen Borussia Neunkirchen perfekt gemacht, als es zu einem spontanen Gefühlsausbruch kam. Boussi riss sich sein Vereinsshirt vom Leib, rannte in Richtung der Tribüne, warf es ins Publikum, brüllte seine Freude laut raus, während seine Mannschaftskollegen angerannt kamen und ihren Torschützen herzten.
Die Gelbe Karte im Anschluss? Völlig egal. Boussi wollte diesen Moment mit den Fans teilen, diesen ersten Erfolg seit sechs sieglosen Spielen, in denen Mehring immer verunsicherter und nervöser auftrat. Das Lebenszeichen, das der Fußball-Oberligist nun vor 222 Zuschauern im Abstiegskampf sendete, war beeindruckend. Da stand eine Mannschaft auf dem Platz, in der von der ersten Minute jeder für seinen Mitspieler kämpfte und bei der auch die Hemmungen im Offensivspiel stufenweise verschwanden. Als sich das Team um 16.51 Uhr am Mittelkreis versammelte und Jubeltänze ausführte, war die Erleichterung förmlich greifbar.
„Endlich belohnt“
„Ich bin froh, dass sich die Jungs heute endlich belohnt haben“, war Dino Toppmöller der erste Mehringer, der lobende Worte fand. Für den Spielertrainer war das Debüt nach dem Rücktritt von Robert Jung nach der 0:1-Heimpleite gegen den TuS Mechtersheim rundum gelungen. Nicht nur, weil der Klub aus dem Dorf dem Traditionsverein unerwartet ein Bein stellen konnte. Toppmöller stellte wichtige Weichen nach 19 Minuten, als Mehring aus dem Nichts heraus in Führung ging.
In der Anfangsphase war der Heimelf zwar schon der Wille durch energische Zweikämpfe anzumerken, doch Neunkirchen hielt seine individuelle Klasse dagegen und verbuchte so früh Chancen. Pascal Stelletta gab kurz nach dem Anstoß einen ersten Warnschuss ab (1.), Torhüter Philipp Basquit lenkte einen Freistoß von Djemel N’Ganvala über die Latte (3.), Amodou Abdullei stellte sich nicht nur bei einem harmlosen Kopfball-Roller neben das Gehäuse nicht unbedingt als Torjäger vom Dienst vor (13.). Als dann die Platzherren in Person von Ahmet Boussi erstmals gefährlich in den Strafraum stürmten, gab es direkt Elfmeter. Der Angreifer wurde regelwidrig gelegt, den fälligen Strafstoß verwandelte Toppmöller zum 1:0. Einen Anteil am Erfolg schrieb „Toppi“ aber auch seinem Vorgänger zu. „Robert hat Neunkirchen im Vorfeld schon beobachtet und uns geholfen. Ich werde morgen sicher mit ihm telefonieren und ihm von dem Spiel erzählen.“
Der Vorsprung gab Mehring echten Rückenwind, auch wenn sich das Spiel offen gestaltete. Während Michael Fleck bei seinem engagierten Comeback bei einem Kopfball energisch gestört wurde (25.), wehrte auf der anderen Seite Basquit gegen den durchgestarteten Karaoglan ab (31.). Nach der Pause nahm dann die Dramatik zu. Erst vergab Fleck aus guter Position nach einer Vorarbeit des agilen Maximilian Meyer (46.). Anschließend dezimierten sich die Gäste selber, als es zur Rudelbildung kam. Stelletta hielt den Schlappen drauf, Diederich stieß den Mittelfeldspieler um und bekam unmittelbar die Retourkutsche von Abduhl Kizmaz, der den Mehringer Außenverteidiger zu Boden schubste. Die Folge war die Rote Karte für Kizmaz. Diederich und Stelletta kamen dagegen glimpflich davon.
Ferner kritisiert Selbstüberschätzung
Der Platzverweis spielte Mehring in die Karten. In Unterzahl lauerte das Heimteam auf Konter und schlug zu, als es die Gelegenheit hatte. Sebastian Ting, der sich nach seiner Fersenprellung in einer bestechenden Form präsentierte, leitete den entscheidenden Angriff ein. Mit einem feinen Pass bediente er Meyer, der leitete in die Mitte weiter zu Boussi und der traf zum 2:0. „Das war ein unbeschreibliches Gefühl und tat nach der langen Zeit ohne Sieg nur gut“, freute sich der Torschütze. „Wir haben es geschafft, einer Spitzenmannschaft den Schneid abzukaufen“, jubilierte Co-Trainer Erwin Bradasch. „Auch ein höherer Sieg wäre möglich gewesen“, hatte er dabei noch die Möglichkeit von Boussi in der Nachspielzeit im Hinterkopf. Aber das war nur ein Schönheitsfleck und zählte an diesem Nachmittag nicht mehr, der für Mehring eine Wende bedeuten könnte. Am Mittwoch kann nun bei der SG Betzdorf nachgelegt werden.
Anders gestaltete sich dagegen die Gefühlslage bei Borussia Neunkirchen, wo Dieter Ferner nach dem dritten Spiel in Folge ohne Punkt und Tor deutliche Worte fand. „Der Sieg für Mehring war hochverdient, da beißt die Maus keinen Faden ab. Ich will jetzt nicht viel sagen, weil ich es morgen vielleicht bereue.“ Dann legte die Trainerlegende aus dem Saarland aber doch los. „Wir haben Jungs dabei, die sich maßlos überschätzen und es nicht schaffen, auf dem Platz Butter bei die Fische zu bringen. Das ist eine interne Sache, die jetzt zu klären ist.“
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Statistik
Mehring: Basquit – Diederich, Kohl, Müller, Eifel – Meyer, Ting (77. Lorenz) – Boussi, D. Toppmöller, Weinberg (21. Kohlei) – Fleck (62. Kön).
Tore: 1:0 D. Toppmöller (19., Foulelfmeter), 2:0 Boussi (74.).
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Das VIDEO zum Spiel
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Neunkirchen Fan meint
Absolut verdienter Sieg einer Mehringer MANNSCHAFT !
Glückwunsch …
karl-peter meint
Gut gekämpft Mehring.Kampf und Wille war da ,Spiel war gut.
Aber ausruhen ist nicht.Waren noch einige Fehler ,Teilweise zu überhastet beim abspiel,Torchancen (Fleck nach der Halbzeit,Boussi am Schluss)hätten müssen verwetet werden.
Schwung mit ins nächste Spiel nehmen und weiter viel trainieren.