Die eGaming Szene bietet inzwischen eine fest etablierte Möglichkeit zur Freizeitgestaltung. 5vier.de wirft einen Blick auf Triers Gaming-Szene und spricht mit den Organisatoren der fünften UNIverse LAN-Party.
Trier. Es ist ein Phänomen der letzten zehn Jahre. Großangelegtes eGaming ging einher mit der stetigen Entwicklung des Internets und wurde spätestens mit der Erfindung der Flatrate zum Breitensport. Ja, der letzte Satz war korrekt: Sport. eGaming erfreut sich bei zahllosen Spielern großer Beliebtheit und lockt inzwischen Computer- und Konsolenbegeisterte aller Altersklassen vor die Bildschirme und Fernseher. Auch hier in Trier gibt es sie, die begeisterten Computerspieler.
Konsolenclans und LAN-Partys
Seit den letzten Jahren gibt es zwei deutliche Entwicklungen in der eGaming-Szene. Das Spielen zu Hause wird immer mehr vom Büro-PC ins Wohnzimmer verlegt. Die NextGen-Konsolen Wii, XBox und Playstation 3 machten das Online Gaming endgültig kinderleicht und damit auch gesellschaftsfähig. Unter jüngeren Spielern ist die XBox der Favorit. Auch hier in Trier gibt es XBox-Clans und Fangemeinschaften einzelner Spiele, die sich regelmäßig treffen, ohne ihr jeweiliges Wohnzimmer zu verlassen. Die Bandbreite an Spielen ist hier weit größer als viele Uneingeweihte glauben wollen. Renn- und Geschicklichkeitsspiele, taktische Shooter, Rollenspiele und sogar Rätsel- und Quizspiele laden inzwischen dazu ein, sich mit anderen Spielern aus aller Welt zu messen oder zusammenzutun.
Auf der anderen Seite der eGaming-Szene stehen LAN-Partys, die noch immer klar von der PC-Welt dominiert werden. Hier treffen sich spielebegeisterte Menschen mit ihren PCs und treten in ausgewählten Spielen mittels eines lokalen Netzwerkes (Local Area Network: LAN) gegeneinander an. Auch diese LAN-Partys findet man in Trier – nämlich an der Universität Trier.
Freies Spiel und Workshops
Es ist nicht allzu überraschend, das hinter der UNIverse LAN-Party ausgerechnet die Fachschaft Informatik zu finden ist.
„Die Informatiker stehen dem Computer und damit auch den Computerspielen logischerweise sehr nahe“, erklärt Daniel Fett, Sprecher des Fachschaftsrates der Informatik, „Aber die Veranstaltung ist keinesfalls auf Studenten unseres Fachbereichs beschränkt.“ Bei der UNIverse LAN-Party werden bis zu 60 Spieler ihre Fähigkeiten in Spielen wie Unreal Tournament, Quake 3 oder der Wirtschafts- und Taktiksimulation Age of Empires messen.
Wer nun aber glaubt, dass die Teilnehmer nur hinter ihrem Bildschirm sitzen und kein Wort miteinander sprechen – ein Bild, das viele von solchen Veranstaltungen haben – der täuscht sich gewaltig. Die Fachschaft bietet neben dem freien Spiel auch Workshops an: ein Linux Crashkurs und Workshops über Webprogrammierung oder Websicherheit stehen genauso auf dem Programm, wie ein großes eGaming-Turnier mit dem OpenSource Shooter Urban Terror.
Turniere wie im Stadion
Das Urban-Terror-Turnier ist ein Novum auf der LAN-Party der Fachschaft. Hier tritt der sportliche Faktor der Veranstaltung deutlich zu Tage: Mannschaften von mindestens zwei Personen melden sich zum Turnier an und geben eine Reihe von Karten an, auf denen sie spielen wollen. Geregelt wird das Ganze, wie bei jedem anderen Sport auch, durch einen Satz an Vorgaben zum Ablauf des Turniers, der Ausrüstung der Spielcharaktere und allen anderen wichtigen Faktoren. Bei der UNIverse lehnt man sich hier an das Urban-Terror-Regelwerk der Electronis Sport League (ESL) an.
„Das Turnier wird nach einen Baumsystem abgehalten“, erklärt Fachschaftsmitglied und Turnier-Organisator Erik Boritsch, „Je nach Teilnehmerzahl wird es also ein Achtelfinale, ein Viertelfinale und so weiter geben.“ Aufbau und Ablauf unterscheiden sich kaum von anderen Sportveranstaltungen. Dennoch haben Kritiker schon vor einiger Zeit einen anderen Namen für die bei LAN-Parties bevorzugten Spiele gefunden: Killerspiele.
Sportlicher als Schach
Die Fachschaft sieht in der Organisation und Durchführung einer LAN-Party, auf der die von Spielgegnern gerne als „Killerspiele“ bezeichneten Spiele oft und lang über die Bildschirme flackern, überhaupt kein Problem. Warum? Die Spiele mögen zwar virtuelle Soldaten gegeneinander schicken, aber vor den Rechnern herrscht keine Kriegsstimmung.
„Eine LAN-Party hat nichts mit Gewalt zu tun“, so Fett, „Hier treffen sich volljährige, intelligente Menschen, um ihrem Hobby nachzugehen. Jeder dort ist in der Lage Spiel und Realität auseinander zu halten.“ Auch hätten die Einzelgänger, wie die Amokläufer, durch welche die gesamte Killerspieldebatte ins Rollen kam, kaum einen Platz auf einer solchen Veranstaltung.
„Ein Turnier, wie wir es anbieten ist Sport, keine Gewaltverherrlichung“, meint Boritsch, „Die Spieler brauchen Reaktionszeit, Konzentration und müssen Teamgeist zeigen. Einzelgänger haben da keine Chance auf Erfolg.“ Es geht mehr um das Zusammenspiel, als um das Gegeneinander. Auf der LAN-Party treffen sich Gleichgesinnte, die ihre Interessen teilen und neue Freundschaften schließen.
„Eine LAN-Party ist deutlich sportlicher als Schach“, meint Fett, „Und es gibt kaum etwas Friedlicheres als ein eGaming-Turnier. Wer das nicht glaubt, der ist gerne eingeladen, uns auf der nächsten LAN-Party zu besuchen.“
Kostenloser Spaß an der Uni
Über Besucherzahlen konnte sich die UNIverse LAN-Party bis dato auf jeden Fall nicht beklagen. Bei den letzten vier Inkarnationen kamen zwischen 35 und 45 Spieler, dieses mal sollen es ein paar mehr werden. Es gibt vieles, was für einen Besuch der Party spricht: „Wir haben ein sehr gutes Angebot. Die Uni ist für die meisten Studenten nicht weit, die Party ist kostenlos und da wir keine Profitveranstaltung sind, gibt es auch günstig Getränke und Verpflegung zu kaufen“, so Fett.
Die UNIverse ist damit eine relativ typische LAN-Party, bei der eben der Sport- und der Spaßgedanke im Vordergrund steht.
„Unser Konzept hat sich bewährt“, schließt Fett, „Wir sind der Uni sehr dankbar, dass man uns die Räumlichkeiten hier für eine solche Veranstaltung nutzen lässt und hoffen, dass auch die folgenden Fachschaftsräte die LAN-Party-Organisation weiterführen.“ Die nächste Ausgabe steigt kommenden Freitag ab 18 Uhr in der Kapelle auf Campus II.
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Claas meint
Sehr schöner Artikel, differenzierte Betrachtung eines Sports statt „Killerspiele“-nonsens.
Ich find es übrigens super, dass die Uni so etwas ermöglicht!