von Stephen Weber
Die große Sensation blieb aus: Im Pokalviertelfinale unterlag die TBB Trier auswärts bei ratiopharm Ulm mit 70:99 (33:50). Der vergebliche Kampf der Moselstädter wurde an diesem Abend gegen enorm treffsichere Schwaben nicht belohnt, die souverän und verdient die dritte Partie in der laufenden Saison gegen die TBB gewannen. Ulm hat sich nun durch den Sieg für die „Final Four“-Spiele am 23./24. März in Berlin qualifiziert.
Es war ein Abend der gemischten Gefühle: Während die TBB auf der einen Seite stolz war, überhaupt im Viertelfinale des nationalen Pokals zu stehen, überwog auf der anderen Seite der Frust über die deutliche 70:99-Klatsche gegen die Hausherren aus Ulm. Coach Rödl fasste im TBB-Livestream die Partie mit seinen eigenen Worten zusammen: „Wir haben uns die Situation, heute hier zu spielen, hart erkämpft und trotz der drückenden Unterlegenheit nie aufgegeben. Aber Ulm war heute von Beginn an unfassbar gut. Ich glaube, allein in den ersten zwei Minuten haben sie vier Dreier versenkt und man spürte, dass sie nur vor Selbstvertrauen so strotzen.“
„Traumwandlerische Treffsicherheit“
Rund 20 Fans aus Trier waren mit in den Ulmer Hexenkessel gereist und sahen eine gastgebende Mannschaft, die früh klarstellen wollte, wer der Favorit in der Halle ist. Der ehemalige NBA-Profi Allan Ray verwandelte in kürzester Zeit drei Dreipunktewürfe und brachte somit seine Mannschaft rasch auf die Siegerstraße. Diese starke Quote aus der Ferne sollte sich für Trier wie ein Fluch durch die komplette weitere Partie ziehen, sodass Coach Rödl nach der Schlusssirene von einer „traumwandlerischen Treffsicherheit“ des Tabellenzweiten sprach. Bei der TBB war es vorneweg Andreas Seiferth, der sich wacker gegen die drohende Niederlage stemmte – doch beinahe jeder nicht verwandelte Wurf seines Teams wurde von den Schwaben mit einem Defensivrebound und dem darauffolgenden erfolgreichen Fastbreak bestraft, weshalb die Moselaner das erste Viertel mit einem 18:24-Rücksstand beendeten.
Danach folgte die entscheidende Phase der Partie: Nach einem furiosen 6:0-Start der TBB durch Vitalis Chikoko und Bastian Doreth fand Ulm abermals jenseits der Drei-Punkte-Marke die passenden Antworten und demoralisierte dementsprechend gekonnt jegliche Aufbäumversuche des Kontrahenten. Der sonst so agile Nate Linhart blieb über weite Strecke der Partie ungewohnt blass und konnte dem Trierer Aufbauspiel selten die richtigen Impulse verleihen. Als dann vier Minuten vor der Halbzeit der Vorsprung der Hallenherren wieder auf über zehn Punkte anwuchs, merkten viele, dass es an diesem Tag wahrscheinlich zu schwer werden wird, den Ulmer Knoten zu durchbrechen. Doreth meinte im TBB-Livestream dazu: „Wir haben heute zu wenige Offensivrebounds geholt und zu einfache Fastbreaks kassiert. Ulm war einfach reifer als wir und man hat in einigen Momenten erkannt, dass sie derzeit die beste Offensive der Liga stellen.“ Mit einem 50:33 für die Ratiopharms ging es schließlich in die Halbzeitpause.
Schaulaufen in der zweiten Hälfte
Wer nach dem Seitenwechsel mit einem ähnlichen Aufbäumen Triers wie am Wochenende rechnete, der irrte sich. Die TBB vergab weiterhin viele gute Würfe und Ulm setzte im Gegenstoß nach wie vor gezielte Dolchstöße zum Erfolg. Im Stile einer Spitzenmannschaft verwaltete der amtierende Vizemeister und Pokalsieger von 1996 seine Führung, tat nicht mehr als nötig, wusste aber jederzeit, die richtige Reaktion zu präsentieren. Ein zermürbender Kampf, den Trier nie richtig annahm. Diesen Eindruck hatten im TBB-Livestream sowohl Doreth („Ich bin schon etwas enttäuscht, dass wir uns in der zweiten Hälfte nie richtig reingebissen haben und früh aufsteckten.“), als auch sein Mitspieler Chikoko: „Wir wollten wirklich gewinnen, aber unsere Defensive war heute einfach zu schwach, wodurch wir zu viele Würfe zugelassen haben.“ 74:52 lautete die Ulmer Führung, als das Spiel in das finale Viertel abbog.
Die einzigen beiden Aufreger im vierten Spielabschnitt waren einerseits die knapp verpasste 100-Punkte-Marke der Hausherren und andererseits eine Ohrfeige von Topscorer Allan Ray (24 Punkte) gegen Jarrett Howell, die ihn wegen disqualifizierenden Verhaltens frühzeitig unter die Dusche beförderte. Als sich der Trierer Linhart drei Minuten vor Schluss zaghaft über seine ersten Punkte des Abends freute, war dies eine bezeichnende Geste für die gesamte Partie, die nach 40 Minuten deutlich mit 99:70 zu Gunsten des Favoriten endete. Dennoch gelang es Henrik Rödl, positive Momente aus der Niederlage zu ziehen: „Es war unter dem Strich eine Erfahrung wert. Wir haben bitteres Lehrgeld bezahlt, aber uns nicht aufgegeben. Für das nächste mal wissen wir, wie in in so eine Partie zu gehen haben. Deshalb war es kein verschenkter Tag.“
Statistik TBB Trier: Stewart (15), Chikoko (10), Harper (10), Saibou (8), Seiferth (7), Mönninghoff (6), Doreth (5), Bucknor (4), Howell (3), Linhart (2)
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