Mit dem Erkennen, Beurteilen und Verhindern von Misshandlung und Vernachlässigung von Kindern hat sich eine Tagung an der Katholischen Akademie Trier am 23. und 24. Oktober beschäftigt.
Die Zahl der Todesfälle gehe bundesweit zurück, doch die Zahl der Kinder, die Misshandlungen erleiden müssten, stiege nach wie vor, sagte Dr. Martin Fuchs, Internist und Vorsitzender der Bezirksärztekammer Koblenz. Hilfsangebote gebe es oft nur für die Kinder. Sinnvoll sei es aber, dass auch die Eltern mit einbezogen würden. „Denn Eltern, die als Kinder schon geschlagen wurden, tun das häufig später auch bei ihren eigenen Kindern, weil sie es nicht besser wissen.“ Er forderte Ärzte auf, sich viel Zeit zu nehmen bei den Untersuchungen von Kindern. Dabei solle auch das Schlimmste ins Auge gefasst werden, wenn auch nicht jeder blaue Fleck von einer Misshandlung stamme. Doch wenn die Verantwortlichen aufmerksam seien, könne manche Kindesmisshandlung früher entdeckt werden.
Um Kindesmisshandlung vorzubeugen wurde die Kampagne „Keiner fällt durch’s Netz“, im Rahmen der Tagung in Trier vorgestellt. Das ist eine Kooperation zwischen der Hessenstiftung, den Kreisen Bergstraße und Offenbach, dem Saarland und dem Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie des Universitätsklinikums Heidelberg. Allen Eltern werde im Rahmen der Kampagne die Elternschule „Das Baby verstehen“ zur Stärkung der elterlichen Sicherheit angeboten. „Besonders belastete Familien erhalten Hausbesuche durch eine Familienhebamme über das gesamte erste Lebensjahr, um die Eltern ab der Geburt des Kindes in basalen elterlichen Kompetenzen zu fördern“, erläuterte die Psychologin Kerstin Scholtes. So könnten Hebammen zur zentralen Bezugs- und Unterstützungsperson für die Mütter werden. In Fällen, in denen die Hebammen im Laufe dieses Jahres ein Risiko feststellten, würden die Familien an die bestehende Hilfeeinrichtungen vermittelt.
Im Gespräch zwischen Ärzten, Krankenschwestern, Hebammen und Sozialarbeitern wurde deutlich, wie wichtig eine Vernetzung der verschiedenen Beteiligten ist, um Kindesmisshandlung früh zu entdecken oder zu verhindern. „Prävention kostet Geld und es müssen Menschen vor Ort sein, die weiter helfen. Was Gesellschaft und Politik jetzt investieren, muss später nicht in die Nachsorge gesteckt werden“, betonte Dr. Hans Gerd Wirtz von der Katholischen Akademie in Trier.
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